NRW (red). Die nordrhein-westfälische Polizei stellt ihre Ermittlungen von ungeklärten Tötungsdelikten, sogenannten Cold Cases, neu auf. Mit einer besonderen Aufbauorganisation (BAO) und 28 neuen Stellen sollen ungelöste Fälle aus den vergangenen 50 Jahren bearbeitet werden. Die Stellen sollen mit ehemaligen Ermittlerinnen und Ermittlern besetzt werden, die Erfahrung haben in der Tatortarbeit, Aktenführung oder der Leitung von Mordkommissionen.
„Es ist kein Geheimnis, dass Cold Cases neben dem Tagesgeschäft bearbeitet werden müssen“, sagte Innenminister Herbert Reul. „Deshalb suchen wir pensionierte Mord-Ermittler, die sich intensiv um die Cold Cases kümmern können. Wir suchen Leute mit einer immer noch guten Spürnase, die Lust haben, jeden Stein nochmal umzudrehen, um die Täter zu kriegen.“
Seit 2017 baut das nordrhein-westfälische Landeskriminalamt eine Datenbank für ungeklärte Tötungsdelikte auf. In diese Cold Cases-Datenbank sollen alle ungelösten Tötungsdelikte aus den vergangenen 50 Jahren aufgenommen werden; das sind seit 1970 insgesamt 1.160 Fälle, die von Fallanalytikern des Landeskriminalamtes digital erfasst und anschließend analysiert werden. Bislang wurden 261 Fälle in die Datenbank aufgenommen und 23 Fälle neu aufgerollt.
Die besondere Aufbauorganisation, quasi eine Cold Case Sonderkommission aus Ermittlern des Landeskriminalamtes und der Kreispolizeibehörden, soll die Aufarbeitung systematisieren, verbessern und beschleunigen. „Wir sind deutschlandweit die Ersten und Einzigen, die die Aufarbeitung von ungelösten Fällen derartig strukturiert und zielgerichtet anpacken“, sagte Reul.
Voraussichtlich ab Oktober dieses Jahres sollen die 28 neuen Alt-Ermittler ihre Arbeit in der BAO aufnehmen. Ihre Aufgaben: Akten digitalisieren, Fälle strukturiert aufarbeiten, Aufklärungschancen erkennen und Ermittlungskonzepte erarbeiten. Sofern sich neue Ermittlungsansätze ergeben, übernimmt die örtlich zuständige Kriminalpolizei die weitere Fallbearbeitung. Innenminister Reul: „Vielleicht gibt es neue Erkenntnisse oder neue Techniken, vielleicht auch neue Rechtsgrundlagen, weshalb es sich lohnt, einen Fall wieder aufzurollen. Schließlich haben die Angehörigen ein Recht darauf, dass diese Fälle aufgeklärt werden, wenn es eine neue Spur gibt.“