Cookie-Einstellungen

Wir verwenden Cookies, um Ihnen ein optimales Webseiten-Erlebnis zu bieten. Dazu zählen Cookies, die für den Betrieb der Seite und für die Steuerung unserer kommerziellen Unternehmensziele notwendig sind, sowie solche, die lediglich zu anonymen Statistikzwecken, für Komforteinstellungen oder zur Anzeige personalisierter Inhalte genutzt werden. Sie können selbst entscheiden, welche Kategorien Sie zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass auf Basis Ihrer Einstellungen womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzhinweisen.

Essenziell

Diese Cookies sind für den Betrieb der Seite unbedingt notwendig und ermöglichen beispielsweise sicherheitsrelevante Funktionalitäten.

Statistik

Um unser Angebot und unsere Webseite weiter zu verbessern, erfassen wir anonymisierte Daten für Statistiken und Analysen. Mithilfe dieser Cookies können wir beispielsweise die Besucherzahlen und den Effekt bestimmter Seiten unseres Web-Auftritts ermitteln und unsere Inhalte optimieren.

Komfort

Wir nutzen diese Cookies, um Ihnen die Bedienung der Seite zu erleichtern.

Donnerstag, 14. November 2024 Mediadaten
Anzeige
Anzeige

Höxter (red). Im Krankenhaus geschehen lebensgeschichtliche Übergänge, die das Leben radikal verändern: Geboren werden und Sterben, schwere Krankheit und Genesung, Diagnosen und Verletzungen. Eine besondere Herausforderung war und ist Corona für die Krankenhausseelsorge, die das Bewusstsein der religiösen und existenziellen Dimension des Lebens gerade an diesem Ort wachhalten möchte. Friedhilde Lichtenborg ist eine der Seelsorger:innen im Evangelischen Kirchenkreis Paderborn, die Menschen in Krisen und Grenzsituationen begleiten. Ihr Einsatzort ist seit 2018 das St. Ansgar Krankenhaus in Höxter in Trägerschaft der Katholischen Hospitalvereinigung Weser Egge gGmbH. Durch persönliche Gespräche, Gebete, (Segens-) Rituale und Gottesdienste begleitet die Pfarrerin Patienten:innen bei Krankheitsverarbeitung und Lebensreflexion, unterstützt mit Hoffnung und Trost – in der Pandemie unter veränderten Voraussetzungen:

1. Wie hat sich Ihre Seelsorge-Arbeit durch Corona verändert?

Pfarrerin Friedhilde Lichtenborg: „Die Gestalt der Arbeit hat sich durch Corona verändert: Ich muss mich neu positionieren - und zwar im wahrsten Sinn des Wortes, denn ich muss mich mit Schutzkleidung - auf mindestens zwei Meter Abstand hinter dem Patientenbett-Ende ‚aufstellen‘. Habe ich vorher immer darauf geachtet, dass wir auf Augenhöhe sprechen und ich dadurch schon Nähe und Vertrauen aufbaue und auch Kontakt durch tatsächliche Berührungen herstelle - ist jetzt die wichtigste Regel: Abstand! Kein Kontakt! Sich und Patienten:innen durch Maske, Schutzkittel, Desinfektion schützen! Bevor ich ein Zimmer betrete, kläre ich noch im Türrahmen ab, ob der/die Patient*in überhaupt ein Gespräch will. Wenn nicht, kann ich die Schutzkleidung ‚sparen‘ und gehe zum nächsten Zimmer.

Schutz und Beschützen sind Hauptmotive geworden: Das vertrauliche seelsorgerliche Gespräch wird zum Schutzraum gegen die Angst. Der kleine, desinfizierte Bronzeengel, den ich verschenke, wird zum begreifbaren Symbol, dass Gott für uns Menschenkinder Schutz und Schirm sein will, wie es in den Psalmen heißt. Es geht auch um ein Beschützen der Patienten:innen vor der allgemeinen Unsicherheit, die durch Corona entstanden ist, mit der Versicherung: ‚Seien Sie beruhigt, hier sind Sie gut versorgt. Sie sind nicht allein.‘ Patienten:innen brauchten diese Zusicherung in der Corona-Zeit besonders deutlich. Viele haben das auch ausdrücklich immer wieder eingefordert, denn sie waren durch das Besuchsverbot ja ganz auf sich gestellt. Zum Beispiel konnte die ältere schwerhörige Dame sich nicht mehr darauf verlassen, dass die Tochter nachmittags kommt und alles regelt. Da musste viel beruhigt, nachgefragt und zum Beispiel beim Telefonieren unterstützt werden Es gab etliche Situationen, in denen ein Smartphone oder I-pad für ein Foto oder Video hilfreich gewesen wäre. Die Klinikseelsorge hat die Anschaffung entsprechender Geräte angeregt - vor allen Dingen für die isolierten Patienten:innen auf der Covid-Station. Leider konnte die Idee bis jetzt noch nicht umgesetzt werden.“

2. Was waren besondere oder eindringliche Erfahrungen?

F. L.: „Ein Fall auf der Covid-Station: älteres Ehepaar, immer zusammen, ‚nie getrennt‘ - die Frau wurde positiv auf das Coronavirus getestet und kommt ins Krankenhaus auf die Covid-Station. Der Ehemann kann sie nicht besuchen. Die Frau verstirbt auf der Station, zeitgleich kommt auch der erkrankte Ehemann auf die Covid-Station und kann seine Frau nur noch als Tote sehen, ist mittlerweile selbst schwer an Covid erkrankt und muss isoliert behandelt werden. Ich gehe zu ihm und höre von ihm die ganze Trauergeschichte und mir wird klar, dass ich die Einzige bin und sein werde, mit der er das besprechen kann. Trauerverarbeitung in 30 Minuten, denn länger sollte ich mich nicht im Zimmer mit zwei ansteckenden Covid-Patienten aufhalten. Mit den erwachsenen Töchtern kann er nur telefonieren. Diese organisieren die Bestattung der Mutter, der Vater kann nicht an der Beerdigung teilnehmen, und verstirbt auch nach einigen Tagen. Das ist ein Fall aus der Anfangssituation mit Covid: große Unsicherheit und Überforderung auf allen Seiten und die Erkenntnis, dass Isolation, auch wenn sie zum Schutz erforderlich ist, im Grunde unmenschlich und unwürdig ist. Denn in Krisensituationen gehören doch die Vertrauens-Menschen ans Kranken- und Sterbebett, die für den Kranken wichtig sind.“

3. Hat sich die Belastung durch Corona in Ihrem Arbeitsbereich inzwischen etwas entspannt, gibt es neue Herausforderungen?

F.L.: „Die Corona-Lage hat sich insgesamt, und auch insbesondere für mich und meine Arbeit, durch die Impfung entspannt. Natürlich müssen alle Hygiene- und Abstandsregeln weiter eingehalten werden und ich sitze auch noch mit Abstand am Bett, aber es ist alles nicht mehr so verkrampft und angstbesetzt. Auch Angehörige dürfen derzeit mit Anmeldung und getestet oder geimpft in einer festgelegten Besuchszeit ins Krankenhaus kommen. - Eine der neuen Herausforderungen - nicht nur für die Seelsorge - ist die Kommunikation mit den Angehörigen und ihre Einbindung in den Heilungsprozess. Es ist jetzt wirklich deutlich geworden, dass alle Beteiligten besser ‚zusammenspielen‘ müssen zum Wohl der Patienten:innen. Sicherlich ist dafür insgesamt mehr Pflegepersonal nötig. Doch es muss auch wieder mehr darum gehen, dass jede:r Krankenhausmitarbeitende ein wichtiger Teil im Gesamtbetrieb Krankenhaus ist und alle Mitarbeitenden wertvoll und wichtig sind. Die Pandemie hat gezeigt, dass das noch einmal neu gedacht und umgesetzt werden muss.“

Foto: KHWE

Anzeige
Anzeige
commercial-eckfeld https://commercial.meine-onlinezeitung.de/images/Holzminden/Eckfeld/Schwager_NEU_Eckfeld_01_2023.jpg#joomlaImage://local-images/Holzminden/Eckfeld/Schwager_NEU_Eckfeld_01_2023.jpg?width=295&height=255