Kreis Höxter (TKu). Massive Erweiterung der Windkraftzonen in OWL – Bürgerinitiative warnt vor negativen Folgen: Der Regionalrat hat kürzlich eine Änderung des Regionalplans für Ostwestfalen-Lippe (OWL) verabschiedet, die eine erhebliche Ausweitung der Windkraftzonen in der Region vorsieht. Die Bürgerinitiative „Gegenwind Köterbergland“ äußert scharfe Kritik an dieser Entscheidung und spricht von einer „ungezügelten Genehmigungsflut“ für neue Windkraftanlagen. Sie fordert eine stärkere Einbindung der Bevölkerung und mehr Rücksicht auf die Natur und Landschaft der Region.
Die Initiative sieht insbesondere das Weltkulturerbe Corvey in Gefahr. Die UNESCO-Organisation ICOMOS hatte bereits 2021 Bedenken geäußert, dass nahegelegene Windkraftanlagen den außergewöhnlichen universellen Wert der Welterbestätte gefährden könnten. Diese Bedenken seien, so die Initiative, seither nicht ausreichend berücksichtigt worden. „Corvey ist ein kulturelles Symbol und ein wichtiger touristischer Anziehungspunkt in OWL“, betont ein Sprecher der Initiative. „Der ästhetische und landschaftliche Wert unserer Region wird durch die Windkraftanlagen nachhaltig beeinträchtigt.“ Die Bürgerinitiative prangert zudem die hohen Kosten der Windkraft-Infrastruktur an, die letztlich durch die Verbraucher getragen werden. Insbesondere die umstrittene Gleichstromtrasse „Rhein-Main-Link“, die durch den Kreis Höxter führt, koste die Allgemeinheit rund zehn Milliarden Euro – aufgebracht über Netzentgelte auf den Stromrechnungen. Die Initiative warnt außerdem vor möglichen Umweltschäden: Der Verlauf der Trasse drohe das Saumer-Quellgebiet zwischen Fürstenau und Löwendorf zu gefährden.
„Der Ausbau der Windenergie darf nicht die Belange der Anwohner und die Lebensqualität in unserer Region gefährden“, fordert die Initiative. Der drastische Ausbau von Windkraftanlagen, besonders im Kreis Höxter, gehe auf Kosten der Landschaftsattraktivität und des Naturschutzes. Mit mehr als jeder anderen Region in OWL werde hier die Industrialisierung der Außenbereiche vorangetrieben, ohne Rücksicht auf die Folgen für Mensch und Natur. Die Bürgerinitiative ruft die Bevölkerung auf, ihre Einwände in das öffentliche Beteiligungsverfahren einzubringen, um dem Ausbau klare Grenzen zu setzen. Die Planunterlagen liegen öffentlich zur Einsicht aus und können auf der Webseite der Bezirksregierung Detmold eingesehen werden (https://www.bezreg-detmold.nrw.de). Auch auf der Seite der Bürgerinitiative Gegenwind Köterbergland (www.gegenwind-koeterbergland.de) finden Interessierte eine Vorlage für Stellungnahmen. „Wer die Region liebt, sollte jetzt aktiv werden und Stellung beziehen“, appelliert die Initiative abschließend.
Folgende wörtliche Stellungnahme zur 1. Änderung des Regionalplans OWL (Wind/Erneuerbare Energien) hat die Bürgerinitiative im Wortlaut an den Regierungsbezirk Detmold gesandt:
Kreis Höxter (BI). Die Ausweisung von Windvorrangzonen ist ein zentraler Bestandteil der Energiewende, jedoch werden die potenziellen Auswirkungen auf Landschaftsbild, Naturschutz, Artenschutz und die Gesundheit der Anwohner inzwischen komplett ausgeblendet. Der ungezügelte Ausbaus im Kreis Höxter beschleunigt sich noch, täglich gibt der Kreis neue Genehmigungen heraus. Der Kreis Höxter hat die meisten neuen Anlagen in OWL. Die Belange der Bewohner müssen wieder berücksichtigt werden. Die Lebensqualität der Bewohner dieser Region und die Attraktivität der Landschaft dürfen durch diese Industrialisierung der Außenbereiche nicht weiter beeinträchtigt werden. Die Allgemeinheit darf nicht gezwungen werden, für wenige, die vom Bau der Windräder profitieren, ihre Lebensqualität zu opfern. Die Errichtung von Windkraftanlagen verändert das Landschaftsbild erheblich. Hohe Windräder prägen die visuelle und akustische Wahrnehmung. Sie beeinträchtigen die natürliche Ästhetik von Landschaften. Besonders in ländlichen Gebieten, die durch ihre Unberührtheit und Idylle bestechen, wird die Industrialisierung durch Windkraftanlagen als störend empfunden. Eine sorgfältige Planung ist unerlässlich, um visuelle Belastungen zu minimieren und die Integration in die bestehende Landschaft zu fördern.
Die Ausweisung von Windvorrangzonen muss auch die Belange des Naturschutzes berücksichtigen. Viele Windstandorte befinden sich in der Nähe geschützter Arten, Lebensräume und Biotope. Die mögliche Zerschneidung von Lebensräumen, insbesondere für sensible Arten, muss dringend vermieden werden. Eine umfassende Umweltverträglichkeitsprüfung ist notwendig, um sicherzustellen, dass die Maßnahmen nicht zu einer Beeinträchtigung der Biodiversität führen. Windkraftanlagen stellen ein Risiko für zahlreiche Vogel- und Fledermausarten dar, die durch Kollisionen gefährdet sind. Besonders in Gebieten mit hohem Artenreichtum sollte der Artenschutz oberste Priorität haben. Vor der Ausweisung von Windvorrangzonen müssen umfassende Studien durchgeführt werden, um die potenziellen Auswirkungen auf die lokale Fauna zu evaluieren und geeignete Schutzmaßnahmen zu entwickeln.
Die gesundheitlichen Auswirkungen von Windkraftanlagen auf Anwohner sind ein weiterer kritischer Punkt. Obschon die Forschung in diesem Bereich nicht zu eindeutigen Ergebnissen gekommen ist, berichten viele Menschen von Lärmbelästigungen und anderen Störungen, die ihre Lebensqualität beeinträchtigen können. Bei der Planung neuer Windvorrangzonen sollten die Abstände zu Wohngebieten ausreichend dimensioniert werden, um potenzielle Gesundheitsrisiken zu minimieren. Dieser ungezügelte und nun auch ungeprüfte Ausbau ist ein skandalöser Vorgang, der unmittelbar die Gesundheit und körperliche Unversehrtheit tausender betroffener Anwohner berührt. Er hat auch dazu geführt, dass tausendfache Schilderungen von Anwohnern über - teils schwere - gesundheitliche Beeinträchtigungen ständig ungehört vom Tisch gewischt werden. Beweisanträge und Sachverhaltsaufklärung sind regelmäßig abgewiesen worden. Man hat schlicht bewusst die Augen vor den Tatsachen verschlossen, weil man sie aus politischen Gründen nicht wahrhaben wollte. Aus diesen genannten Gründen fordere ich sie auf, die Planungen auf verträgliche Maße zurückzuführen. Abstände zu Wohngebieten und Naturschutzorten sind wesentlich zu vergrößern.
Symbolfoto: Thomas Kube