Lauenförde-Beverungen (TKu). Die neue Bundesumweltministerin Steffi Lemke soll einen Planungsstopp für das geplante Logistikzentrum für schwach- und mittel radioaktive Stoffe in Würgassen erwirken. Darauf hoffen die Bürgerinitiative Atomfreies Dreiländereck und die Bürgerinnen und Bürger aus der Region. Die Bürgerinitiative hat die Bundesministerin Steffi Lemke dazu persönlich angeschrieben und fordert in ihrem Schreiben einen sofortigen Planungsstopp am Standort des ehemaligen Kernkraftwerks. Zu viel Steuergeld sei seit 2019 bereits vernichtet worden und werde auch weiterhin noch für Planungen bei „draufgehen“ an einem Standort, den die Bürgerinitiative aus zahlreichen Gründen für absolut ungeeignet sieht. Dass ein grün geführtes Umweltministerium die Planungen weiter voranbringen möchte, das kann sich der Vorsitzende der Initiative, Dirk Wilhelm, außerdem so ganz und gar nicht vorstellen. Die gemachten Fehler aus der Vergangenheit könne die Bundesumweltministerin jetzt korrigieren, so Dirk Wilhelm bei einer Pressekonferenz in der Stadthalle Beverungen am Donnerstagabend weiter.
Die BGZ (Gesellschaft für Zwischenlagerung) mit Sitz in Essen hat angekündigt, bereits im Frühjahr einen Bauantrag für das Zwischenlager für radioaktive Abfälle stellen zu wollen. Sollte das Projekt genehmigt werden, möchte die Initiative vor Gericht ziehen. Dazu ist bereits ein Rechtsanwalt mit ins Boot geholt worden, der sich mit der Materie sehr gut auskenne, wie Wilhelm betont. Der für die BI gewonnene Rechtsanwalt Philipp Heinz kämpft bereits seit gut zehn Jahren gegen das Kohlekraftwerk Datteln 4. Sobald ein Bauantrag gestellt werde, sei die Bürgerinitiative da und werde dagegen den Klageweg beschreiten. Noch gebe es laut Dirk Wilhelm keinen zu beklagenden Gegenstand, führt der Vorsitzende der Bürgerinitiative weiter aus.
Auch Bürgermeister Hubertus Grimm hatte Bundesumweltministerin Steffi Lemke bereits im Dezember vergangenen Jahres angeschrieben und um ein Gespräch mit ihr gebeten. Die Vorgängerin Lemkes habe sich beharrlich Gesprächen verweigert, so der Bürgermeister. Die Stadt Beverungen werde deshalb alle Anfragen, die im Zusammenhang mit den Vorbereitungen einer Baugenehmigung stehen, ablehnen, da sie im Widerspruch zum Bauplanungsrecht stünden, so Grimm vor wenigen Tagen. Viele Argumente wie zum Beispiel der veraltete und eingleisige Gleisanschluss oder aber die Hochwassergefahr sprächen gegen das Logistikzentrum am Standort Würgassen, wie auch BI-Sprecher Dirk Wilhelm bei der Pressekonferenz näher erläuterte. Es gehe laut Wilhelm nicht um den bestmöglichen Standort, der für das Vorhaben geeignet sei, sondern um die günstigste und schnellstmögliche Lösung. Der Vorsitzende der Bürgerinitiative setzt große Hoffnungen in die neue Regierung, auf dass die Initiative im März dieses Jahres einen Haken an das Vorhaben der BGZ machen könne.
Worum geht es bei dem Vorhaben der BGZ genau? Das erklärte Dirk Wilhelm während der Pressekonferenz noch einmal genau: Auf dem Gelände des ehemaligen Kernkraftwerkes Würgassen soll ein sogenanntes Bereitstellungslager für schwach- und mittel radioaktiven Atommüll entstehen. Die BGZ möchte ab 2023 durch den Bau einer 325mx125m großen Halle (das entspricht der Größe von drei Fußballstadien) die vorwiegend touristisch geprägte Weserberglandregion zur bundesweit einzigen Atommülldrehscheibe aller schwach- und mittel radioaktiven Abfälle Deutschlands machen. Ab 2027 sollen nach dem Willen des BMU und der BGZ über 300.000m³ Atomschrott für 30 Jahre zur Belieferung des Endlagers Konrad bei Salzgitter am Standort Würgassen, fernab überregionaler Verkehrsanbindungen, umgeschlagen werden. Die Standortentscheidung erfolgte unter Ausschluss der Öffentlichkeit und unter vielfacher Missachtung der Vorgaben der Entsorgungskommission des Bundes. Sowohl die zu erwartenden Betriebskosten, als auch Kriterien der optimalen Transportsicherheit und des Strahlenschutzes fanden bei der Standortauswahl keinerlei Berücksichtigung. Die Bürgerinitiative Atomfreies 3-Ländereck e.V. stellt sich dem Vorhaben des BMU und der BGZ entgegen und setzt sich für eine bestmögliche, sichere, ökologisch verträgliche und zugleich kosteneffiziente Entsorgung der atomaren Hinterlassenschaften, vor allem der vier Energiekonzerne Deutschlands als Hauptverursacher, ein.
Fotos: Thomas Kube