NRW (red). Der Schweinestall der Zukunft soll zeigen, wie eine nachhaltige Nutztierhaltung aussehen kann: Mehr Platz, mehr Licht, mehr Beschäftigung und Auslauf für die Tiere bei gleichzeitiger Reduzierung der Emissionen im Sinne des Umweltschutzes. Zur Erprobung dieser neuen Stallkonzepte fiel am Freitag, 11. März am Versuchs- und Bildungszentrum der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen auf Haus Düsse in Bad Sassendorf der Startschuss. "Ich freue mich sehr, dass wir mit dem ersten Spatenstich für zwei moderne Schweineställe einen weiteren Baustein unserer Nutztierstrategie realisieren können", sagte Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser.
Ziel ist die Entwicklung und Erprobung neuartiger Stallsysteme unter besonderer Berücksichtigung der Aspekte "Verbesserung des Tierwohls", "Reduzierung negativer Umweltwirkungen" und "Steigerung der Verbraucherakzeptanz". Die zwei unterschiedlichen Stallsysteme bieten ein erhöhtes Platzangebot für die Tiere, strukturierte Funktionsbereiche, organisches Beschäftigungsmaterial, Außenklimakontakt und technische Verfahren zur Kot-Harn-Trennung, um Emissionen zu reduzieren.
Die Ställe werden darüber hinaus der Aus- und Weiterbildung dienen und sollen wichtige Erkenntnisse über den Betrieb und das Management von Außenklimaställen, zum Beispiel hinsichtlich des Tier- und Emissionsverhaltens liefern. Ebenfalls soll im Rahmen des Pilotprojektes erprobt werden, wie Hemmnisse bei der Umstellung von Ställen nach Tierwohl-Aspekten, etwa durch baurechtliche oder hohe Umweltvorgaben, abgebaut werden und so Umstellungen beschleunigt werden können.
Dr. Martin Berges, Direktor der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, erklärte, dass es trotz der zurzeit schwierigen wirtschaftlichen Situation der schweinehaltenden Betriebe wichtig sei, praktische Erfahrungen mit Ställen zu sammeln, die den Anforderungen von Politik und Gesellschaft an Tierwohl gerechte Haltung entsprechen.
Das Land Nordrhein-Westfalen finanziert die Baumaßnahmen für den Stall der Zukunft mit insgesamt 2,983 Millionen Euro in den Haushaltsjahren 2021 bis 2023. Die Kosten für die Herrichtung des Standortes trägt die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Die Fertigstellung ist für den August 2023 geplant.
Der "Stall der Zukunft" besteht aus zwei Stallabschnitten mit 400 beziehungsweise 290 Schweinemastplätzen:
- Stallabschnitt eins entspricht dem aktuellen Diskussionsstand zu Stufe zwei des geplanten staatlichen Tierwohlkennzeichens mit einem Platzangebot von 0,6 Quadratmeter Liegefläche und 0,76 Quadratmeter Auslauf im Stall pro Tier bis 110 Kilogramm sowie Außenklimareiz.
- Stallabschnitt zwei entspricht dem aktuellen Diskussionsstand zu Stufe drei des geplanten staatlichen Tierwohlkennzeichens mit einem Platzangebot von 0,9 Quadratmeter Liegefläche plus 0,77 Quadratmeter Auslauf im Wühlbereich pro Tier bis 110 Kilogramm. Hier ist zusätzlich ein Auslauf vorgesehen.
Der Stall der Zukunft ist Bestandteil der Strategie für eine nachhaltige Nutztierhaltung, die das Land Nordrhein-Westfalen im Januar 2020 zur Förderung des Tierwohls in der Nutztierhaltung gestartet hat. Ihr Ziel ist es, zum einen die gesellschaftlichen Forderungen nach mehr Tierwohl und zum anderen die Erfordernisse von Umwelt- und Naturschutz, aber auch die wirtschaftlichen Erfordernisse der Betriebe zu vereinigen. Regelmäßig werden Praxistests zu aktuellen Fragestellungen durchgeführt.
Der Tierschutz hat für die Landesregierung eine hohe Priorität. Seit Dezember 2020 hat die Landesregierung eine Beauftragte für den Tierschutz, die politisch unabhängig alle tierschutzrelevanten Themen koordiniert. In diesem Jahr startete in mehreren Kommunen die neue Tiergesundheitsdatenbank des Landes. Im Juli 2020 beschloss der Bundesrat unter anderem auf Initiative Nordrhein-Westfalens zur Sauenhaltung eine neue Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung und den Ausstieg aus der Kastenhaltung.
Foto: Landwirtschaftskammer NRW