Beverungen (TKu). Mehr als 500 Menschen aus der Region haben am Protestmarsch "Laut gegen das LoK" in Lauenförde und Beverungen teilgenommen. Die Abschlusskundgebung fand auf den Weserwiesen „Am Hakel“ in Beverungen statt mit Live-Musik. Die Bürgerinitiative „Atomfreies Dreiländereck“ wollte damit als Initiator einen Gruß von der Weser an die Spree in Berlin senden, wo sich das Regierungsviertel befindet, dass sich die Menschen in der Region vehement gegen das Zwischenlager für schwach und mittlere atomare Abfälle in Würgassen wehren, wie der Vorsitzende der Bürgerinitiative, Dirk Wilhelm, betont. Mitten im Protestmarsch dabei waren auch drei Bundestagsabgeordnete von SPD, CDU und Grünen sowie der Bürgermeister der Stadt Beverungen, Hubertus Grimm. „Atommüllzentrum im Tourismusgebiet Weserbergland - Werden Deutschlands beliebteste Radwege künftig aufgrund drohender Atommülltransporte gemieden und Touristen fernbleiben?“ Diese und weitere Fragen stellte der BI-Vorsitzende Dirk Wilhelm während seiner Ansprache auf den Weserwiesen in Beverungen. Immer wieder wies Wilhelm auf die Gefahren hin, die von Atommüll-Transporten auf der Schiene und den Straßen für die gesamte Region ausgehen. Der Protestmarsch führte von Lauenförde aus über die Weserbrücke nach Beverungen und wieder zurück in Richtung Weserwiesen an der Stadthalle Beverungen, wo die Abschlusskundgebung stattfand. Der Verkehr wurde durch die mehr als 500 Teilnehmenden stark eingeschränkt. Diese hatten aber Verständnis für die Demonstration und hupten teilweise getreu dem Motto lautstark mit oder zeigten einen „Daumen nach oben“ aus den offenen Fenstern ihrer Fahrzeuge. Mit dabei hatten die Demo-Teilnehmer einen selbst präparierten „Castor-Behälter“, der sich mit der Aufschrift „Ich strahl jetzt hier öfter – Lügen, Lobby, LoK“ von einem Traktor gezogen durch die Straßen auf beiden Seiten der Weser bewegte. Die Protestmarschroute wurde kurzfristig noch verlegt, da am Rathaus in Beverungen Hochzeiten abgehalten wurden, die nicht gestört werden sollten. Während der Abschlusskundgebung auf den Weserwiesen spielte die Band „Kellergeister“ von einem Musiktruck aus Songs von den Toten Hosen oder Rio Reiser. Dirk Wilhelm machte vom Truck aus erneut aufmerksam auf die Problematik mit dem Zwischenlager. Er sieht die ohnehin schon strukturschwache Region durch das Projekt der BGZ (Gesellschaft für Zwischenlagerung) über mehrere Jahrzehnte nachhaltig geschädigt, wenn das Projekt umgesetzt würde.
Insbesondere die touristische Strukturen und attraktiven Ziele an den Radwegen entlang der Weser und weiterer Flüsse seien als aus diesem Grund gefährdet eingestuft. Wilhelm dazu wörtlich: „Streckenabschnitte, sogar ganze Tagestouren, verlaufen entlang der Atommüllroute, welche nach dem Willen der BGZ in Kürze an der Weser entstehen soll. Kommt das Atommüll-Lager in Würgassen, werden über die nächsten 30 Jahre hinweg ganztägig radioaktive Stoffe in unmittelbarer Nähe, oftmals parallel zum Radwegnetz, auf Straße und Schiene an- und abtransportiert werden. Insbesondere die Städte Hann.Münden, Bad Karlshafen und Höxter, die Klöster entlang der Weser, das UNESCO Weltkulturerbe Corvey, sowie die vielen umliegenden kleinen Ortschaften mit ihren touristischen Attraktionen müssen mit negativen Auswirkungen rechnen“, so Wilhelm. Dabei würden sich die Beeinträchtigungen nicht erst zum Zeitpunkt der geplanten Inbetriebnahme des Atommüll-Lagers ab 2027 bemerkbar machen. Einen Vorgeschmack auf das Atommüll-Szenario, welches der Touristikregion bevorsteht, könnte sich bereits nächstes Jahr, also ab 2023 offenbaren: Sollten die Planungen der BGZ genehmigt werden, würde mit dem Bau des Atommüll-Lagers zügig begonnen. Dabei übertreffen dessen Ausmaße mit 325 Meter Länge, 125 Meter Breite und mehr als 16 m Höhe sämtliche vorhandenen Bauwerke in der Region um ein Vielfaches. Der Betonbedarf der gesamten Halle dürfte weit mehr als 100.000 Kubikmeter betragen. Da der Baugrund nicht die notwendige Tragfähigkeit aufweise, müsse die Halle zudem über eine Vielzahl von tief reichenden Betonpfeilern gegründet werden, um die notwendige Stabilität zu ermöglichen. Auch hierfür müssten mehrere tausend Kubikmeter Beton angefahren werden, sagte Wilhelm. Dieses Thema führte Dirk Wilhelm während seiner Rede noch weiter aus. Applaus gab es von den Demonstrationsteilnehmern, die es sich aufgrund des schönen Wetters auf der Wiese gemütlich machten.
Fotos: Thomas Kube