Höxter-Corvey (red). Schon mit den ersten Takten ist es, als würden Scheinwerfer mit einem Schlag eine dunkle Bühne in gleißendes Licht tauchen. Der Glanz des Himmels tut sich auf. Und die Strahlkraft der Musik. Was anmutet, wie der Beginn einer Oper, ist indes der Auftakt zu einem geistlichen Werk, das die Grenzen seiner Zeit sprengt: Claudio Monteverdis (1567–1643) „Marienvesper“.
Wo um das Jahr 1600 nur klassische Strenge der Form herrscht, rückt der Komponist in seiner „Vespro della beata vergine“ nun erstmalig Textinhalte und den Ausdruck menschlicher Gefühle ins Zentrum – und stößt damit das Tor in eine neue musikalische Zeit auf. Mit höchster Kunstfertigkeit vereint Montevwedi die gegensätzlichen Stile von Renaissance und Frühbarock, Tradition und (damaliger) Moderne: Affektgeladenen Sologesang und spektakuläre Doppelchöre webt der Meister aus Mantua mit kunstvoller Vokalpolyphonie und traditioneller Choralrezitation in einen Teppich aus instrumentalen Zwischenspielen ein, die den Zuhörer voller Staunen ob des Füllhorns musikalischer Überraschungen in einen Strudel tänzerischer Freude reißen.
Nun ist dieses epochale Meisterwerk aus dem Jahr 1610 zum Abschluss des Klosterfestivals 2022 am Sonntag, 14. August, um 17 Uhr in der Abteikirche Corvey zu hören. Unter der Leitung von Frank Löhr musizieren das Eranos-Ensemble für Alte Musik sowie der Konzertchor und Instrumentalisten der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. In den solistischen Partien sind Antonia Strieder und Neima Fischer (Sopran), Steffen Kruse und Theo Rohde (Tenor) sowie Jonathan Paulsen und Christoph Westphal (Bass) zu erleben. Der Eintritt ist frei. Bereits am Samstag, 13. August, ist das Konzert um 19 Uhr in der Klosterkirche Marienfeld zu hören.
Foto: Klosterlandschaft