Höxter (red). Mit großem Unverständnis reagiert Landrat Michael Stickeln auf die Entscheidung des Bundeslandwirtschaftsministeriums, die Forschung des renommierten Thünen-Institus zu den Kompetenzen für ländliche Räume zukünftig komplett am Standort Braunschweig zu bündeln – und damit das Aus für das „Fachinstitut für Innovation und Wertschöpfung in ländlichen Räumen“ am Standort Höxter zu besiegeln. „Es ist absolut nicht nachvollziehbar, dass ein Institut, das zu den Kompetenzen des ländlichen Raumes forscht, nicht in ebendiesem ländlichen Raum angesiedelt sein soll.“
Die Gründe, die das Bundeslandwirtschaftsministerium anführe – etwa die Bündelung von Forschungsressourcen – erweckten den Eindruck von Scheinargumenten. „In Höxter ergeben sich unter anderem mit den Studiengängen der Technischen Hochschule OWL erstklassige Anknüpfungspunkte für die Forschung. Mit seinen Strukturen, Herausforderungen und Potenzialen steht unser Kulturland zudem exemplarisch für den ländlichen Raum in Deutschland und bietet somit ein hervorragend geeignetes Forschungsumfeld. Vielmehr scheint es jedoch politische Gründe für die Entscheidung zu geben. Dabei hätte Forschung im Kreis Höxter weitreichende positive Effekte auch auf die Entwicklung anderer Kreise haben können. Diese Chance wird nun vergeben und das ist sehr bedauerlich.“
Auch hätten viele Impulse und Ergebnisse aus dem vom Bundesministerium geförderten Modellvorhaben „Land(auf)Schwung“ sowie „Hauptamt stärkt Ehrenamt“ und „Heimat 2.0“ mit in die wissenschaftliche Evaluation direkt vor Ort einfließen können. „Diese Synergien werden vom Bund mit dieser Entscheidung nicht mehr genutzt“, bedauert Stickeln.
Zudem kritisiert der Landrat, dass weder der Kreis Höxter noch der zuständige Bundestagsabgeordnete Christian Haase dem Vernehmen nach zuvor vom Bundeslandwirtschaftsministerium über die Entscheidung informiert wurden und erst aus der Presse davon erfahren haben – und dies vor dem Hintergrund, dass Haase sich einst maßgeblich für die Ansiedlung eingesetzt hatte und der Kreis Höxter die Gründung des „Fachinstituts für Innovation und Wertschöpfung in ländlichen Räumen“ am Standort Höxter stets vollumfänglich unterstützt hatte. „Zum Beispiel hat unsere Rückkehrer-Agentur dabei geholfen, für die Partner der Forschenden Arbeitsplätze im Kreis Höxter zu finden“, erinnert Stickeln. „Die jetzt getroffene Entscheidung ist weder inhaltlich nachvollziehbar und begründbar, noch zeugt sie von gutem Stil in der Kommunikation.“