Höxter (red). „Die Zwei-Klassen-Gesellschaft in den Lehrerzimmern muss aufhören. Die finanziellen Unterschiede zwischen angestellten und verbeamteten Lehrkräften werden seit Jahrzehnten größer. Das betrifft in Nordrhein-Westfalen zwanzig Prozent unserer Kolleg*innen. In Zeiten massiven Lehrermangels erwarten wir ein schnelles Ende dieser Ungerechtigkeit, um den Lehrberuf attraktiver zu machen. Wir haben Frau Creuzmann gefragt, was sie gegen diesen Missstand tun will.“ sagt Anett v. Gernet, Realschullehrerin und aktive Gewerkschafterin in der Paderborner Gewerkschaft GEW.
Zusammen mit Uta Fechler, GEW Höxter, wollten die Kolleginnen von der Landtagsabgeordneten wissen, wann diese Ungleichheit endlich beseitigt wird. Uta Fechler, selbst auch angestellte Realschullehrerin, ärgert sich: „Angestellte verdienen monatlich zwischen 500 und 1000 € netto weniger, das betrifft auch unsere Rente. Jede von den Tarifbeschäftigten erkämpfte Lohnerhöhung wird 1:1 auf die Beamten übertragen. Da diese keine Sozialabgaben zahlen, wachsen deren Gehälter viel schneller. Üppige Familien- und Heiratszuschläge sind nur für Beamte vorgesehen und eine Beförderung rechnet sich für Angestellte oft erst nach Jahren. Der Grundsatz gleicher Lohn für gleiche Arbeit gilt immer noch nicht. Im Herbst sind Tarifverhandlungen, dann muss es endlich das gleiche Geld für angestellte Lehrkräfte geben.“
Von der Grünen Landtagsabgeordneten hatten sich die Lehrerinnen mehr konkrete Aktivitäten erwartet: „Frau Kreuzmann hat die Probleme verstanden und sich auch als Partnerin der angestellten Lehrkräfte angeboten. Aber wir erwarten von Ihr, dass Sie aktiv auf Finanzminister und Ministerpräsident zugeht. Als Mitglied der Regierungspartei kann sie ihren Einfluss nutzen. Es müssen endlich viele Landtagsabgeordnete aufstehen. Nur wenn sie sich aktiv für uns einsetzen, entsteht Druck auf die Regierenden, die später bei den Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft sprechen. Wir werden im Herbst bei den Tarifverhandlungen sehen, ob sich die Seite der Arbeitgeber bewegt“, sagt Anett von Gernet.
Weitere Informationen zur Sache
Was macht es der GEW so schwer, Verbesserungen für die angestellten Lehrkräfte durchzusetzen? Der Grund liegt in zwei völlig unterschiedlichen Systemen: Dem Beamtenrecht, wo Arbeitsbedingungen durch Gesetz festgelegt werden. Und dem Tarifrecht, wo Arbeitgeber und Gewerkschaften Tarifverträge verhandeln. Auf Seiten der Arbeitgeber verhandeln in der Regel die Finanzminister der Bundesländer und nicht Schulminister*innen. Da in den Tarifgesprächen für alle Landesbeschäftigten verhandelt wird, versucht die Politik immer wieder verschiedene Berufsgruppen gegeneinander auszuspielen. Alle Verbesserungen, die im Tarifrecht erreicht werden, lassen sich auch nur gemeinsam von den Bundesländern im Tarifvertrag der Länder (TV-L) durchsetzen.
Die GEW ist mit bundesweit über 280.000 Mitgliedern und in NRW mit 49.000 Mitgliedern die größte Bildungsgewerkschaft. Unsere engagierten Mitglieder arbeiten in pädagogischen und wissenschaftlichen Berufen: In Schulen, Kindertagesstätten, Hochschulen, in der Weiterbildung und sozialpädagogischen Einrichtungen.
Foto: Fechler