Höxter (TKu). Auf einen Kaffee mit... Annemarie Berghoff aus Höxter. Sie ist leidenschaftliche Postcrosserin und was das bedeutet, das hat die Wahl-Höxteranerin uns bei einem Kaffee näher erklärt: 2017 hat sie das „Postcrossing-Fieber“ gepackt und seitdem hat sie bereits mehr als 900 Postkarten an fremde Menschen in der ganzen Welt geschickt und im Gegenzug wiederum erhalten. Für sie ist das so, als ob man jeden Tag ein kleines Geschenk verschickt und ein kleines Geschenk dafür erhält“, schwärmt Annemarie Berghoff von ihrem Hobby. Postcrossing ist ein Projekt, das es einander unbekannten Menschen ermöglicht, Postkarten an zufällig ausgewählte Teilnehmende, die sogenannten Postcrosser, zu versenden. Für jede versendete Karte bekommt man von einem anderen Postcrosser, zufällig durch die Internetseite www.postcrossing.com ausgewählt, eine Postkarte zurück. Über die Website wird alles in Englisch abgewickelt, um eine einheitliche Kommunikation zu gewährleisten. Hier können die Nutzer auch Fotos von ihren versendeten Postkarten hochladen. Das Projekt wurde 2005 in Portugal gestartet. Aktuell nehmen laut Wikipedia mehr als 800.000 Mitglieder aus 208 Ländern und Gebieten am Postcrossing teil. Leider kämen nicht alle Postkarten dort an, wohin sie geschickt werden. Das beträfe meist Sendungen nach oder von China, Nordkorea oder Russland. Eine Karte erreichte die junge Sozialarbeiterin erst nach über einem Jahr.
Ihre Karten gestaltet sie liebevoll und kreativ. Der jeweils andere Postcrosser gibt auf seinem Postcrossing-Profil an, was er oder sie gerne mag. Nach diesen Wünschen kann die Karte, das Motiv oder aber auch die Farbe ausgewählt werden. Bevor sie eine Karte abschickt, wird sie noch mit einem individuellen Stempel versehen. Etwas traurig sei sie zumeist, wenn ihre Karte in den Briefkasten wandert, denn dann sei sie ja weg, sagt die studierte Sozialarbeiterin, die erst vor wenigen Monaten aus beruflichen Gründen von Bonn nach Höxter gezogen ist. Anderen Menschen mit der Postkarte eine Freude zu bereiten, überwiege jedoch und außerdem bekomme sie ja im Gegenzug wiederum eine andere Karte zurück. Für das Hobby des Postcrossings wurden sogar eigene bunte Briefmarken in mehreren Ländern der Erde als Sondermarken herausgegeben, die von Annemarie Berghoff mit Vorliebe zum Kartenversand verwendet werden. Um eine Postkarte zu versenden, müsse zunächst eine Adresse angefordert werden. „Die Vergabe erfolgt zufällig, das Zielland kann nicht ausgesucht werden. Es kann jedoch gewählt werden, ob man Karten in sein Heimatland verschicken bzw. daraus empfangen möchte. Jede Karte erhält eine eindeutige Nummer (ID) nach dem Schema DE-12345. Wenn man eine empfangene Postkarte anhand der individuellen ID registriert, dann kann man eine kurze Dankesnachricht der anderen Person zukommen lassen“, sagt die junge Postcrosserin. „Die Menschen schreiben, was sie gerade am meisten bewegt. Ich habe zum Beispiel, als ich meine Masterarbeit geschrieben habe, mich in meiner Nachricht so richtig über diese ausgelassen. Danach ging es mir besser“, sagt Berghoff mit einem Lächeln.
Das Postkarten-Exemplar, das sie wohl am meisten bewegt hat, kam von einem schwer kranken Mann, der es mit dem Computer bedrucken ließ, weil er keine Kraft mehr hatte, selbst zu schreiben. „Das hat mich sehr berührt zu sehen, wie viel Mühe und Liebe er darein gesteckt hat. Dass er mit der Karte so durch die Welt reist“, erzählt die 28-Jährige. Die gebürtige Ostwestfälin – sie stammt aus Rheda-Wiedenbrück – ist inzwischen beruflich bei der Kriminalpolizei in Höxter im Bereich der Kriminalprävention beschäftigt. Auf das Postcrossing wurde sie in einer Studentenkneipe in Bielefeld während ihres Studiums aufmerksam, als sie durch einen anderen Studierenden auf Postcrossing aufmerksam gemacht wurde, während sie sich in der Kneipe mit Werbepostkarten eingedeckt hat, während sie sich sehr darüber gefreut hat.
Ihr neues Hobby hat sie nach dem Studium in Bielefeld erst mit nach Bonn und nun auch mit nach Höxter gebracht. In Höxter seien Annemarie Berghoff bislang keine weiteren Postcrosser bekannt. Doch das könnte sich ändern, sie plant in Höxter ein „Postcrossing-Treffen“ durchzuführen, wie sie es aus Bielefeld, Paderborn oder auch aus Berlin schon kennt. Diese Zusammenkünfte, wie im vergangenen Jahr in Bielefeld mit 60 Postcrossern, sind teilweise sogar international. In Paderborn und Bonn hatte sie bereits selbst Treffen organisiert und nun plant sie so etwas auch in Höxter durchzuführen, in Anlehnung an die Landesgartenschau. Mit den anderen Postcrossern möchte Annemarie aber nicht nur Karten austauschen und Postkarten-Geschäfte ansteuern, sondern auch die LGS besuchen, um die Menschen hinter den Karten näher kennen zu lernen. „Postkarten sind etwas wunderschönes, sei es das Motiv oder die Kurznachricht. In 20 Jahren wird keiner eine alte WhatsApp-Nachricht auf dem Dachboden finden“, sagt Berghoff.
Foto: Thomas Kube