Höxter/Corbie (TKu). „Ich weiß jetzt, was es bedeutet, Europäer zu sein!“ Das sagte Bürgermeister Daniel Hartmann nach seinem Besuch in der französischen Partnerstadt Corbie. Diese hat er über das verlängerte Himmelfahrtswochenende zusammen mit einer 42-köpfigen Delegation aus Höxter anlässlich des Festaktes 60-Jahre Städtepartnerschaft mit Corbie besucht. Mit dabei war auch die Vorsitzende des Arbeitskreises Städtepartnerschaft im Heimat- und Verkehrsverein, Jocelyne Lambert-Darley, die sich seit mehr als fünf Jahrzehnten für die Freundschaft der beiden Länder Frankreich und Deutschland einsetzt. Der Empfang sei „unbeschreiblich herzlich“ gewesen, sagte Bürgermeister Daniel Hartmann und ergänzt: „Corbie ist während unseres Besuches an vielen Stellen mit deutsch-französischen Fahnen geschmückt gewesen“. Während des Besuches vom 18. bis 21. Mai in Corbie standen viele Aktivitäten und öffentliche Termine auf der Agenda des Bürgermeisters und der Höxteraner Delegation. Im Mittelpunkt der Aktivitäten stand die gemeinsame Geschichte, die nicht erst vor 60 Jahren begonnen hat, sondern vor 1200 Jahren. Denn: Ohne Corbie in Frankreich würde es das heutige Weltkulturerbe Corvey mit dem karolingischen Westwerk und der ehemaligen Benediktinerabtei nicht geben. Es waren Mönche aus dem Mutterkloster Corbie, die Corvey gegründet haben zu den Zeiten Karls des Großen, der die Christianisierung Europas vorangetrieben hat. Während des Corbie-Besuches wurde nun das 60-jährige Bestehen der Städtefreundschaft gewürdigt. Die Partnerschaft zwischen Höxter und Corbie gehört zu den ältesten Städtepartnerschaften zwischen Deutschland und Frankreich. Sie datiert aus den Jahren 1963 und 1964, als die Partnerschaften in Corbie und Höxter feierlich begründet wurden.
Diese Freundschaft sei für den Frieden in Europa von ganz besonderer Bedeutung, betonte die Vorsitzende des Arbeitskreises Städtepartnerschaft, Jocelyne Lambert-Darley, die aus Frankreich stammt, aber seit fast 50 Jahren in Höxter eine zweite Heimat gefunden hat. An diesem Frieden wirkten vor allem die Menschen, insbesondere die Familien beider Städten, mit, welche die Freundschaft am Leben erhielten. Frieden sei ein hohes Gut und wer sich kennt, der bekämpfe sich nicht, sagte Jocelyne Lambert-Darley erst vor kurzem, als sie für ihre Verdienste um die Städtefreundschaft mit dem Bundesverdienstkreuz im Historischen Rathaus ausgezeichnet worden ist. Jocelyne Lambert wechselte von der Grundschule auf das Gymnasium, als 1963 Bundeskanzler Konrad Adenauer und Staatspräsident Charles de Gaulle im Pariser Élysée-Palast den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag unterzeichneten. Noch im selben Jahr beurkundeten bereits die Städte Höxter und Corbie ihre Städtefreundschaft, die nun seit genau 60 Jahren andauert. Mit 17 Jahren hat Lambert-Darley zum ersten Mal an im Schüleraustausch im Rahmen der Städtepartnerschaft teilgenommen, wodurch sie nach Höxter kam, wo sie heute lebt.
In diesem Jahr jährt sich die Unterzeichnung des Élysées Vertrags zum 60. Mal. Deutschland und Frankreich sind Freunde und Partner geworden, so wie die Städte Corbie und Höxter. Die Menschen hätten es laut Bürgermeister Daniel Hartmann über die gesamte Zeit geschafft, dass mit viel Liebe und guter Pflege aus dem anfangs kleinen Pflänzchen ein stattlicher Baum gewachsen sei. In Corbie ließ Hartmann die Geschichte noch einmal Revue passieren: „Die Ursprünge unserer Verbindung liegen im Jahr 1958, als Bürgermeister Truquin eine 13. Klasse des König-Wilhelm-Gymnasiums mit Oberstudiendirektor Bürmann empfing. 13 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg gilt sie als Initiative, um die durch zwei Weltkriege in Europa aufgerissenen Wunden zu heilen. Ehemalige Kriegsfeinde haben gemeinsam die Hand ausgestreckt und auf einer sehr persönlichen Ebene einen Friedensschluss angeboten“, so Hartmann im Beisein der französischen Gastgeber, darunter auch der Bürgermeister von Corbie, Ludovic Gabrel und sein langjähriger Amtsvorgänger Alain Babaut, amtierender Präsident der Gemeinschaft der Gemeinden. Als Zeichen der Verbundenheit haben die „Amis du Vieux Corbie“, was übersetzt: „Freunde des alten Corbie“ bedeutet, der Delegation aus Höxter einen originalen Gedenkstein aus der ehemaligen Klosteranlage von Corbie, dem Mutterkloster Corveys, überreicht. Dieses sei zu Zeiten der Französischen Revolution zerstört worden, weiß Jocelyne Lambert-Darley zu berichten. Der historische Stein solle in Höxter einen würdigen Platz erhalten, wie Bürgermeister Daniel Hartmann bekannt gibt.
Es sei die Aufgabe und Verpflichtung aller Beteiligten, für die Kinder und Enkelkinder den Wert eines friedlichen Zusammenlebens auch über Grenzen hinweg auf Dauer sicherzustellen, betonte Hartmann in seiner Ansprache. Bevor gegenseitige Urkunden und Geschenke ausgetauscht wurden, ergänzte Hartmann in seiner Ansprache: „Wenn wir an diesem Wochenende hier zusammen verbringen und auf viele schöne Stunden unserer gelebten Partnerschaft zurückblicken, dann gilt das nicht nur der Erinnerung - es ist vor allem eine Warnung und eine Mahnung. Eine Mahnung, dass von europäischem Boden nie wieder Handlungen ausgehen dürfen, die den Frieden zwischen unseren Völkern, den Zusammenhalt und das Miteinander in Europa gefährden!“
Fotos: Thomas Kube und Privat