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Montag, 25. November 2024 Mediadaten
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Das Publikum lauschte mit großem Interesse den kurzweiligen Ausführungen von Carsten Meier und den überzeugenden Rezitationen von Miriam Scholz.

Bökendorf (red). Freud und Leid liegen oft nah beieinander. Während im letzen Jahr in Bökendorf der 225. Geburtstag der Annette von Droste-Hülshoff mit einer Vortragsveranstaltung vor dem historischen Haus Bökerhof gefeiert wurde, gedachte man in diesem Jahr ihres 175. Todestages mit einer Lesung in der Pfarrkirche des Kulturmusterdorfes, welches bekanntlich eine enge Beziehung zur Dichterin hat.

Mehrmals war Annette von Droste-Hülshoff zu Besuch bei ihren Verwandten in Bökendorf und Abbenburg. Hier im „Paderborner Land“ hatte die Verwandtschaft ihrer Mutter, die Familie von Haxthausen, ihren Wohnsitz. Eine Kirche für ein Gedenken an einen Verstorbenen oder eine Verstorbene ist immer ein würdevoller Ort, aber speziell die Bökendorfer Kirche eignet sich in ganz besonderer Weise als passende Stätte für ein Gedenken an Annette von Droste-Hülshoff - denn einer der beiden mächtigen Türme der 1965 eingeweihten Kirche ist der Dichterin selbst gewidmet und ein Kopf-Relief im äußeren Eingangsbereich weist darauf hin.

Bei der nun stattgefundenen Veranstaltung war vor dem Altar der Kirche auf einem schlichten Podest ein weiteres Kopf-Relief der Dichterin platziert, davor lag eine weiße Chrysantheme und eine kleine Kerze brannte. In diesem schlichten, stilvollen Ambiente wurde auf Einladung der Katholischen Kirchengemeinde Bökendorf am 24. Mai, also genau am 175. Todestag, an Annette von Droste-Hülshoff erinnert. Denn genau das sollte die Veranstaltung sein: eine freudige Erinnerung an eine hochintelligente, selbstbewusste und innovative Dichterin und Autorin, die weit mehr ist als bloß eine Heimatdichterin.

Protagonisten der gut einstündigen Veranstaltung waren Miriam Scholz und Carsten Meier. Beide sind langjährige und sehr erfahrene Amateur-Schauspieler auf der Freilichtbühne Bökendorf und beide sind auch beim ThimKu Theater im Kustall Ottbergen aktiv. Während Carsten Meier, der übrigens auf der Freilichtbühne in der Theatersaison 1997 bei der Aufführung „Die Judenbuche“ die Rolle des Johannes Niemand verkörperte, sich in seinem kenntnisreichen Vortrag auf Drostes Sterbeort Meersburg fokussierte und ausführlich ihre mehrmonatigen Besuche am Bodensee bei der Familie ihrer Schwester Jenny schilderte, rezitierte Miriam Scholz an passenden Stellen entsprechende Gedichte oder Briefe der Dichterin. Die von Carsten Meier vorgetragenen Schilderungen spannten einen pointierten Bogen von Drostes Wohlfühl-Idylle mit Levin Schücking im Winter 1841/42, über die Vorbereitungen des zweiten Gedichtbandes und den Kauf des Fürstenhäuschens beim zweiten Besuch 1843/44 bis hin zu ihrem dritten und letzten Besuch 1846/48 mit aufschlussreichen Ausführungen zu Drostes Testament und ihrem literarischen Vermächtnis sowie letztlich ihrem Hinscheiden am 24. Mai 1848 und ihrem Begräbnis. Sehr interessant waren auch die Erläuterungen über den Nachruf der Familie sowie über Drostes Nachlass und die wahre Bedeutung ihres komplexen, einzigartigen Werkes und seine Geltung. Eingefügt in den Vortrag waren Gedichte und Briefe der Dichterin, die Miriam Scholz sehr einfühlsam rezitierte und der Dichterin quasi eine Stimme gab: -entschieden, aber nicht zu energisch, -fordernd, aber nicht zu beanspruchend, -ironisch, aber nicht spottend, -selbstbewusst, und doch gehorsam. Spannend waren insbesondere Drostes Briefe, denn sie geben auch heute noch einen tiefen Einblick in das Leben der Dichterin mit humorvollen Anekdoten und mit Detailschilderungen über besondere Ereignisse und den Alltag, über Krankheiten und Befindlichkeiten. Die von dem Bökendorfer Bernhard Aufenanger zusammengestellten illustren Vortrags- und Lesungstexte waren ebenso überzeugend wie die Einfühlsamkeit und die angenehmen Stimmfarben der beiden Vortragenden Miriam Scholz und Carsten Meier. Als Dank für diese Leistung gab es am Ende minutenlangen Applaus von den etwa 80 Besucherinnen und Besucher der Veranstaltung.

Eine kleine Ausstellung im Erdgeschoss des Droste-Kirchturms widmet sich den Tagen und Wochen um den Todestag der Dichterin und komplettiert somit die frohgemute Droste-Erinnerung in Bökendorf. Die Ausstellung kann vor und nach den Gottesdiensten besichtigt werden oder nach vorheriger Terminvereinbarung unter der Telefon-Nummer 0151/26507251.

Als Annette von Droste-Hülshoff vor 175 Jahren starb, wurde ihr Tod außerhalb des Familien- und Freundeskreises in der Öffentlichkeit wenig beachtet, denn seinerzeit nahmen die politischen Unruhen alles Interesse gefangen; auch hatte noch kein Zeitgenosse ihre wahre Bedeutung begriffen. Den Bökendorfern ist es nun allerdings wieder einmal sehr eindrucksvoll gelungen, an die Dichterin und den Menschen Annette von Droste-Hülshoff zu erinnern, die mit ihren Ambivalenzen uns heute viel näher ist als wir denken. Sie hat es in der Tat geschafft, dass ihr in Abbenburg im Juli 1843 verfasster Gedanke Wirklichkeit wurde: „Ich mag und will jetzt nicht berühmt werden, aber nach hundert Jahren möcht ich gelesen werden.“

Foto: privat/Kath. Kirchengemeinde Bökendorf

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