Höxter (TKu). „Gleiches Geld für gleiche Arbeit“ - mit diesem Thema wurden die Frauenaktionswochen am internationalen „Equal Pay Day“ am vergangenen Sonntag mit einer Diskussionsrunde im Versammlungsraum des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in Höxter beendet. Unter der Moderation von Kathrin Jäger diskutierten als Gäste die Frauenunionsvorsitzende des Kreises Höxter, Viola Wellsow, die Vertreterin der Gewerkschaft Ver.di, Martina Schu, Jürgen Behlke von der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen, Landrat Friedhelm Spieker sowie Professorin Jessica Rubart von der Hochschule OWL gemeinsam mit den Besuchern zum Thema „Gleiches Geld für gleiche Arbeit“.
Willkommen geheißen wurden die Besucher und Gäste der Veranstaltung vom Kreisgeschäftsführer des Paritätischen, Jan-Philipp Krawinkel. Frauen verdienen laut Gender Pay Gap statistisch gesehen 21% weniger Geld als Männer. Der Gender Pay Gap beschreibt den prozentualen Unterschied zwischen dem durchschnittlichen Bruttostundenverdienst von angestellten Männern und Frauen. Seine Berechnung ist in der Europäischen Union einheitlich geregelt und ist somit europaweit der Hauptindikator für die ungleiche Entlohnung von Männern und Frauen. Er wird vom Statistischen Bundesamt auf der Basis von 1,9 Millionen sozialversicherten Beschäftigten aus allen Branchen und Berufen errechnet. Nimmt man strukturelle Unterschiede bei der Berufswahl, Beschäftigungsumfang, Bildungsstand, Berufserfahrung oder den geringeren Anteil von Frauen in Führungspositionen aus dieser Errechnung heraus, so liegt der bereinigte Gender Pay Gap immerhin noch bei sechs Prozent, die Frauen gegenüber Männern weniger verdienen. Die Diskussion zu diesem Thema am „Equal Pay Day“ war eine sehr lebhafte Diskussion zwischen allen Beteiligten.
Jürgen Behlke von der IHK ist sich sicher, dass die Unternehmen bei der Einstellungsentscheidung nicht nach Frauen oder Männern unterscheiden, genommen würden in der Regel die besser qualifiziertesten Bewerber, sagte Behlke. Leider gäbe es bei den Technischen Berufen zu wenig weibliche Bewerbungen, ergänzt Behlke. Martina Schu von Ver.di setzt auf anonyme Bewerbungsverfahren, um nachteilige Bewerbungsentscheidungen von vornherein zu vermeiden. Nachteilig für die Frauen ist bei deren Bewerbung auch der mögliche Ausfall durch die Elternzeit. Hochschulprofessorin Jessica Rubart setzt daher auf die Männer, die anstatt der Frauen die Elternzeit nehmen sollten.
Aber selbst bei Frauen, die bereits einen guten Job haben, liegt die Bezahlung 6% unter dem Niveau der gleichermaßen arbeitenden Männer. Im öffentlichen Dienst befinde man sich bei der Entlohnung der Mitarbeiter in einem regulierten Markt, im Gegensatz zur freien Wirtschaft, sagte Landrat Friedhelm Spieker. 48% betrage die Frauenquote in der Kreisverwaltung. Auch zahlreiche Führungskräfte würden beim Kreis Höxter von Frauen besetzt. Die Runde kritisierte allerdings, dass keinerlei Frauen in den obersten Führungsetagen des Kreises tätig seien. Weniger Verdienst bedeute oftmals auch Armut im Alter – Frauenarmut sei daher an der Tagesordnung, sagte Jan-Philipp Krawinkel vom Paritätischen.
Das Frauen in vielerlei Hinsicht nicht gleich sind, darüber wurde ebenso gesprochen, wie über das Aufbrechen der Geschlechterrollen und die dahingehende Lenkung durch das Elternhaus. Die Diskussion war sehr lebhaft und angeregt. Mit dieser Veranstaltung sollte die Politik und Wirtschaft auf die Nachteile für die Frauen im Berufsleben aufmerksam gemacht werden, gleichzeitig endeten hiermit auch die diesjährigen Frauenaktionswochen, die unter dem Motto „100 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland“ gestanden haben, berichtet die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Höxter, Claudia Pelz-Weskamp.
Fotos: Thomas Kube