Höxter (red). Zitronenmelisse sorgt für ein frohes Herz, Rosmarin-Umschläge lindern Gelenkschmerzen und Kamille beruhigt das Nervensystem. Tatsächlich ist gegen viele Zipperlein ein Kraut gewachsen. Wie man damit sein inneres Gleichgewicht finden und seine Gesundheit verbessern kann, erklärt Bruder Gerhard Seidler vom Bodensee. Der ausgewiesene Experte kommt vom 2. bis zum 4. Oktober zu insgesamt acht Kräuterführungen im Remtergarten in den Gartenschaupark Höxter.
Schon die Mönche im Kloster Corvey vor 1.200 Jahren wussten um die heilende Kraft der Kräuter. Ein Klostergarten war damals Pflicht für ein jedes Kloster, er diente nicht nur der Ernährung sondern auch der medizinischen Versorgung. Die Gründung der einstigen Benediktinerabtei geht auf Karl den Großen zurück, der ein glühender Verfechter der pflanzlichen Heilkunst war. Im Plan von St. Gallen verfügte der Kaiser bereits 817, wie so ein Klostergarten auszusehen hatte – wenige Jahre vor der Gründung des Klosters an der Weser durch französische Mönche.
Den Remtergarten haben die Gartenschau-Macher daher so konzipiert, wie ihn die Benediktiner angelegt haben dürften. Der pharmazeutische Teil ist aufgeteilt nach Indikationen – von Magen und Darm über Erkältungskrankheiten bis hin zu Herzleiden. Dort wächst zum Beispiel der „Wollige Fingerhut“, der gegen Herzrhythmusstörungen wirkt. Oder die Artischocke, die bei Verdauungsproblemen hilfreich ist.
Welches Kraut was kann und warum es sich lohnt das ein oder andere Gewächs auch im heimischen Garten anzupflanzen, weiß Bruder Gerhard Seidler, ein Kräuterer „als Autodidakt“. Es gehe nicht um Inhaltsstoffe, verrät der ehemalige Klosterbruder vom Brunnenhof in Ebenweiler am Bodensee, der schon häufig am Kloster Dalheim zu Gast war. „Es geht um grobe Zusammenhänge, um Achtsamkeit und darum, worin die Grünkraft eines Krautes für unser Leben liegt“, erklärt Seidler den Schwerpunkt seiner Führungen. Rund 90 Kräuter kennt Seidler aus dem Effeff, darunter neben reichlich heimischen Pflanzen auch ein paar Exoten aus dem südamerikanischen und asiatischen Raum.
„Versuch und Irrtum haben meine Kräuterwelt bestimmt“, sagt Seidler, der sich sein Kräuterwissen angelesen hat. Das Interesse für Kräuter und ihre Wirkungen hat für den Kräuterexperten bereits in Kindheitsschuhen begonnen – genau genommen in Pfadfinderschuhen. Es folgte eine theologische Ausbildung, ein „Absacker in der Theologie“, wie Seidler es nennt, denn mit dem Priester-Werden ist es nichts geworden. Dennoch hat ihn die Zeit im Kloster dazu inspiriert Kräuterführungen auf seine eigene Art und Weise anzubieten. Rund fünf bis zehn Minuten spricht Seidler dabei über eine Pflanze und das nicht aus der Brille der Inhaltsstoffe, sondern aus der Brille der Ganzheitlichkeit für den Menschen.
Bruder Gerhard gibt seine erste, etwa 50-minütige Führung in Corvey am Montag, 2. Oktober um 16.00 Uhr. Weitere Termine werden angeboten am 3. Oktober (Tag der Deutschen Einheit) um 10 Uhr, 11.30 Uhr, 13.30 Uhr, 15 Uhr und 16.30 Uhr (Abendticketführung). Am Mittwoch, 4. Oktober, folgen noch zwei Führungen um 10 Uhr und um 11.30 Uhr. Karten kosten fünf Euro und sind im Internet auf der LGS-Homepage oder an der Kasse im Remtergarten erhältlich. Die Führung um 16.30 Uhr am Feiertag kann mit dem preisgünstigen Abendticket kombiniert werden.
Foto: LGS Höxter