Würgassen (red). Nahezu vier Jahre dauerte er – der Kampf einer ganzen Region gegen die Errichtung eines gigantischen Atommülllagers an der Weser in Würgassen. Der vor allem unter der Bürgerinitiative „Atomfreies 3-Ländereck“ geführte Widerstand gegen das aus den Fehlplanungen der großen Koalition entstandene Vorhaben wurde trotz schwindender Hoffnung bis zuletzt gehalten. Nun wendet sich wider allen Erwartungen das Blatt, denn Bundesumweltministerin Steffi Lemke schafft endlich Klarheit: Das Vorhaben ist vom Tisch.
In Zukunft soll die dezentrale Anlieferung von Atommüll aus ganz Deutschland ohne ZBL/LoK zum Endlager erfolgen – wie vor allem von den Bundesländern immer wieder gefordert wurde und bereits 2002 im Planfeststellungsbeschluss des Endlagers vorgesehen war.
Rechtlich bedenklich, zu groß, zu teuer – was letztlich zur aktuellen Abkehr der Ampelkoalition vom ursprünglichen Plan der Vorgängerregierung geführt hat, bleibt offen. Fest steht: Der unerschütterliche Einsatz der Gegner des Atommülllagers, welche schon sehr früh nach Bekanntwerden des Vorhabens die Defizite der Planungen der Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung offengelegt hatten, hat sich ausgezahlt. Unzählige Kommunen, Städte und Gemeinden aus nicht weniger als fünf Landkreisen und drei Bundesländern standen seit März 2020 parteiübergreifend Seite an Seite, um das drohende Unheil an der Weser abzuwenden. Bis zu 700 Demonstranten machten ihrem Unmut wiederholt auf kreative und friedliche Art und Weise Luft. Hoffen wir, dass ebendieser Zeitgeist auf andere Projekte, die dem Wohl des Dreiländerecks dienen, übertragen wird.
„Gemeinsam sind wir stark“ hat sich ein weiteres Mal bewiesen. Fortan gilt es, nicht nur den Standort Würgassen mit all seinen positiven Eigenschaften als Energiestandort für die gesamtgesellschaftliche Aufgabe einer erfolgreichen Energiewende im Einklang mit den Interessen der Region zu nutzen. Gelingt es, die geschlossene Haltung aller am Widerstand gegen das Atommülllager Beteiligten auch auf andere Projekte wie z.B. der weiteren Entwicklung von Wirtschaft und Tourismus zu übertragen, bleibt am Ende mehr als nur ein Sieg. Bereits nächste Woche hat Dirk Wilhelm die Gelegenheit, dem Staatssekretär die positiven Standorteigenschaften von Würgassen als möglichen Baustein einer erfolgreichen Energiewende darlegen zu können. Doch zunächst gilt es, einen so oft verloren geglaubten und dennoch bis zuletzt mühsam erarbeiteten politischen Erfolg zu feiern.