Höxter (red). „Die Eltern sollten die Gelegenheit erhalten, ihre Sorgen an geeigneter Stelle vorzutragen“, dieser Überzeugung waren Bürgermeister Daniel Hartmann und die Gleichstellungsbeauftragte Claudia Pelz-Weskamp, als im Dezember die Situation der Notbetreuungen in einigen Kitas im Stadtgebiet Höxter untragbar wurde.
Der Landtagsabgeordnete Matthias Goeken sagte sofort zu, als Daniel Hartmann anfragte, ob er an einer Gesprächsrunde teilnehmen würde.
Und so kam es noch am letzten Arbeitstag vor den Weihnachtsfeiertagen zu einem intensiven Austausch im kleinen Gesprächskreis mit Elternvertretungen, einer Kita-Leitung, der Trägerin der zahlreichen katholischen Kitas im Stadtbereich Höxter (Hochstift gGmbH), dem Kinderschutzbund Höxter, der Wirtschaftsinitiative im Kreis Höxter e. V. (WIH) sowie der Stadt Höxter.
Zuvor hatte es teilweise wochenlange Notbetreuungen infolge von massiven Personalengpässen in einigen Kitas in Höxter gegeben. In einer Kita waren kurz zuvor sogar sechs Wochen Notbetreuung bis in den Januar hinein angekündigt worden. Dies führte zu unzumutbaren Einschränkungen in den Kinderbetreuungszeiten und damit einhergehend auch in der Qualität der Betreuung.
„Nach der erfolgreichen Errichtung der neuen Kita Bielenbergbande im Sommer 2023 konnten wir das Problem der mangelnden Betreuungsplätze entschärfen. Nun aber ereilt uns ein neues Problem, nämlich die nicht ausreichende Personalausstattung für die Betreuung und Förderung der Kinder“, erläutert der Bürgermeister. „Es haben uns Beschwerden von Eltern und auch von Arbeitgebern erreicht, die auf die Häufung von Notbetreuungen in den Kitas hingewiesen haben“, ergänzt die Gleichstellungsbeauftragte und Stabsstelle Familie, Claudia Pelz-Weskamp.
Im gemeinsamen Gespräch berichteten die Elternvertretungen von ihren Sorgen infolge der Unplanbarkeit des Kita-Alltags. So schilderte ein Vater folgendes Problem: „Es kam vor, dass wir am Vorabend nicht wussten, ob wir am nächsten Morgen das Kind in die Kita bringen dürfen, wie lange es dort verweilen darf und ob wir somit die Möglichkeit haben, überhaupt zur Arbeit gehen zu können.“ Die Eltern äußerten ihre Befürchtung, dass der Wegfall von Struktur und Verlässlichkeit im Alltag ihrer Kinder deren Entwicklung nachteilig beeinflussen könnte. Eine Mutter beklagte: „Die ständig wechselnden Betreuungszeiten und Betreuungspersonen bedeuten auch immer wieder neue Phasen der Eingewöhnung. Das ist für alle Beteiligten enorm anstrengend, vor allem aber für die Kinder.“ Durch den Wegfall der Verlässlichkeit der Kinderbetreuung werden die Tagespläne in der Familie, aber auch im Arbeitsleben der Eltern massiv gestört.
„Die Belastung des eh schon zu geringen Kita-Personals wird durch stets neu aufzustellende Notfallpläne und die Auseinandersetzung mit den zu Recht verärgerten und verunsicherten Eltern noch größer. Die Erzieherinnen und Erzieher bewegen sich derzeit am Belastungslimit,“ betont Patricia Bieber, Leitung der Kita St. Peter und Paul.
Der Kinderschutzbund Höxter und die Elternvertretungen äußerten die Befürchtung, dass die mangelnde Struktur im Kinderalltag zu innerer Unruhe und Bindungsängsten bei den Kindern führen könnten. Dies könne Entwicklungsstörungen nach sich ziehen, die wiederum die Gesellschaft später in der Jugendhilfe wieder einholen und somit neue „Reparaturkosten“ generieren würden, sollte nicht bald für stabile Betreuungsverhältnisse in den Kitas gesorgt werden.
Detlef Müller, Geschäftsführer der Kath. Kindertageseinrichtungen Hochstift gGmbH, machte deutlich, dass der Beruf der Erzieherin und des Erziehers ein immer noch attraktiver Beruf sei, der auf dem Arbeitsmarkt auch als solcher wahrgenommen werde. Es gäbe auch genug Bewerbungen für diesen Beruf, aber leider könne die Hochstift gGmbH nicht genug Personal einstellen, da die Refinanzierung der Kitas die gestiegenen Personalkosten infolge der kürzlich abgeschlossenen Tarifverträge nicht vollständig abdecken. Er stellte klar: „Ich vermisse ganz eindeutig ein Signal aus der Landesregierung, das die Lösung des Problems in Aussicht stellt.“
Marc Becker (WIH) informierte über eine geplante öffentliche Kampagne für soziale Berufe im Kreis Höxter, um die Notwendigkeit dieses systemrelevanten Berufsfeldes sichtbar zu machen und für diese Ausbildungsberufe zu werben, „denn eine verlässliche Kinderbetreuung ist auch im Sinne der hiesigen Unternehmen“, erklärte er.
Die anwesenden Elternvertretungen, die Kita-Leitung, die Hochstift gGmbH, der Kinderschutzbund Höxter und die Stadt Höxter zogen folgendes Resümee: Es muss eine auskömmliche Finanzierung für eine auskömmliche Personalausstattung durch die Landesregierung gesichert werden, denn die qualitativ gute Betreuung und Förderung der Kleinkinder ist ein gesellschaftlich hochrelevantes Thema.
Der Landtagsabgeordnete Matthias Goeken versicherte den Teilnehmenden: „Ich werde Ihre Sorgen und Lösungsvorschläge mit der gegebenen Dringlichkeit und Relevanz für Familien in den Landtag mitnehmen.“
Bürgermeister Daniel Hartmann und die Gleichstellungsbeauftragte Claudia Pelz-Weskamp waren sich einig: „Das war ein beeindruckend sachlich geführtes Gespräch zu diesem durchaus emotionalen Thema.“
Foto: Stadt Höxter