Höxter (TKu). Mit der Bimmelbahn „Rasender Weserwurm“, per Pedes und mit dem Holibri ging es durch Höxter: Die internationale Bewertungskommission des europäischen Städtewettbewerbs „Entente Florale“ (französisch für „Blumiges Einvernehmen“) zog am Mittwoch sechs Stunden lang in Höxter von Station zu Station, um sich von der Kreisstadt an der Weser ein Bild zu machen - und die war begeistert: „What a lovely city“, hieß es mehr als nur einmal von des Jury-Mitgliedern. Ebenfalls mit dabei war Bürgermeister Daniel Hartmann, die Baudezernentin Claudia Koch sowie weitere Vertreter von der Stadtverwaltung und aus der Politik.
Zehn Kriterien galt es dabei zu berücksichtigen. Besonderes Augenmerk legte die vierköpfige Jury aus Irland, Tschechien, Ungarn und Deutschland neben der Schönheit der Stadt auch auf Nachhaltigkeit und den Umweltaspekt. Da nicht alle schönen und besonderen Plätze mangels Zeit besucht werden konnten, wurde um 09:30 Uhr mit einer Bild-Präsentation gestartet, wo genau das vorgestellt wurde. Mit der Bimmelbahn war das Hallenbad mit seiner hochmodernen und umweltfreundlichen Hackschnitzel-Heizungsanlage die erste Station. Die hocheffiziente Anlage beheizt nicht nur für das Hallenbad, sondern auch für die Asylunterkünfte und das komplette Schulzentrum. Diese hocheffiziente Anlage spart 60 Prozent an Gas eingespart. Vorgestellt und erklärt wurde die Anlage durch die Verantwortlichen der Stadt Höxter, durch Mark Becker vom Energie- und Versorgungstechnik-Unternehmen Gebrüder Becker sowie durch Prof. Dr. Hans-Peter Rohler von der Technischen Hochschule OWL, der auch die Zusammenarbeit mit der Stadt Höxter bei verschiedenen Projekten näher erläuterte. Erklärt werden musste alles auf Englisch. Die Delegation zeigte sich sehr begeistert von diesem multifunktionalen Heizsystem, das gleich mehrere unterschiedliche Gebäudekomplexe beheizen kann.
Danach ging es weiter zum historischen Stadtwall und zu den Märchenspielplätzen. Auch hiervon waren die Jurymitglieder begeistert, da der Wall damals wie heute den Menschen als Schutz dient. Vor hunderten von Jahren war es ein Bollwerk gegen Feinde und heute schützt er durch seine klimatischen Eigenschaften, wie Schattenwurf usw.. Beeindruckt war die vierköpfige Delegation auch von den vielen Bäumen auf dem Wall und im Stadtgebiet, die in Summe 15.000 ausmachen. Sämtliche Bäume sind in einem städtischen Register aufgeführt, wonach sie alle zwei Jahre überprüft werden. Damit betraut sind vier Baumsachverständige, die bei der Stadt Höxter beschäftigt sind. Zur Landesgartenschau sind außerdem noch 800 Bäume neu hinzugekommen, was der Leiter der Stadtgärtnerei Höxter, Johannes Pamme erklärt hat. Wenige Meter weiter wurde der nächste Halt gemacht, an der Nikolaitor-Grundschule, wo zahlreiche Schülerinnen die Ferien unterbrochen haben, um ihre verschiedenen Umweltprojekte vorzuführen, darunter auch der Schulgarten. Weiter ging es danach in die Innenstadt von Höxter. Hier zeigte sich die Jury fasziniert von dem Wasserlauf, der als Umweltaspekt eine kühlende Wirkung auf seine Umgebung zeigt und auch ein Spaßfaktor für Kinder ist. Zudem ist die Rinne auch ein guter Schutz vor Hochwasser, weil das Regenwasser besser abfließen kann. Am Platz der Ortschaften an der Weserpromenade erklärte Anja Beineke vom LGS-Förderverein den Sinn hinter diesem Projekt.
Murmelbahn und Spielgeräte konnte die Delegation dann sogar selbst einmal ausprobieren. Ebenfalls sehr gut angekommen ist der Schöpfungsgarten mit seinem religiösen Konzept und die Weserscholle an sich mit seinem schönen Ausblick auf die Weser. Der Hochwasserschutz, der unter anderem mit einer künstlich geschaffenen Flutmulde der Weser einhergeht, wurde ebenfalls gut bewertet. Von der Weserscholle und dem Archäologiepark mit der versunkenen Mittelalterstadt wurde ihnen via „Augmented Realitiy“ das Leben vor mehr als 800 Jahren wieder virtuell erlebbar gemacht – vorgestellt durch LGS-Archäologe Ralf Mahytka. Danach führte der Weg der Delegation mit dem Holibri, dessen Konzept ebenfalls genauer vorgestellt wurde, auf die andere Weserseite ins Brückfeld. Nach einer kleinen Stärkung während der Mittagspause ging es zunächst zur Bahn-Haltestelle mit der gegenüberliegenden Tourist-Info und dann weiter zum Jakob-Pins- und Anja Niedringhaus-Forum. Auf dem Weg dorthin lagen viele historische Gebäude auf dem Weg – eine Bausubstanz, die ebenfalls gut bei den Gästen angekommen ist. In der Innenstadt erklärten Jürgen Knabe und Jens Klingemann von der Werbegemeinschaft Höxter die von der Werbegemeinschaft Höxter organisierten und finanzierten Events und Stadtfeste.
Das neue Stadtmarketing wiederum wurde von Madita Alberding vom Huxarium-Gartenpark erklärt. Immer wieder bekamen die Jurymitglieder auch mit, wie viel ehrenamtliche Bürgerinnen und Bürger sich in Höxter engagieren. Das sei einer mit der größten Pluspunkte für Höxter gewesen, wie Jury-Oberhaupt Dr. Christy Boyland aus Irland in seinem Resümee heraus stellte. Das sahen aber auch die anderen Jurymitglieder Jaroslav Brzak aus Tschechien, Eszther Toth aus Ungarn sowie Hildegunde Franziska Henrich genauso. In Höxter werde die Planung und Entwicklung sehr nachhaltig betrieben, wie Dr. Christy Boyland weiter ausführte. Als Beispiel nannte Boyland die Restaurierung historischer Bausubstanz. Die sehr schöne Landschaft sorgte ebenfalls für große Begeisterung. Ganz besonders beeindruckt hat Boyland die große Anzahl der Taglilien. Ein Aspekt hat nicht gefallen. Vermisst wurden Fahnen wie die Europa-Fahne oder die Flagge des Städtewettbewerbs „Entente Florale“. Das sei aber nur ein kleiner Mangel, so die Jury. Wie sie entscheiden wird, bleibt abzuwarten. Für die Delegation führt die Reise nach Höxter noch in fünf weitere Städte, die es zu bewerten gilt. Mit einer Entscheidung ist erst im September zu rechnen, wenn das Ergebnis in Ungarn verkündet wird. Die Bewertung erfolgt im Bronze-, Silber- und Gold-Status, der nach einer Verleihung als Plakette sichtbar gemacht wird.
Fotos: Thomas Kube und Manuela Puls