Höxter/Marienmünster (red). Der 3. Oktober 1990 ist ein welthistorischer Tag. Knapp elf Monate nach der Öffnung der innerdeutschen Grenzübergänge feierten die beiden deutschen Staaten, die als Folge des Zweiten Weltkriegs 45 Jahre voneinander getrennt waren, ihre Wiedervereinigung. Doch trotz seiner enormen Bedeutung ist „Der Tag der Deutschen Einheit“ vielerorts ein „Termin“ geworden. Einer von vielen.
Grund genug für die Kulturstiftung Marienmünster in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Klosterlandschaft Ostwestfalen-Lippe auch 2024 auf den Stellenwert des Nationalfeiertages aufmerksam zu machen. „Was hat gestern mit heute zu tun? Wie hängen Vergangenheit und Zukunft zusammen? Wir blicken zurück und nach vorn, wecken auf vielfältige Weise Neugier und öffnen mit unseren Angeboten Zugänge. So erschließen sich sinnvoll Themen, Botschaften und Kontexte“, sagt Hans Hermann Jansen, Leiter des Netzwerks.
Gleich drei Termine kündigt Jansen für Donnerstag, 3. Oktober, an. Los geht es um 11 Uhr mit einer Matinee im Konzertsaal der Abtei Marienmünster. Unter dem Titel „Im Eis des Mondes wandern wir“ singt Pia Buchert, am Klavier begleitet von Tatjana Dravenau, vergessene und verbotene Kompositionen von Viktor Ullmann, Felix Wolfes, Walter Arlen und Ursula Mamlok.
Längst fest zum Programm am Tag der Deutschen Einheit gehört die musikalische Vesper um 17 Uhr in der Abteikirche des ehemaligen Benediktinerklosters und heutigen Weltkulturerbes Corvey. Erneut treffen sich zu diesem von der Katholischen Kirchengemeinde St. Stephanus und Vitus Corvey und der Klosterlandschaft OWL initiierten Gemeinschaftsprojekt Menschen unterschiedlichster Herkunft und Generationen, um den Nationalfeiertag zu begehen. Besucher können sich auf Chormusik mit Sängerinnen und Sängern aus der Region freuen sowie auf den renommierten Organisten Friedhelm Flamme, der die historische Andreas-Schneider-Orgel aus dem Jahr 1681 eindrucksvoll zum Klingen bringen wird.
„Mitsingen“ heißt es um 19 Uhr, wenn die Kulturstiftung Marienmünster in Kooperation mit dem Programm „Starke Orte – Starke Worte“ zum offenen Singen in die historischen Klosterscheunen der Abtei Marienmünster einlädt. Die Veranstaltung, die im Rahmen der deutschlandweiten Initiative „3. Oktober – Deutschland singt und klingt“ stattfindet, „soll bewusst auch ein Zeichen der Dankbarkeit und der Hoffnung für die Zukunft des Landes sein, welche aus Einheit und gelebtem Miteinander heraus kraftvoll gestaltet werden kann“.
Ganz besonders freuen sich die Initiatoren auf die Uraufführung der Kammeroper „Die Viderbagegenish“ (Die Wiederbegegnung) von Jean Goldenbaum. Der Spezialist für jüdische Musik hat erstmals eine Oper auf Jiddisch komponiert. Das Libretto, das auf einer Kurzgeschichte des Schriftstellers Issac Bashevis Singer basiert, thematisiert „eine universelle Geschichte über Leben, Tod, Liebe und menschliche Zerbrechlichkeit“. Geschrieben für ein Instrumentalensemble, einen Chor sowie zwei Solisten, ist Goldenbaums Opus 126 eine „philosophische und existenzielle Geschichte mit Spuren von typisch feinem jüdischem Humor“ und zugleich ein Signal gegen den auch in Deutschland immer unverhohlener auftretenden Antisemitismus. Mit Leonore von Falkenhausen und Georg Thauern in den Hauptrollen ist „Die Viderbagegenish“ am Sonntag, 6. Oktober, um 19 Uhr im Konzertsaal der Abtei Marienmünster zu erleben.
Flankiert werden die Konzerte von einer Ausstellung mit Bildern zur Demokratiegeschichte, die die Besucher zur gedanklichen Reise an die historischen Schauplätze mitnimmt und zugleich die Auseinandersetzung mit historischen und gegenwärtigen demokratischen Konfliktlösungsstrategien anbietet.
Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. Weitere Informationen auf: www.klosterlandschaft-owl.de.
Foto: Klosterlandschaft OWL