Beverungen (TKu). Schluss mit „Funny Times“ und dem Karriereende von Luke Mockridge wegen ein paar „niveaulosen“ Witzen? Nicht so in Beverungen am vergangenen Samstagabend bei seinem Auftritt vor mehr als 600 seiner Fans, die teilweise sogar von sehr weit her angereist waren, um ihr Idol live auf der Bühne zu sehen. „Die Luft wird dünn für Luke Mockridge“ oder „Wird er ganz von den Bühnen verschwinden?“ titelten im September diesen Jahres noch Zeitungen, die sich damit ursächlich äußerst kritisch auf einen Podcast von Luke Mockridge bezogen, bei dem er einen Witz über Menschen bei den Paralympics gemacht hatte. Doch nach einigen anfangs ausgefallenen Comedy-Auftritten in Deutschland ist Mockridge wieder auf der Bühne präsent mit einer energiegeladenen Performance und seinem aktuellen Programm „Funny Times“ - wobei Beverungen allerdings auch sein letzter Termin dieser Tour gewesen ist. Mockridge, der für seine humorvollen Anekdoten über das alltägliche Leben bekannt ist, nahm das Publikum mit auf eine Zeitreise durch die letzten Jahrzehnte der Musikkultur und Medienwelt im Vergleich zu den heutigen „verrückten Zeiten“. Vom nostalgischen Blick auf die Musik und TV-Shows der 1990er Jahre bis hin zu modernen Phänomenen wie Social Media. Mockridge verstand es, alle Generationen in der Stadthalle miteinander zu verbinden und gleichzeitig die humorvollen Absurditäten der Gegenwart aufzuzeigen. Mit seinem typisch schlagfertigen Stil und zahlreichen spontanen Einlagen hielt er das Publikum ständig bei Laune – und das ohne eine Pause einzulegen, aus „Sicherheitsgründen“, wie er sagte.
Mit seinem selbst geschrieben und gesungenen Musical-Titel „I´m so sorry – I´m back again“, das er selbst am Klavier spielte, startete er seine „Funny-Times-Show“ in der Weserstadt. Direkt nach dem Lied ging der Comedy und Entertainer auf Tuchfühlung mit seinem Publikum. „Ich komme aus Köln, wer hat ebenfalls eine weite Anreise in Kauf genommen, um die Show zu sehen?“, fragte Mockridge die Besucher. Und gleich in der ersten Reihe meldeten sich Fans aus Hamburg und Flensburg, die mehr als vier Stunden bis nach Beverungen unterwegs gewesen sind. Die „Luky Pukies“, wie sich die eingefleischten Fans aus dem Norden selbst bezeichneten, hatten ein Geschenk für ihr Idol mit im Gepäck: Ein Hoodie mit einem Aufdruck der Gummibären-Bande, denen sich der Comedian bis heute sehr verbunden fühlt. Luke Mockridge war sehr gerührt und versprach, den Hoodie am Ende der Show auch anzuziehen – was er auch tat.
Der Entertainer zog das komplette Programm an einem Stück durch: „Aus Sicherheitsgründen machen wir 90 Minuten durch, ohne Pause“. Denn jemand soll gesagt haben: „Wenn der Mockridge auf der Bühne steht, dann fackel ich die Halle ab“, so Mockridge. Deshalb habe er mit einem Profiler gesprochen, der sich mit so etwas auskennt und der habe gesagt: „Macht keine Pause!“. „Lucky“ Luke war sich außerdem sicher, dass wenn einer so etwas plant, dann trinkt er vorab immer einen Mezzo-Mix in der Pause und deshalb zog er seine Show mit einem Augenzwinkern komplett durch. Dazu habe ihm die Freiwillige Feuerwehr zur Sicherheit einen gefüllten Wassereimer hingestellt. Wenn er in Beverungen nicht benötigt werde, so sei geplant, ihn am nächsten Tag als „militärische Unterstützung“ in die Ukraine zu schicken – die einzigen Waffen, welche die Bundesrepublik in der Lage sei, zu entsenden, so der Komiker, der darauf ergänzt: Es seien wirklich verrückte Zeiten. Man müsse immer versuchen den Humor zu bewahren und das Beste daraus zu machen und den Optimismus zu bewahren. In den vergangenen Monaten habe er viel durchgemacht, was er mit den Worten beschrieb: „Ich baue irgendwie immer Scheiße, dann gibt es einen Shitstorm und die Menschen sind sauer, aber im echten Leben passiert irgendwie nichts bis auf ein paar Hasskommentare im Internet“.
Im Gegensatz zu den Menschen seien die Journalisten etwas kleinkrämiger mit ihrer Beurteilung. Aber Kommentare und Artikel über sich lese er sich gar nicht mehr durch, mit Ausnahme der Überschriften, aufgrund der „Paywall“ zu den Berichten. Einen Artikel der Bild-Zeitung fand er jedoch sensationell: Die BILD titelte „Was stimmt nicht mit Dir Luke Mockridge?“ Und das fand er „eine berechtigte Frage“. Eine Zeitung, die jedem alles in der Welt erklären könne, dessen Redaktion aber an der Psyche von Luke Mockridge scheitere, bleibe ihm ein Rätsel. Er hingegen hätte da weiterhelfen und den Redakteuren genau sagen können, was mit ihm nicht stimme. Mockridge ließ sich nicht nehmen, das Publikum aktiv in seine Show einzubeziehen. Schon früh im Programm bezog er die Zuschauer in seine Witze ein und ging immer wieder auf Zwischenrufe und Reaktionen ein. So entstand eine lockere und humorvolle Interaktion, die den Abend lebendig und einzigartig machte. "Funny Times" wurde dabei seinem Namen mehr als gerecht: Die Mischung aus Comedy, musikalischen Einlagen und einer Prise Selbstironie sorgte für eine rundum ausgelassene Stimmung. Ein Highlight des Abends war sicherlich Mockridges musikalisches Können, das er mit einer Parodie auf die aktuelle Popmusikszene unter Beweis stellte – er wollte ja immer Popstar werden, wie er betonte. Er sprang mühelos zwischen verschiedenen Musikstilen hin und her und schaffte es, die Trends der letzten Jahre mit einem Augenzwinkern zu kommentieren.
Luke Mockridge, der zur Generation „Y“ zählt, wozu diejenigen gehören, die im Zeitraum der frühen 1980er bis zu den späten 1990er Jahren geboren sind, respektiere jede Generation. Nach einer Besucherabfrage über die Zusammensetzung des Publikums – die „Generation Y“ war übrigens am meisten in den Besucherreihen vertreten – zählte er die Besonderheiten aller Generationen noch einmal genauer auf. Nach mehr als anderthalb Stunden beendete Luke Mockridge seinen Auftritt unter tosendem Applaus. Die Zuschauer in der Beverunger Stadthalle zeigten sich begeistert und bedankten sich mit lautstarkem Applaus und positiven Applaus-Pfiffen. Für viele war es ein gelungener Abend, der den Alltag für ein paar Stunden vergessen ließ und zeigte, wie wichtig Humor gerade in so anspruchsvollen Zeiten ist. „Funny Times“ zeigte den Künstler, der nicht nur mit Witz, sondern auch mit Herz begeisterte, auch mal von einer anderen Seite.
Fotos: Thomas Kube