Amelunxen (red). „Schön, dass du da bist!“, diesen Willkommensgruß auf einem Button, auf dem auch die Umrisse der Georgskirche Amelunxen abgebildet sind, bekam jeder der 300 Besucherinnen und Besucher am Ende des ökumenischen Festgottesdienstes am 7. Juli. Anlass war das 900-jährige Weihejubiläum der seit 1651 evangelischen Kirche. Vier Tage lang feierte die Weser-Nethe-Kirchengemeinde Höxter in ihrem Pfarrbezirk Amelunxen: auf ein Eröffnungskonzert folgten Leseperformance und Dämmerschoppen, dann am Samstag die Höhepunkte Festumzug und Gottesdienst (Predigt Superintendent Volker Neuhoff), außerdem ein Mitmachprogramm für Jung und Alt, Tanz im Zelt mit der Band Remmi-Demmi und Feuershow sowie am Sonntag Andacht und Frühstück mit der Kirchenband Christi-Road aus Boffzen.
Dass sich bei bestem Sommerwetter kaum ein schönerer Ort zum draußen sein, spielen und feiern denken lässt, als das Außengelände der Georgskirche und der angrenzende Lebensgarten in Amelunxen, trug sicher auch zum Erfolg und zur stimmungsvollen Atmosphäre des Weihejubiläums bei. Im Zentrum stand aber die Georgskirche selbst, die „in ihrer romanischen Schlichtheit eine große Geistlichkeit ausstrahlt“ (Gunnar Wirth). Daher waren mit „Schön, dass du da bist!“ nicht nur die Menschen in der Kirche, sondern ebenso die Kirche selbst gemeint. Das machte auch Gemeindepfarrer Gunnar Wirth in seiner Begrüßung deutlich: „Sie trohnt über dem Dorf. Sie ist Stein gewordene Predigt für die Menschen, die hier (…) Trost und Stille suchen.“ In Erinnerung an die zwischen Evangelischer und Katholischer Kirche lang umkämpfte Kirche meinte Wirth: „Ich habe den Eindruck, die Kirche hat den Streit unter den Kindern Gottes ertragen.“ Das sei ein Bild für uns: „Gott ist geduldig mit uns, dass wir in den anderen Schwestern und Brüder erkennen können.“
Allen, die den voran gegangenen, eindrucksvollen Festumzug mit insgesamt 244 Läufern - viele in historischer Tracht -, geschmückten Wagen, kleinem und großen Drachen, mitgestaltet haben, dankte Gunnar Wirth. Mitwirkender im Gottesdienst war neben anderen Pfarrdechant Frank Schäffer. Für die musikalische Gestaltung sorgten der ökumenische Kirchenchor Laudate, der Posaunenchor Bruchhausen, der Flötenkreis Gaudete, der Spielmannszug Ottbergen und Organist Hans Theile. Die Kollekte ist für das Frauen- und Kinderschutzhaus im Kreis Höxter bestimmt.
Auf Psalm 84 (Wie lieblich sind deine Wohnungen, HERR Zebaoth…) nahm Superintendent Volker Neuhoff in seiner Predigt immer wieder Bezug. Kaum ein Wohnzimmer werde so lange Bestand haben wie die Georgskirche. Darauf komme es letztlich aber auch nicht an. „Es kommt auf die innere Qualität an, ob sich ein ‚durchbeteter Raum‘ eröffnet. Ein Raum, der zugänglich ist für die ganze Bandbreite menschlicher Existenz. Denn ob Kloster Corvey oder das Weidenpalais in Rheder oder der Andachtsraum im Krankenhaus in Brakel oder das Stadion beim Kirchentag, sogar die virtuelle Kapelle im Internet – wichtig ist, dass man hingehen kann, Zugang hat. (…) Sie (die Georgskirche; Anm. d. Red.) ist ein Gegen-Ort, ein ‚Ort außerhalb aller Orte‘“, so der Superintendent. Diesen Ort mache die Lebendigkeit Gottes aus. Seine Zuwendung. „In Jesus Christus bringt er ein Stück Himmel auf die Erde. (…) Weniger sind bei uns Kathedralen nötig, als ‚durchbetete Räume‘, zitierte er noch einmal Margot Käßmann. Nötig seien „Erlebnisräume der Liebe Gottes“.
Der „Amelunxer Rezess“ vom 31. Mai 1651, als die Georgskirche der Evangelischen Kirche übereignet wurde, nachdem die Nutzung als Simultankirche nach rund 150-jährigem Versuch scheiterte (vor 200 Jahren wurde in Amelunxen dann der Grundstein der katholischen Kirche St. Peter und Paul gelegt), „war sicherlich kein Ruhmesblatt der Kirchengeschichte“, stellte der Superintendent fest. Er hofft, dass der 400. Jahrestag des Rezesses in 33 Jahren nur noch historischen Wert hat und von der Vision, die hinter diesem Raum steht, überlagert wird. „Vielleicht haben wir bis dahin auch gelernt, dass die gemeinsame Einladung an den Tisch des Herrn nicht auf eine ‚Notlage‘ beschränkt werden darf, sondern ein Glücksfall ist“, so die Hoffnung des Superintendenten.
Fotos: EKP/Heide Welslau