Höxter (red). Künstler und Publikum waren sich einig, das am Sonntag zu Ende gegangene zeigt, welches Potenzial Ostwestfalen-Lippe und der Weserraum besitzen. Drei Tage lang vermittelten Lesungen, Konzerte und ein Symposium die Geschichte des an der Weser gelegenen Klosters Corvey und gaben Einblick in die mit dem Benediktinerkloster verbundene Entwicklung Europas von der Karolingerzeit bis heute.
Auf sinnliche und ergreifende Weise konnten die rund 800 begeisterten Zuhörer nachvollziehen, welche Rolle für die Menschen im frühen Mittelalter ein Kloster wie Corvey mit seinem Skriptorium und dem Westwerk sowie den Sakralbauten gespielt hat. Die Schauspieler Dörte Lyssewski, Martina Gedeck, Barbara Nüsse, Jens Harzer, Wolfram Koch und Hans Kremer lasen Literatur von Umberto Eco, Marcel Proust, Vilém Flusser, Jaroslav Seifert u. a. Die Texte beschrieben eine Atmosphäre in Klöstern und Kirchen, wie sie Corvey, Bursfelde und die St. Michaelskapelle auf dem Heiligenberg an diesem Wochenende anschaulich darstellten.
Die Stimmen der Sänger von Martinu Voices und Vox Clamantis wurden durch die besondere Kirchenakustik verstärkt und die Musiker Tanja und Christian Tetzlaff, Lars Vogt, Anna Maria Friman, Catalina Vicens und das Albion Quartet von den historischen Mauern inspiriert. Der norwegische Trompeter Arve Henriksen nutzte zufällig einsetzende Glockenschläge für eine musikalische Improvisation. Einen Eindruck von den europäischen Verbindungen Corveys gab Jiri Kuthan, der über den St. Veits Dom in Prag und den heiligen Vitus berichtete.
Nicht nur die Resonanz auf die Ouvertüre des Kunstfestes war beeindruckend, sondern auch die Kooperationsbereitschaft und hervorragende Unterstützung im Weserraum während der Vorbereitung, wie die künstlerische Leiterin Brigitte Labs-Ehlert betonte. Viktor Herzog von Ratibor und Fürst von Corvey bedankte sich in seiner Eröffnungsrede bei der Kunststiftung Nordrhein-Westfalen, der NRW Bank, dem Pastoralverbund Corvey und dem Kloster Bursfelde. Von allen beteiligten Seiten gibt es den Wunsch, das auf weitere fünf Jahre angelegte Kunstfest zu einem weit über die Region ausstrahlenden Ereignis werden zu lassen. Ein neuer Blick auf Corvey und seine bedeutsame Geschichte wird geworfen. Corvey könnte somit ein Modellfall für den Umgang mit UNESCO-Welterbestätten werden. Als einziges Festival seiner Art in einer solchen Erbestätte bietet es genau das, was neueste wissenschaftliche Forschungen fordern: einen komplexen Ansatz in der Vermittlung, der materielle und immaterielle Werte einer Weltkulturerbestätte integral miteinander verbindet und beides in seiner gegenseitigen ideellen Beeinflussung und Beförderung zeigt.