Höxter (red). Gespannt und ein wenig misstrauisch stehen mehrere Kinder mit Körnerfutter in den Händen vor dem Entenstall. Mit den Körnern wollen sie die Jungenten zu deren Grünweide locken. Ob das funktioniert? Es funktioniert. Die Enten wackeln den „Futterweg“ entlang und landen auf der für sie vorgesehenen Grünfläche. Dann werden in dem umgebenden Maschendraht einige Löcher entdeckt. Die müssen sofort repariert werden, sonst sind die Enten weg. Die Kinder werden zum Helfen und Halten aufgefordert. Das klingt nicht nach „Urlaub auf dem Bauernhof“. Ist es auch nicht! Die Kinder sind Teil einer Gruppe auf dem Internationalen Schulbauernhof Hardegsen bei Göttingen.
Bereits zum vierten Mal seit 2015 konnte eine Kindergruppe (Grundschulkinder) eine Sommerferienwoche auf dem Schulbauernhof verbringen. Der Kinderschutzbund, OV Höxter, hatte es möglich gemacht. Fast immer sind es Kinder aus der Betreuung des Offenen Ganztags Nicolai, die hier angesprochen und ausgesucht werden, wenn privat keine Ferienreise möglich ist. Die Kosten und die weitere Organisation übernimmt der Kinderschutzbund. Wenn eine verbindliche Anmeldung der Eltern vorliegt, und die Haus und Hofordnung akzeptiert werden ist, kann die Packliste der Notwendigkeiten abgearbeitet werden.
In diesem Sommer sind es elf Kinder, die sich auf das Hof-Abenteuer freuen dürften. Betreut und begleitet werden sie, wie immer, von dem Ehepaar Eleonore und Gerd Eisfeld und Frau Ursula Patyn, alle drei ehrenamtliche Mitarbeiter des Kinderschutzbundes. Am Montagmorgen geht es los. Nach der Busfahrt und der erfolgreichen Unterbringung in einem nahgelegenen Wohnheim wird der Hof mit seinen diversen Gebäuden erkundet. Außerdem lernen sich die Kinder und das verantwortliche Hof-Personal kennen. Danach erfolgt die umschichtige Einteilung in die verschiedenen Dienste: Küchendienst, Hofdienst, Stalldienst. So lernen die Kinder alles kennen, was auf dem Hof passiert. Sie erfahren, wieviel Arbeitsgänge zur Nahrungsherstellung notwendig sind, und dass Sorgsamkeit und Sorgfältigkeit gefragt sind, sowohl beim Eierdatum stempeln als auch beim Umgang mit den Tieren.
Dass der Küchendienst nicht so beliebt ist, kann man sich vorstellen, aber wer essen will. Bemerkenswerterweise war der hohe Gemüseanteil beim Essensangebot gar kein Problem.
Außenstehende staunten, wie selbstverständlich die meisten Kinder mit großen Tieren umgingen: Die Milchkühe wurden konsequent beiseite gedrängt, damit gemolken werden konnte. Musste der Schweinestall ausgemistet werden, hoben die Kinder die Ferkel, die es sich im Futtertrog gemütlich gemacht hatten, einfach heraus, während die Muttersau daneben auf dem Stroh lag. Beziehungen zu Hühnern und Kaninchen wurden mit Kosenamen gefestigt, und einige wurden quasi stundenlang mit herumgetragen, der Traum jeden Huhns. Und wer es süß mochte, durfte beim Honig schleudern mithelfen.
Der pädagogische Aspekt ist klar: Wertschätzung von Mensch und Tier, der Natur und ihren Produkten und der damit verbundenen Arbeit. Und es wurde auch die folgende Frage beantwortet: Woher kommt die Milch, und was passiert mit ihr, bevor sie in die Tüte kommt?
Bei aller Pädagogik: Für die Kinder blieb immer noch genug Zeit zum Spielen und Toben, für einen Besuch der Eisdiele und abends Zeit zum Mädchen bzw. Jungen ärgern. Großzügige Sponsoren machten diese Ferienwoche möglich. Der Kinderschutzbund bedankt sich ganz herzlich, auch im Namen der Ferienkinder. Weiteres unter: www.internationaler-schulbauernhof.de.
Fotos: Kinderschutzbund Höxter