Höxter (red). "Die Frage, wie es meinen Patientinnen einige Wochen oder mehrere Monate nach der Operation geht, interessiert mich brennend", sagt Dr. Stefan Bettin, Chefarzt der Frauenklinik des Klinikum Weser-Egge. In der Regel übernehmen niedergelassene Gynäkologen die Nachbetreuung seiner Patientinnen, nur selten sieht er die von ihm operierten Frauen wieder. Knapp 100 Frauen sind der Einladung von Dr. Stefan Bettin und seinem Team gefolgt und zu einem informativen Abend in lockere Runde ins St. Ansgar Krankenhaus gekommen. "Es ist uns ein wichtiges Anliegen, zu erfahren, wie es den Patientinnen geht. Indem sich die Frauen über den Eingriff äußern, bekommen wir die Möglichkeit, den Erfolg der Operation zu erkennen", sagt Bettin.
Das direkte Feedback ist dem Patienten ein Bedürfnis - der Operateur profitiert ebenfalls davon: "Ich passe Operationstechniken gezielt an", bekräftigt der Facharzt. Neben der Möglichkeit des persönlichen Gesprächs mit den Ärzten, bekamen die Besucherinnen medizinische Informationen. So sei die Verwendung von Gewebeersatz in der Urogynäkologie umstritten, berichtet Bettin: "In den USA und in Schottland haben Komplikationen dazu geführt, dass moderne Operationsverfahren mit der Anwendung von Netzen und Bändern nicht mehr durchgeführt werden. Wir dagegen halten den Gewebeersatz für eine wichtige Basis, um moderne Operationsmethoden, zum Beispiel für den Erhalt der Gebärmutter, überhaupt anwenden zu können", sagt Bettin: Dies setze allerdings voraus, dass die Patientin ausreichend aufgeklärt werden und anhand von Operationsbildern erkennen und nachvollziehen können, welcher Gewebeersatz konkret angewendet wurde.
Bei der postoperativen Kontrolle werden mögliche Komplikationen erkannt und die Gewebeverträglichkeit nachgewiesen. Dr. Stefan Bettin betont: "Wir danken Physiotherapeutin Kerstin Groffmann, dass sie die Patienten für den Umgang mit schwachem Bindegewebe sensibilisiert hat". In ihrem Vortrag verwies sie auf die Notwendigkeit, mit der Bindegewebsschwäche und der postoperativen Situation zu leben und sich dieser anzupassen.
Alle Arzthelferinnen und Sekretärinnen nutzten den Abend, um mit den Patientinnen ins Gespräch zu kommen und uns von ihrer neu gewonnenen Lebensqualität zu erfahren. "Es war ein Abend des Vertrauens und der gegenseitigen Achtung", so Bettin, für den es zu den authentischsten Minuten seiner ärztlichen Tätigkeit gehört, mit Blick in die Augen der Patientin zu erfahren, ob es ihr besser geht oder nicht. Die Veranstaltung wird in zwei Jahren erneut durchführt.
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