NRW (red). 27 Prozent der Landesfläche Nordrhein-Westfalens sind Wald, davon sind knapp zwei Drittel in Privatbesitz. Die NRW-Wälder sind durchschnittlich 75 Jahre alt und bestehen zu 58 Prozent aus Laubbäumen und 42 Prozent aus Nadelbäumen. Die Landeswaldinventur 2014 erfasste 51 Baumarten beziehungsweise Baumartengruppen. Vor allem Fichten, Buchen, Eichen und Kiefern prägen das Bild. Diese und andere Fakten des nordrhein-westfälischen Waldes aus den Jahren 2012 bis 2018 bündelt der Landeswaldbericht 2019, den das Umweltministerium in dieser Woche dem Landtag vorgelegt hat.
Wetterextreme wie Stürme, Trockenheit und Schädlingsbefall haben dem Wald aktuell stark zugesetzt. „Sturmschäden im Frühjahr, Dürreschäden im Sommer und ein starker Borkenkäfer-Befall in den Nadelwäldern führen uns vor Augen, wie dringlich der Umbau unserer Wälder zu widerstandsfähigeren, klimaplastischen Wäldern ist. Der Begriff der Nachhaltigkeit ist eng mit der Forstwirtschaft verwurzelt. Wir müssen auch weiterhin sicherstellen, dass unsere Wälder und unsere Forst- und Holzwirtschaft zukunftsfähig und damit enkeltauglich aufgestellt sind“, kommentiert Umweltministerin Ursula Heinen-Esser die Lage des Waldes. Zur Bewältigung der durch Extremwetterereignisse verursachten Folgen im Wald stehen in 2019 aktuell rund 1,5 Mio. € zusätzliche Fördermittel von Bund und Land für NRW zur Verfügung. Für die folgenden vier Jahre sind darüber hinaus weitere 550.000 € jährlich bereit gestellt worden. Maßnahmen wie beispielsweise die Überwachung von Käfern, das Entrinden von befallenem Holz im Wald sowie die Anlage von Trocken- und Nasslagerplätzen sollen durch eine aktuell in Erarbeitung befindlichen Landesförderrichtlinie für Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer gefördert werden können.
Wetterextreme und Schädlingsbefall wirken sich unmittelbar auf den Holzmarkt aus, das betrifft zu über 90 Prozent die Baumart Fichte. Damit ergeben sich veränderte Anforderungen an die Baumartenwahl, sie ist der wesentliche Schlüssel für einen zukunftsorientierten, klimaplastischen Waldaufbau. Bereits im Herbst 2018 hatte das Umweltministerium dazu ein neues Waldbaukonzept vorgestellt. Ziel und Aufgabe der nordrhein-westfälischen Forstpolitik ist es, die biologische Vielfalt des Waldes und seine vielfältigen ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Funktionen zu erhalten und zu fördern. „Dabei steht eine nachhaltige und naturverträgliche Nutzung von Holz nicht im Widerspruch zu einer vorausschauenden Umweltpolitik“, so Heinen-Esser. Gerade im Kampf gegen den Klimawandel spielt der Wald als “Grüne Lunge“ durch seine Fähigkeit zur Kohlenstoffspeicherung, aber auch durch die Holznutzung selbst eine bedeutende Rolle.
Parallel dazu setzt das Umweltministerium derzeit gemeinsam mit den Waldbesitzern und dem Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen die kartellrechtskonforme Ausgestaltung der staatlich geförderten Waldbewirtschaftung um. Ein Baustein ist mehr Eigenständigkeit der forstlichen Zusammenschlüsse bei gleichzeitiger Gewährleistung der Beratung und Betreuung der Forstbetriebe. „Die künftige Waldbewirtschaftung muss in ein zukunftsfähiges Management des weitgehend klimaneutralen Rohstoffs Holz entlang der Wertschöpfungskette münden. Dabei fällt auch der weiteren Digitalisierung im Forst eine Schlüsselrolle zu“, so Heinen-Esser.
Eine fundierte Wissensbasis ist die Grundlage, um den wachsenden Heraus- und Anforderungen gerecht zu werden. Der „Landeswaldbericht 2019“ bietet ein umfassendes Zahlenwerk und bildet somit eine fundierte Basis für weitere Handlungsoptionen. Er beschreibt den Waldzustand, die Waldfunktionen aber auch die aktuellen, forstlich relevanten Entwicklungen, die durchgeführten Maßnahmen und beabsichtigten Vorhaben für den Berichtszeitraum 2012 bis 2018.