Paderborn/Kreis Höxter (red). Seit einem Jahr ist Brigitte Kaese (56) als Fachkraft in der Integrationsagentur der Diakonie Paderborn-Höxter e.V. tätig. Zeit, um eine erste Bilanz zu ziehen. „Das Arbeitsfeld ist riesig, hier laufen viele Themen aus den Bereichen Zuwanderung und Integration zusammen. Es ist eine spannende Arbeit, nicht nur, weil sie so vielfältig ist, sondern weil sie auch eine sozialpolitische Komponente hat und man gemeinsam etwas bewegen kann““, betont die gebürtige Bürenerin.
Rund 190 Integrationsagenturen gibt es zurzeit in Nordrhein-Westfalen. Gefördert werden sie durch das Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes NRW. Träger sind die Wohlfahrtsverbände. Die Integrationsagenturen agieren in erster Linie in den vier Handlungsfeldern: Antidiskriminierungsarbeit, Unterstützung von bürgerschaftlichem Engagement, Sozialraumarbeit und Interkulturelle Öffnung. Dabei arbeiten sie strukturell, unterstützen andere Akteure, Dienste und Einrichtungen in deren Integrationsbemühungen. Sie entwickeln und initiieren aber auch selbst Projekte. „In der Integrationsagentur berate ich keine Klienten. Ich begleite und unterstütze zum Beispiel Gruppen, Vereine oder Initiativen beim Thema Integration“, erläutert die studierte Diplom-Sozialpädagogin, die eine Zusatzausbildung in Sozial-Management hat.
Die Integrationsagentur der Diakonie Paderborn-Höxter e.V. besteht seit 2008 und war in der Vergangenheit schwerpunktmäßig im Sozialraum Kaukenberg und Lieth der Stadt Paderborn tätig und vor Ort ansässig. Brigitte Kaese hat sich im ersten Jahr ihrer Tätigkeit am Standort der Diakonie in der Klingenderstraße in Paderborn insbesondere dem Themenfeld Flucht gewidmet und als Bereichsleitung des Fachbereichs „Migration und Flucht“ die insgesamt zwölf Mitarbeitenden fachlich miteinander vernetzt und feste Strukturen für das Arbeitsfeld geschaffen.
Im Kreis Höxter ist es die besondere Aufgabe der Fachkraft, die zurzeit sechs Mitarbeitenden der Diakonie in den Zentralen Unterbringungseinrichtungen (ZUE) des Landes NRW für Flüchtlinge in Bad Driburg und Borgentreich in ihrer Arbeit zu begleiten und zu unterstützen. Hier war im vergangenen Jahr das Thema „Petition“ von besonderer Wichtigkeit für die Fachkräfte. Die Integrationsagentur konnte ein Treffen aller Mitarbeitenden des Bereichs mit Sigrid Beer, Landtagsabgeordnete der GRÜNEN sowie Sprecherin und Mitglied des Petitionsausschusses, organisieren. Diese fachlichen Treffen und Austausche mit regionalen Politikern sind zukünftig als regelmäßiges Angebot geplant.
Ein weiteres Projekt in der Flüchtlingsarbeit der Diakonie konnte mit Unterstützung der Integrationsagentur gesichert werden. In der ZUE Borgentreich wurde über zwei Jahre die psychosoziale Erstberatung von Geflüchteten als selbstinitiiertes und einmaliges Modellprojekt bis zum Sommer 2018 durchgeführt. Finanziert wurde es in dieser Zeit von der Evangelischen Kirche von Westfalen und dem Evangelischen Kirchenkreis Paderborn. Seit November 2018 wird es als Modellprojekt des Landes NRW für ein Jahr weitergeführt und darüber finanziert.
Durch die Integrationsagentur wurde im letzten Jahr ein neues Projekt eingerichtet, bei dem Flüchtlinge und Migranten beim Schreiben von Bewerbungen unterstützt werden. Dafür werden noch Ehrenamtliche mit Erfahrung gesucht. In den Paderborner Stadtvierteln Kaukenberg und Lieth ist die Integrationsagentur in der sozialraumorientierten Stadtteilarbeit tätig. Hier betreut Brigitte Kaese weiterhin den Kinderflohmarkt und das Liethfest.
Und sie will mehr Menschen erreichen und mit Aktionen an die breite Öffentlichkeit gehen. Dazu gehört aktuell ein Antirassismus-Projekt mit dem Theaterduo „Zuvielcourage“. Dabei geht es um Zivilcourage und Mut sich einzumischen, überall da wo Fremdenfeindlichkeit im Alltag auftaucht. Die beiden Schauspieler haben im November letzten Jahres bereits einen Workshop für Diakonie-Mitarbeitende durchgeführt und waren Anfang des Jahres gemeinsam mit Brigitte Kaese in zehn Klassen an zwei Schulen zu Gast.
Zusammen mit den Integrationsagenturen der Diakonie Bielefeld und Herford plant Kaese derzeit den „Cup der Kulturen“, ein OWL-weites Fußballturnier, das Integration durch Sport zum Ziel hat. Außerdem entwickelt sie mit den Paderborner Integrationsagenturen von Caritas und AWO Ideen zu einer gemeinsamen öffentlichen Aktion.
Im ersten Jahr ihrer Tätigkeit war Brigitte Kaese viel unterwegs, um Personen, Kooperationspartner sowie Strukturen und Gremien kennenzulernen. Mittlerweile koordiniert sie unter anderem die gemeinsame Fachkonferenz „Flucht und Migration“ der Diakonie Paderborn-Höxter e.V. und des Evangelischen Kirchenkreises Paderborn, ist Mitglied im Beirat des Kommunalen Integrationszentrums des Kreises Paderborn und Mitglied im Arbeitskreis „Junge Frauen und Mädchen“ der Stadt Paderborn und unterstützt den ehrenamtlichen Arbeitskreis „Flüchtlingshilfe Ost“.
Foto: Privat