Höxter/Corvey (r). Der international erfolgreiche Jazz-Pianist, Musik-Erfinder, Querdenker, Sympathieträger Michael Wollny tritt mit seinem Trio am 14.9.2019 am Unesco-Welterbe Corvey auf. So wie er spielt niemand Klavier. Gemeinsam mit dem Schauspieler Robert Stadlober werden die Besucher in andere Zeiten und Welten versetzt.
Das Programm von Via Nova Kunstfest Corvey steht unter dem Motto ‹Long ago – far away: Der Heliand› und wurde am 31.8. und 1.9.2019 mit Ausstellungen, Tanz-Performance, inszenierten Lesungen, Konzerten und Vortrag eröffnet. Am Wochenende 14. und 15. September 2019 wird der Gedanke aufgegriffen, wie Themen und Gebräuche wandern, einwandern und heimisch werden und neue Einsichten ermöglichen. Es geht um die Fortschreibung und Neuinterpretation der universellen Idee der Menschlichkeit. Anknüpfungspunkt ist dabei die altsächsische Bibeldichtung ‹Der Heliand›, die in Corvey kopiert und von hieraus verbreitet wurde. Der Heliand selbst ist ein frühes Beispiel, wie das Leben von Jesus und seine Botschaft der Feindesliebe in die Vorstellungswelt der Sachsen integriert wurde. Den Anfang der Überschreibungen unternimmt Raoul Schrott, der den Kulturtransfer aus dem Persischen ins Deutsche und Englische anhand einer alten Erzählung mit detektivischem Elan und großem Spürsinn auf seine stets überaus fesselnde Weise ausbreitet. Dann Stille. Was sagt der Ort? Was ist ihm eingeschrieben, was können die Besucher erfahren? Die Choreographin Alexandra Waierstall hat auf den Ort gehört und dazu eine Choreographie für die Tänzerin Athanasia Kanellopoulou erarbeitet, die im Kreuzgang aufgeführt wird. Dann ein ferner Stern, eine andere Zeit, eine andere Kultur und Gesellschaft, Wesen, die begierig sind, mehr aus dem Buch der seltsamen Dinge zu hören. Dorthin entführt Robert Stadlober die Zuhörer mit Michel Fabers fantastischem, von der Kritik hochgelobtem gleichnamigem Buch. Der Planet steigt auf, die Erde geht unter. Mehr wird nicht verraten. Nur noch: Michael Wollny begleitet mit seinem Trio die Fahrt in die Nacht.
Hannelore Hoger spricht am Sonntag, dem 15. September 2019, den großen Monolog der Maria, die in dem Buch des enthusiastisch gefeierten irischen Schriftstellers Colm Tóbín von der Tragödie ihres Lebens erzählt, ein mutiger Gegenentwurf zum Neuen Testament, geschrieben aus einer eigenen, klaren, kritischen Perspektive. Mit ihrer intuitiven Musik bereichern und akzentuieren die Musiker Tara Bouman und Markus Stockhausen die Lesung.
Karten: www.schloss-corvey.de (mit link zu den Bestellformularen) /
Foto: Jörg Steinmetz