Bad Driburg/Marienmünster (red). "Der Tod gehört zum Leben und wir müssen uns besser um die Sterbenden kümmern." Eindrücklich berichtete Dr. Rainer Prönneke vor rund vierzig Mediziner-Kollegen aus dem Kreis Höxter von seinem Praxisalltag als Chefarzt des Palliativzentrums am Krankenhaus Marienstift in Braunschweig.
"Es gibt zu wenig Erfahrung mit dem Sterben, denn in unserer Kultur verdrängen wir den Tod seit dem Zweiten Weltkrieg kollektiv", erklärte Prönneke. Erst die Hospizbewegung in den 1980er habe angefangen, ein Bewusstsein für die Bedürfnisse Sterbender zu schaffen. "Gerade auch für uns Mediziner bedeutet die Palliativbewegung ein grundsätzliches Umdenken: Es geht hier nicht um Heilung und alles, was medizinisch möglich ist, sondern darum, das Unvermeidbare zu akzeptieren, zu lindern und begleiten."
Insofern unterscheide sich die Palliativmedizin stark von allen anderen medizinischen Disziplinen. "Wir kümmern uns um die körperlichen Grundbedürfnisse der Menschen, also um die Pflege und die Linderung von Schmerzen, und genauso um die psychischen und spirituellen Bedürfnisse, die sich häufig um die großen Fragen drehen: Welche Bilanz kann ich für mein Leben ziehen und was brauche ich noch für meinen Abschied? Was passiert nach dem Tod?"
Eine wichtige Arbeit liege auch in den Gesprächen mit den Familien, um sie auf die letzte Phase ihrer geliebten Angehörigen vorzubereiten. "Wir klären beispielsweise über die körperlichen Veränderungen kurz vor dem Tod auf. Das ist vor allem wichtig, wenn Menschen zuhause sterben wollen."
Für Dr. Detlef Michael Ringbeck, Chefarzt der Medizinischen Klinik I am Klinikum Weser-Egge, St. Hospital Bad Driburg, der bereits zum neunten Mal zur Ärzte-Fortbildung in die Abtei Marienmünster eingeladen hatte, war die große Resonanz an Teilnehmern ein Zeichen für die hohe Relevanz des Themas. "Auch im Kreis Höxter müssen wir die Hospiz- und Palliativbewegung weiter vorantreiben."
In diesem Zusammenhang stellte Dr. Michael Stoltz, bekannter Allgemein- und Palliativmediziner mit Niederlassung in eigener Praxis (Höxter/Fürstenau), anschließend das Palliativnetz Höxter vor, ein Netzwerk aus qualifizierten Pflegekräften und Medizinern mit einer 24-Stunden Notfallbesuchsbereitschaft.
"Der Kontakt zu uns geht in der Regel über den Hausarzt, unsere Koordinatorin nimmt dann Kontakt zu den Patienten auf. Die Begleitung der Sterbenden kann wenige Tage bis ein paar Wochen dauern. Im Jahr 2018 hat unser Netzwerk insgesamt rund 480 Patienten betreut." Neben der Struktur und den Leistungen des Palliativnetzes stellte Dr. Michael Stoltz einige Fallbeispiele aus seiner Praxis vor.
Foto: KHWE