Höxter (TKu). Höxter sagt „Nein zur Gewalt an Frauen!“ Unter dem Motto „Zonta Says NO“ setzte der Zonta-Club Höxter gemeinsam mit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Höxter mit der Aktion „Orange Your City“ sichtbare Zeichen zur Ächtung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Die Kampagne ist international und nun auch in Höxter ein großes Thema. So wie in vielen anderen Städten weltweit leuchteten auch in Höxter viele Gebäude in der Farbe orange, so auch das Stadthaus, die Dechanei, das historische Rathaus, die Volkshochschule, die Volksbank und viele weitere Höxteraner Geschäfte. Die Beleuchtung in orange gab es zum ersten Mal in Höxter. Wer sein Geschäft nicht in orange beleuchtet hat, der hat es innen oder im Schaufenster orange dekoriert.
Zur Kundgebung des Zonta-Clubs vor der Dechanei in der Marktstraße versammelten sich etwa 100 Frauen und Interessierte, um gemeinsam ein Zeichen gegen Gewalt zu setzen. Bundesweit beteiligten sich etwa 130 Clubs an der weltumspannenden Kampagne von Zonta International. Das Netzwerk engagierter, berufstätiger Frauen unterstützt damit auch im Jahr seines 100-jährigen Bestehens die gemeinsamen Anstrengungen der Vereinten Nationen zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Die Farbe Orange lehnt sich an die Kampagnenfarbe der „UN Women" an. Diese Organisation der Vereinten Nationen hat die Beleuchtungs-Kampagne 1991 ins Leben gerufen.
Es sei eine Schande, dass man diesen Tag überhaupt brauche, meinte Bürgermeister Alexander Fischer während der Kundgebung vor der Dechanei. Jegliche Art von Gewalt dürfe nicht toleriert werden, so Fischer. Und diese habe viele Gesichter: Sie reiche von völliger Entrechtung über sexuelle Verstümmlung bis hin zu Massenvergewaltigungen in Kriegs- und Krisengebieten. Oftmals müsse man aber nicht weit in die Ferne schauen, die Gewalt passiere leider oft genug vor der eigenen Haustüre: „Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist leider auch etwas, das jeden Tag in der Mitte unserer Gesellschaft passiert - auch hier in Höxter. Und doch reden wir viel zu wenig über dieses Thema. Häusliche Gewalt, sexuelle Übergriffe und Vergewaltigung, auch in der Ehe, sind für viele Menschen immer noch ein Tabu. Sie findet statt auf öffentlichen Straßen und Plätzen, aber noch viel häufiger hinter verschlossenen Türen innerhalb der eignen vier Wände. In mehr als 90 Prozent der Fälle ist der Täter kein unbekannter Fremder, sondern der Ehemann, Freund oder Vater. Die Zahl der Übergriffe ist noch immer erschreckend hoch. Die Dunkelziffer noch beängstigender“, ergänzte Bürgermeister Alexander Fischer.
Höxter setzte an diesem Montagabend ein gemeinsames Zeichen gemeinsam, das da lautete: „nicht mit uns!“ Alle Clubs in Deutschland und in der ganzen Welt haben am Montagabend von 17 bis mindestens 22 Uhr bekannte Gebäude in ihren Orten orange leuchten lassen, wie zum Beispiel das Rathaus in New York , die europäische Zentralbank in Frankfurt, das Gebäude der Europäischen Kommission in Brüssel, das Opernhaus in Sydney und viele viel mehr. Für die großartige Unterstützung in Höxter dankte Zonta-Präsidentin Ana Maria Castro de Linzner den Gebäudeeigentümern sowie den Geschäftsinhabern in Höxter. Für den Arbeitskreis der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten im Kreis Höxter betonte Claudia Pelz-Weskamp in ihrer Ansprache, nachdem zuvor die Fahne „Nein zu Gewalt an Frauen – Frei leben ohne Gewalt“ von einem Fenster der Dechanei aus gehisst wurde: „Ich bin sehr dankbar, dass sich in den letzten 22 Jahren in unserer Stadt ein breites und aktives Frauennetzwerk entwickelt hat. Dieses umfasst Wohlfahrtsverbände, Beratungsstellen, politische Parteien, Glaubensgemeinschaften, Institutionen des Arbeitsmarktes, Bildungs- und Kultureinrichtungen sowie Gemeinschaften verschiedener Nationalitäten. Ein großer Teil des Frauennetzwerkes Höxter – und dazu gehört auch der Zonta-Club – sowie darüber hinaus Bürger aus Höxter und Umgebung haben sich hier zusammengefunden, um gemeinsam in der Mitte unserer Stadt die Fahne zu hissen.“
Die Opferschutzbeauftragte Judith Fabeck von der Kreispolizeibehörde und Beraterin Martina Nawrath von der AWO unterstützten die Aktion nach einem Filmabend in der anschließenden Diskussionsrunde, die von Gabriele Schidlack moderiert wurde. Laut Judith Fabeck gibt es im Kreis Höxter jährlich mehr als 200 häusliche Gewalttaten. Hilfe gäbe es im Frauennetzwerk, die auf die entsprechenden Beratungsstellen verwiesen. Die Aktion hält Judith Fabeck für sehr wichtig, da sie ein wichtiges Zeichen ist, das die Menschen wachrütteln soll. Beim Filmabend nach der Kundgebung zu sehen war der türkisch-französische Film „Mustang“ in der Volkshochschule Höxter. Im Mittelpunkt des Filmes stehen die freiheitsliebenden Schwestern Lale, Nur, Ece, Selma und Sonay. Sie leben seit dem Tod ihrer Eltern bei ihrem Onkel in der türkischen Provinz. Eines Tages gehen sie nach der Schule mit ein paar Klassenkameraden ans Meer, um unschuldig herumzualbern. In ihrem Dorf verursacht dies einen Skandal. Die Mädchen werden eingesperrt, zur Hausarbeit gezwungen und sollen schnell zwangsverheiratet werden. Doch die Schwestern lehnen sich dagegen auf und kämpfen um eine selbstbestimmte Zukunft. Der Zonta-Club und die Gleichstellungsbeauftragte dankten insbesondere der Werbegemeinschaft und allen mitwirkenden Geschäften und Institutionen für die Unterstützung dieser Aktion.
Fotos: Thomas Kube