Übern Garten durch die Lüfte, hört ich Wandervögel ziehn, das bedeutet Frühlingsdüfte, unten fängt’s schon an zu blühn.“ Joseph von Eichendorff (1788-1857) greift in vielen seiner Naturgedichte auf das Erwachen der Natur im März und April zurück. Als Dichter der romantischen Epoche ist es ihm ein Bedürfnis, die Flucht aus dem Alltag in das Träumerische und Unreale zu beschreiben.
Erster Akt: Austrieb der Blüten
Jedes Jahr aufs Neue ist die exzentrische Frühlingspracht der ersten erblühenden Pflanzen ein Zeichen für den Anbruch der neuen Jahreszeit. Im Wald findet eine bunt kolorierte, schillernde und lebhafte Darbietung statt: Sobald die ersten wärmenden Strahlen der Sonne auf den Waldboden gelangen, bilden die Pflanzen in einem bemerkenswerten Tempo ihre Blüten aus. In kurzer Zeit können aus vereinzelten Knospen ganze Blütenteppiche werden, die den braunen Waldboden bedecken. Bekannte Frühblüher sind unter anderem Buschwindröschen, Leberblümchen, Märzenbecher oder die Schlüsselblume. Das Mosaik aus Blütenflor und die große Ausbreitung locken um diese Jahreszeit viele Besucher in den Wald. Nach einem langen, grauen Winter ist der Anblick der farbigen Blüten “Balsam für die Seele.
Zweiter Akt: Aufgepasst, Gefahr!
Die Schönheit der fließenden Blütenmeere, die man bei einem ausgedehnten Waldspaziergang nun bestaunen kann, ist auch Gefahren ausgesetzt. Viele graben die Pflanzen für ihren eigenen Garten aus oder pflücken die Blüten für einen Strauß. Hierbei gilt: Frühblüher stehen zu großen Teilen unter Naturschutz. Genießen sie den Anblick der Pflanzen vor Ort. Neben giftigen Inhaltsstoffen, die einige der Frühblüher in sich tragen, sind die Blumen ein wichtiger Bestandteil des Ökosystems Wald.
Erste Insekten wie die Hummel sind auf die Pollen und den Nektar angewiesen, um die teils frostigen Nächte zu überstehen. Temporär betrachtet blühen die Pflanzen nur wenige Wochen. Im Mai wird der schattige Waldboden durch den beginnenden Blattaustrieb der Bäume zu einem ungünstigen Standort. Freude an den Frühlingsboten zu haben, bedeutet auch deren Erhalt im Blick zu haben. Wenn der Frühling in den Sommer übergeht und die Sonne nur noch selten durch das dichte Blätterdach dringt, ziehen sich die Pflanzen zurück. Der Frühlingsakt ist gespielt.
Zugabe
Weit verbreitete Frühjahrsblüher sind Buschwindröschen. Man findet sie häufig in Buchen- und Eichenmischwälder vor. Die artverwandte Schwesterpflanze, das Gelbe-Windröschen ist giftig. Des Weiteren ist der Bärlauch ein bekannter Frühblüher. Die weißen Blütenbestände bedecken im April den gesamten Frühlingswaldboden. Seinen intensiven Geruch erkennen viele sofort. Die Wald-Schlüsselblume wurde früher als Heilpflanze geschätzt. Heute bietet sie besonders für Hummeln und Schmetterlingen nahrhaften Nektar.
Foto: Jan Preller / Wald und Holz NRW