Kreis Holzminden/Höxter (TKu). Zu einer Protest- und Kunstaktion haben die Kreisverbände der Grünen aus Holzminden und Höxter aufgerufen aus Sorge um um den ökologischen Zustand der Weser. Der Helmarshäuser Künstler Ingolf Sachse präsentierte am Weserufer bei Boffzen aus diesem Grund zahlreiche Fischskelette aus Metall, die er in mühevoller Schweißarbeit aus alten Kreuzhacken, Spaten, Schaufeln, Brechstangen oder Zahnrädern in allen Größen erschaffen hat.
Gedacht war die Aktion als Mahnung und Warnung gegen die Verschmutzung der Weser, insbesondere durch die Einleitung chloridhaltiger Abwässer in die Werra und die Weser. Der Kasseler Düngemittelhersteller K+S hatte beim Regierungspräsidium beantragt, die Salz-, Magnesium und Kaliumeinleitung bis 2027 nicht zu senken. Dies sei aber mit der „Flussgebietsgemeinschaft Weser“ so abgemacht gewesen, sagte der Vorstandssprecher Gerd Henke von dem Grünen-Kreisverband Holzminden während seiner einleitenden Worte zur Kunstaktion.
Henke hatte zu dieser Veranstaltung eingeladen. Die Weser sei einer der salzhaltigsten Flüsse in ganz Europa, so Henke. Bis 2027 soll laut EU-Gesetz jeder Fluss in einem guten ökologischen Zustand sein. „Die Weser ist noch immer weit entfernt von dem ´guten ökologischen Zustand´, den sie laut EU Wasserrahmenrichtlinie längst aufweisen müsste“, ergänzte der Künstler Ingolf Sachse und stimmte damit Gerd Henke zu. Mikroorganismen, Flusskrebse und Fische würden seit Jahrzehnten unter den Chloridmengen, die aus dem osthessischen Kalirevier in die Werra und damit in die Weser eingeleitet werden, leiden, so Sachse. Der Fischbestand sei bedroht und gefährdet. Auf künstlerische Weise hat sich der Helmarshäuser in den vergangenen Monaten mit der „unhaltbaren Situation des Weserstroms“ auseinandergesetzt und zum zweiten Mal seine Fischskelette der Öffentlichkeit präsentiert.
Verwendet hat der Künstler nur sehr alte Metallgegenstände, darunter auch zwei Spitzhacken aus einem ehemaligen Konzentrationslager und einige wenige altrömische Gegenstände, berichtet Sachse. Auch MdL Christian Meyer von der Fraktion „Bündnis 90 – Die Grünen“ war beeindruckt von den Kunstgegenständen. Nach Meyers Worten wäre die Weser der größte Abwasserkanal der heutigen Zeit mit 6,5 Millionen Tonnen eingeleiteter Salzlauge pro Jahr. Die Weser sei mal einer der fischreichsten Flüsse in ganz Europa gewesen.
Vor 100 Jahren hätten noch doppelt so viele Fischarten in der Weser gelebt. Seit dieser Zeit seien die Bestände jedoch um 90% zurückgegangen, so Meyer. Als Veranstaltungsort für die Kunst- und Protestaktion haben die Verantwortlichen Boffzen ausgewählt, weil dort der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) seit 2016 eine amtliche Messstelle zur Überwachung der Wassergüte der Weser betreibt.
Fotos: Thomas Kube