Kreis Höxter (red). Apfel, Zwetschgen & Co. machen Karriere. Zumindest im Kulturland Kreis Höxter. Denn das LEADER-Projekt „Heimatapfel“ hat inzwischen eine Vielzahl an Unterstützern, wie kürzlich ein Netzwerk-Treffen in Steinheim-Ottenhausen unter Beweis stellte. Ob Natur- oder Umweltschützer, Unternehmer, Landwirt oder Vertreter aus Kommunen und Verwaltung, sie alle waren sich einig: Die Streuobstwiesen in der heimischen Region seien nicht nur wertvolles Kulturgut und erhaltenswertes Domizil für viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten, sondern besitze enormes Potential, künftig professioneller genutzt zu werden.
Unter der Federführung der Regionalmarke des Kulturlandes sowie mit Unterstützung der renommierten Agentur „neulandplus“ soll der „Heimatapfel“ durch eine vom LEADER-Programm geförderten Konzeptstudie in den nächsten Monaten erfolgreiche Bahnen einschlagen. Zumal das Zwischenfazit nach fast einem halben Jahr Projektzeit trotz Corona Einschränkungen überaus vielversprechend sei, wie Hannes Bürckmann von „neulandplus“ betont: „Der Kreis Höxter mit seinen reichen Streuobstwiesen-Beständen bietet sehr viele Anknüpfungspunkte und eröffnet uns ein weites Handlungsfeld, das Obst auf vielfältige Art in den Fokus zu rücken.“ Nun sei es an der Zeit, die Kräfte und Interessen in der Region zu bündeln und ein leistungsstarkes Paket zu schnüren. Zunächst stehen die Gebiete rund um Höxter, Marienmünster, Nieheim und Steinheim im Fokus. „Aber das Konzept soll auf das gesamte Kreisgebiet ausgedehnt werden“, so Hannes Bürckmann.
Denn die Studie soll nicht für die Schublade dienen, sondern konkrete Pläne anstoßen, damit sich Streuobst künftig nachhaltig auf dem Markt etablieren kann. „Eine gute Vermarktung der Streuobstprodukte und die Bindung über direktes Erleben sind die Schlüssel, um die Obstwiesen durch direkte Nutzung zu erhalten“, erklärt Heiko Böddeker vor der Regionalmarke bei der GfW im Kreis Höxter. Dadurch können alte und oft in Vergessenheit geratene Obstsorten wirtschaftlich rentabel verwertet und damit die Streuobstwiesen-Besitzer und Landwirte angeregt werden, ihre Obstwiesen zu erhalten. Dabei wollen die „Apfelfreunde“ bald Nägel mit Köpfen machen: Mit einem direkt erzeugten Apfelsaft-Mix-Getränk soll aus der kommenden Ernte ein Pilotprodukt den einzigartigen Geschmack der Region neu genießbar machen.
Und die Initiatoren diskutieren weitere kreative Möglichkeiten, dem Streuobst eine Bühne zu bereiten. Dazu gehören beispielsweise Bildungsprojekte, die bei Kindern und Erwachsenen Aufklärung leisten und das Bewusstsein für die wertvollen Streuobstwiesen schärfen.
“Ganz wichtig für die Region sind touristische Angebote wie Führungen oder Wanderungen durch die Landschaft, bei denen man die breitgefächerte Streuobstkultur direkt vor Ort erleben kann“, ist Regionalentwickler Hannes Bürckmann der festen Überzeugung. Auch seien gastronomische Konzepte willkommen, welche die heimischen Produkte sichtbar und mit allen Sinnen erfahrbar machen.
Die Streuobstwiesen im Kulturland sind ebenfalls eine Herzensangelegenheit von Heribert Gensicki, dem Vorsitzenden der Stiftung Natur, Heimat und Kultur im Steinheimer Becken, und einem der engagiertesten Unterstützer des „Heimatapfels“: „Wir sind so dankbar, dass sich nun viele Interessenten und Ideengeber dem Thema annehmen.“ Heribert Gensicki, als Heimatpfleger fest in der Region verwurzelt, sei seit Kindheitstagen fasziniert von der Vielfalt der prächtigen Streuobstwiesen. „Die Wiesen sind ein prägendes Element unserer Kulturlandschaft, und wir müssen sie auch in Zukunft schützen, erhalten und auch durch neue Pflanzungen aufstocken.“ Dazu seien jedoch viele helfende Hände gefragt, die man durch dieses Projekt mobilisieren könnte. Auch das Ziel, gezielt in die regionale Produktpalette einzusteigen, sei eine wunderbare Möglichkeit, Kunden zu werben und die Wertschöpfung des Streuobstes weiter zu steigern.
Unterstützt wird das Projekt „Heimatapfel“ bereits von einem regional verankerten Unternehmen: Die Westfalen-Weser-Energie-Gruppe übergab der Stiftung Natur, Heimat und Kultur eine Spende in Höhe von 2.500 Euro.
Die Initiatoren rund um den „Heimatapfel“ verfolgen ehrgeizige Pläne: So könne die geplante Landesgartenschau 2023 in Höxter eine erfolgreiche Plattform für eine Vielzahl an regionalen Streuobst-Produkte bieten. „Die Veranstaltung eröffnet uns eine attraktive Plattform, die verschiedene Dienstleister und Gäste gleichermaßen nutzen können“, ist Hannes Bürckmann überzeugt. Der bedrohte Schatz vor der Haustür soll auf jeden Fall sein blühendes Leben und vor allem seinen Wert behalten.
Das Netzwerk nimmt weitere Unterstützer auf. Interessierte melden sich unter www.heimatapfelhx.de oder direkt bei der GfW im Kreis Höxter unter 05271 974325.
Foto: GfW