Kreis Höxter (red). Landrat Michael Stickeln hat den Heimat- und Verkehrsverein Bellersen, die Lokale Aktionsgruppe Kulturland Kreis Höxter und die NAJU-Kindergruppe in Brakel mit dem Heimat-Preis 2020 des Kreises Höxter ausgezeichnet. In der Stadthalle Beverungen ehrte er damit drei herausragende zukunftsorientierte Projekte, die als nachahmenswerte Praxisbeispiele im Bereich der Heimatpflege mit großem ehrenamtlichem Engagement im Kreisgebiet umgesetzt werden.
Da aufgrund der Corona-Pandemie zur Preisverleihung keine große Feierstunde durchgeführt werden konnte, nutzte Landrat Stickeln dafür eine Kreistagssitzung. „Wenn man sich die vielen Menschen vor Augen führt, die Sie, meine sehr geehrten Damen und Herren Kreistagsmitglieder, aus Ihrem jeweiligen Wahlkreis hier vertreten, überschreiten wir sogar die zulässige Besucherzahl der Stadthalle Beverungen“, rechnete er mit einem Augenzwinkern vor – insgesamt also ein mehr als würdiger Rahmen. Das Preisgeld von insgesamt 10.000 Euro wird gefördert vom Heimat-Ministerium des Landes Nordrhein-Westfalen. Stickeln dankte zunächst der vom Kreistag ausgewählten Jury für die schwierige Aufgabe, aus 36 Bewerbungen die Preisträger ermittelt zu haben. Die Urkunde und das Preisgeld von 2.000 Euro für den dritten Platz gingen an die NAJU-Kindergruppe in Brakel.
Ehrenamtlich geleitet wird dieser Jugendverband des Naturschutzbundes NABU von Barbara Singer aus Brakel. Die meisten der etwa 20 Kinder sind im Grundschulalter ab dem zweiten Schuljahr, einige Kinder sind auch in der Sekundarstufe I (Klasse 5 und 6). Sie lernen durch verschiedene Aktivitäten und positive Naturerlebnisse die lebenswichtige Bedeutung des Umwelt- und Klimaschutzes kennen. Die Gruppe wird geprägt von einer durchweg guten Motivation und einem guten sozialen Miteinander der Kinder, die oftmals – durch die gemeinsamen Aktivitäten angeregt – auch in ihrer Freizeit und im privaten Umfeld immer wieder „Naturprojekte“ realisieren, wie zum Beispiel Tiere und Pflanzen beobachten und untersuchen, Insektenhäuser bauen oder im Urlaub am Strand Müll sammeln. Man spürt in der Gruppe die verbindende gemeinsame Lebensphilosophie und Begeisterung für einen Einsatz für den Schutz und Erhalt ihrer Heimat, der sie umgebenden Natur und der Erde als Ganzes. Für das Projekt „Diemeltaler Schmetterlingssteig“ zeichnete Stickeln die Lokale Aktionsgruppe Kulturland Kreis Höxter mit dem zweiten Preis in Höhe von 3.000 Euro aus.
Der Diemeltaler Schmetterlingssteig wurde Ende Juni 2020 als 152 Kilometer langer Fern-Rundwanderweg an der Landesgrenze zu Hessen eingeweiht. Er verbindet ausschließlich bestehende Gemeindewanderwege innerhalb von acht Kommunen, drei Landkreisen und zwei Bundesländern zu einem großen Ganzen. Zwischen dem hoch gelegenen ehemaligen Militärstützpunkt Quast bei Diemelstadt-Wrexen im Westen und dem Weser-Skywalk bei Bad Karlshafen im Osten des Weges liegen auf einer Fläche von etwa 500 Hektar mehr als 20 Kalkmagerrasen als nationale und europäische Schutzgebiete. „Mit diesem durchaus aufwendigem Projekt wird die landschaftliche Schönheit und Einzigartigkeit für Wanderer, Naturfreunde und insbesondere auch für die Bevölkerung vor Ort erstmals bewusst und länderverbindend in Wert gesetzt“, lobte der Landrat. Ganz wichtig war der Aufbau des durchgängigen Wegeleitsystems, also die Beschilderung mit 550 Zielwegweisem an mehr als 300 Pfosten/Pfählen sowie 3.000 Wegezeichen, die alle von den hiesigen Wandervereinen angebracht worden sind.
Grundlage für alle Aktivitäten waren die LEADER-Fördermittel, ohne die an eine Umsetzung nicht zu denken gewesen wäre. Aber der Erfolg ist auch an zwei Menschen festzumachen, die an ihrer Vision eines gemeinschaftlichen Weges für das Diemeltal festgehalten und trotz der zahlreichen Herausforderungen nicht aufgegeben haben: Projektleiterin Christiane Sasse und Jan Kolditz, der sich seit 2017 mit aller Energie in das Projekt eingebracht hat. Für beide war es ein enormer Motivationsschub, dass die Bevölkerung so großen Anteil an dem Projekt genommen habe, erinnerte Stickeln. Den Preis nahmen Jan Kolditz und Monsignore Wischkony von der Landvolkshochschule Hardehausen in seiner Funktion als Vorsitzender der Lokalen Aktionsgruppe entgegen. Über stolze 5.000 Euro durfte sich der Heimat- und Verkehrsverein Bellersen mit seinem Projekt „Haus Krus - ein Ort mit Geschichte(n)“ freuen.
Der 2018 plötzlich verstorbene langjährige Orts- und Kreisarchivar Horst-Dieter Krus aus Bellersen war neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als Kreisarchivar als Heimatsgebietsleiter für die beiden Kreise Höxter und Paderborn und in zahlreichen weiteren Ehrenämtern der westfälischen Heimatpflege und Heimatkunde sowie als Autor heimatkundlicher Bücher und Veröffentlichungen tätig. Sehr geschätzt wurde er auch für seine Forschungsarbeit, unter anderem zu den realen historischen Hintergründen der Novelle „Die Judenbuche“ von Annette von Droste-Hülshoff. „Der Nachlass von Horst-Dieter Krus umfasst unter anderem eine Fachbibliothek mit mehreren tausend Büchern sowie eine umfangreiche Fotosammlung, die einen einmaligen Einblick in mehrere Jahrzehnte dörflichen Lebens im ostwestfälischen Raum erlaubt“, erläuterte der Landrat. Im Rahmen des Projektes wird das Haus Krus zu einem Ankerpunkt westfälischer Heimatkunde und -pflege umgebaut und entwickelt. Das Haus Krus soll für die gesamte Region ein zentraler Erlebnisort der Begegnung, der Tradition, des Wissens und des Austausches über Geschichte, Gegenwart und Zukunft des ehemaligen Hochstifts Paderborn und des Corveyer Landes werden. Dazu machte Stickeln deutlich: „Dieses Projekt stellt für das Kulturland Kreis Höxter eine Bereicherung des kulturellen Angebots dar, es hat insbesondere für die Kreise Höxter und Paderborn einen sehr hohen Stellenwert.“
Durch das Projekt entstehe eine stark identitätsstiftende Wirkung und Strahlkraft für das Kulturland Kreis Höxter, die Stadt Brakel und die Ortschaft Bellersen, aufgrund der Reichweite der früheren Tätigkeiten von Horst-Dieter Krus aber auch für das gesamte historische Hochstift Paderborn sowie die westfälische Heimatkunde und -pflege. „Die geplanten Angebote und Aktivitäten im Haus Krus sollen Heimat und Heimatgeschichte konkret erlebbar machen. Sie sind als Angebot an die gegenwärtige, vor allem aber auch an die jüngere, an zukünftige Generationen zu verstehen“, so Stickeln. Für den Heimat- und Verkehrsverein Bellersen nahmen erster Vorsitzender Frederik Köhler und Schriftführer Henrik Becker die Auszeichnung entgegen.
Foto: Kreis Höxter