Höxter (TKu). Die Versteigerung vor etwa sechs Wochen ist in letzter Minute geplatzt: Der Weserberghof war einst eines der renommiertesten Hotel-Restaurants der Stadt Höxter. Bau- und Feuchtschäden, offene Fenster, aber vor allem grober Vandalismus zeichnen den „Weserberghof“ von Höxter jedoch heute aus. Mehr als zehn Jahre steht das Gebäude inzwischen leer. Der letzte Eigentümer kommt aus Bukarest in Rumänien. Drei Jahre lang bot er das Hotel für 249.000 Euro erfolglos im Internet zum Kauf an, später auch günstiger für immerhin noch 200.000 Euro. Die Zwangsversteigerung am 16. März 2021 beim Amtsgericht Höxter ist allerdings geplatzt. Der Termin wurde auf unbestimmte Zeit aufgeschoben. Der Eigentümer habe laut Pressesprecher Markus Finger seine „versäumten Verbindlichkeiten“ jedoch an die Stadt Höxter entrichtet. Die Ruine jedoch bleibt somit vorerst bestehen und ist damit auch weiterhin ein Höxteraner „Lost Place“. Das Gebäude ist seit 1949 mehr und mehr baulich gewachsen und blühte in seinen besten Jahren richtig auf. Betrieben wurde der „Weserberghof“ viele Jahre durch die bekannte Höxteraner Familie Krause. Der Komplex besteht noch heute aus einem Haupthaus mit einer Wohnung des Betreibers, einem Erweiterungsbau mit Fremdenzimmern aus dem Jahr 1961 sowie einem Restaurantbereich mit Kegelbahn und Clubräumen, die 1990 nach einem Großbrand des Ballsaales im Fachwerkanbau vor 35 Jahren errichtet worden sind.
Der Großbrand am 22. August 1986 bedeutete zunächst das „Aus“ für den Weserberghof: Ein Gast bemerkte die Flammen in der Brandnacht als erstes. Als der Löschzug Höxter um 4.02 Uhr den Einsatzort erreichte, hatte sich das Feuer bereits auf mehrere Räume ausgedehnt. Das sich die acht untergebrachten Hotelgäste rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten, war der Inhaberin Renate Krause zu verdanken, die alle Gäste frühzeitig aus ihrem Schlaf riss, wie auf der Internetseite der Freiwilligen Feuerwehr Höxter zu lesen ist. Nach knapp einer Stunde waren die Flammen unter Kontrolle. Gegen 6.30 Uhr meldeten die Einsatzkräfte „Feuer aus". Als Ursache ging die Polizei seinerzeit von Brandstiftung aus. Als die Beamten noch vor der Feuerwehr eintrafen, entdeckten sie eine eingeschlagene Scheibe und davor ein abgelegter Benzinkanister. Eine sofortige Fahndung im Nahbereich blieb aber erfolglos. Der Großbrand verursachte insgesamt eine halbe Million Mark Schaden. Das Unglück sollte aber nicht das Ende des Restaurantbetriebes bedeuten: 1990/1991 wurde noch einmal kräftig investiert und ein großzügiges Restaurant mit rund 60 Sitzplätzen sowie Kegelbahn und Clubräumen angebaut.
2009 waren zuletzt 16 Zimmer, ein gehobenes Restaurant mit 70 Plätzen, ein Saal mit 60 Plätzen sowie Außengastronomie mit Terrassen mit Weserblick Teil des Weserberghofes. Zu dem Gebäudekomplex gehörten eine Bar, ein Fitnessbereich sowie eine Kegelbahn. Über 1300 Quadratmeter Nutzfläche auf dem insgesamt etwa 2.500 Quadratmeter großen Grundstück verfügen die inzwischen stark verwüsteten Räume des Gebäudes. Die Küche des damaligen Besitzers war, wie viele Höxteraner*innen beschreiben, all die Jahre über Höxters Grenzen hinaus bekannt und beliebt. Anfang der 2000er Jahre liefen die Geschäfte zunehmend schlechter. 2006 folgte die erste Insolvenz. Dennoch wollte die Familie nicht aufgeben, es gab im Anschluss sogar noch größere Pläne: Die Kegelbahn im Untergeschoss sollte einem Veranstaltungsraum für 140 Besucher weichen und so noch mehr Gäste anlocken. Daraus wurde jedoch nichts. Im Sommer 2009 zog die Betreiberfamilie Krause infolge der großen Banken- und Wirtschaftskrise dann die Reißleine. Das Hotel habe sich nicht mehr gerechnet. Die Gäste blieben weg. Die Kosten für Pacht und Energie seien hingegen explodiert. Eine schwere Schuldenlast im sechsstelligen Bereich lastete auf dem Hotel und die Banken waren nicht mehr bereit, die Zinslast spürbar zu senken.
Nach dem Verkauf durch die Familie Krause an den rumänischen Investor aus Bukarest, der das Hotel im Jahr 2010 für rund 200.000 Euro übernahm, hatte dieser mit einem Partner große Pläne: Mit dem inzwischen verstorbenen Felsenkeller-Wirt Uwe Linsdorf plante der Investor neue Konzepte umzusetzen. 2013 kündigte Uwe Linsdorf überraschend an, im Namen des neuen Besitzers große Umbaupläne zu starten, die ein italienisches Restaurant beinhalteten. Passiert ist aber bis heute nichts dergleichen. 2015 versuchte der Besitzer das Gebäudeensemble für 249.000 Euro wieder zu verkaufen. Aber auch daraus wurde auch nach Preisnachlass nichts. Laut einem Gutachter soll der Wert der Immobilie bei etwas mehr als 100.000 Euro liegen, was den reinen Grundstückswert von 2500 Quadratmeter beträfe. Die durch Vandalismus geprägten Verwüstungen haben den einst so renommierten Weserberghof an der Godelheimer Straße zu dem gemacht, was er heute ist: Ein „Lost Place“.
Fotos: Thomas Kube