Kreis Paderborn/Kreis Höxter (red). Die Diakonie Paderborn-Höxter e.V. hat sich an einem bundesweiten Aufruf der Diakonie Deutschland und rund 65 Organisationen beteiligt, in dem gefordert wird, die sogenannten AnKER-Zentren für Flüchtlinge bundesweit abzuschaffen und zukunftsorientierte Erstaufnahmeeinrichtungen auszugestalten.
Vor genau drei Jahren wurden zum ersten August die ersten Ankunfts-Entscheidungs- und Rückkehrzentren (kurz AnkER-Zentren) in Bayern eröffnet, die zu schnelleren Asylverfahren führen sollten. In der Folgezeit entstanden im gesamten Bundesgebiet diese bzw. konzeptionell ähnliche Erstaufnahmeeinrichtungen, die zu Isolation von Asylsuchenden in Deutschland geführt haben und weit entfernt davon sind, für die Menschen faire Asylverfahren sicherzustellen, auf das sie gesetzlich ein Anrecht haben. Als langjähriger Träger in den Zentralen Unterbringungseinrichtungen in Bad Driburg und Borgentreich erlebt die Diakonie Paderborn-Höxter e.V. die Lebenssituation der Menschen dort hautnah.
Das System der Erstaufnahmeeinrichtungen wird von Beginn an mit Blick auf eine mögliche Ausreise oder Abschiebung organisiert. Der Asylstufenplan des Landes NRW sieht vor, dass die Menschen bis zu 24 Monate in örtlich abgelegenen Masseneinrichtungen ohne Privatsphäre verbleiben müssen, Familien bis zu sechs Monate. Dort untergebrachte Menschen unterliegen neun Monate lang einem Arbeitsverbot, und sie haben nur sehr eingeschränkt Zugang zu Bildungsangeboten und dem Gesundheitssystem. Kinder können öffentliche Schulen nicht besuchen, und traumatische Erlebnisse von der Flucht können gar nicht oder nur sehr eingeschränkt verarbeitet und behandelt werden.
Damit leben die Asylsuchenden isoliert von der gesellschaftlichen Umgebung, statt sich eigeninitiativ in Kommunen einfinden und für sich selbst sorgen zu können. Wertvolle Zeit für Integration geht verloren. Hinzu kommt die ständige Konfrontation der Menschen mit dem Thema Rückkehr und Abschiebung noch während ihres Asylverfahrens.
„Man weiß mittlerweile, dass die Massenquartiere und Verfahren die Menschen zermürben und sie Schaden davon nehmen“ so Brigitte Kaese, Bereichsleitung Flucht/Migration von der Diakonie Paderborn-Höxter e.V. „Unsere Kollegen erleben viel Verzweiflung und Ausweglosigkeit bei den geflüchteten Menschen in diesen Einrichtungen. Daher haben wir bereits vor vier Jahren ein Modellprojekt zur psychosozialen Erstberatung und Unterstützung der Menschen initiiert, welches nun seit Anfang dieses Jahres zum Regelangebot in ganz NRW geworden ist. Darüber sind wir froh und stolz. Es ist ein kleiner Lichtblick innerhalb des bestehenden Asylsystems“.
Die Schutzquote der Menschen, die einen Asylanspruch in Deutschland haben, ist hoch. Das heißt ein Großteil wird bleiben. „Wir müssen sie schützen und können sie nicht abschieben nach Syrien, nach Afghanistan oder in andere gefährliche Länder“, so Kaese.
Daher fordern die Unterzeichner des Aufrufs, die Menschen bestmöglich auf das Asylverfahren und den Aufenthalt in Deutschland vorzubereiten. Die Zeit in den Erstaufnahmeeinrichtungen soll auf maximal drei Monate begrenzt werden, und sie dürfen nicht zugleich Abschiebzentren sein.
Im Übrigen hat eine Evaluierung der Bundesregierung gezeigt, dass das System der AnkER-Zentren keinesfalls zu schnelleren Verfahren oder Abschiebungen geführt hat.
Foto: Diakonie Paderborn-Höxter