Höxter (TKu). Die historische Fassade des ehemaligen Erbmarschallhofes in Höxter ist wieder hergestellt! Bürgermeister Daniel Hartmann bezeichnete die Fertigstellung der Außenfassade des Adelspalais „Henriette von Ziehlberg“ in der Corbiestraße 20 in Höxter, die auch mit Fördermitteln der Denkmalbehörde finanziert wurde, als Glücksfall für Höxter. Das Gebäude sei zu einem wahren Schmuckstück geworden. Große Glasflächen im Erdgeschoss haben das historische Adelspalais in der Corbiestraße in Höxter seit den 1960er Jahren geprägt. Hier war bis zuletzt ein Reisebüro untergebracht. Diese sind jetzt verschwunden, sie wurden durch Sprossenfenster ersetzt, wodurch das barocke Erscheinungsbild aus der Bauzeit des ehemaligen Erbmarschallhofes im 18. Jahrhundert wieder hergestellt worden ist. Wilhelmine Henriette von Ziehlberg erbaute 1791 das Fachwerkpalais auf dem Grundstück des ehemaligen Hofes, der zwischenzeitlich sogar als Viehwiese verpachtet wurde. Danach gab es verschiedene Eigentümerwechsel. Der jetzige Hauseigentümer Dr. Carsten Stender (Leiter der Abteilung Europäische und Internationale Beschäftigungs- und Sozialpolitik im Bundesarbeitsministerium in Berlin) habe mit Unterstützung der Unteren Denkmalbehörde ein optisches Schmuckstück für Höxter erschaffen, wie Bürgermeister Hartmann betonte.
Anhand alter graphischer und fotografischer Unterlagen ließ sich der ehemalige Zustand der Fassaden zweifelsfrei belegen, wie Architekt Henning Fischer von der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Höxter erklärte. Die Unterlagen dazu stammten aus der ehemaligen Baugewerkschule von Höxter und waren laut Fischer so umfassend, dass selbst Baudetails wie Portale, Fenstergestaltung und Gauben zu belegen waren. Nach der Fertigstellung der Außenfassade wird nun die denkmalgerechte Sanierung im Innenbereich fortgeführt. Geplant sind später Wohnungen im Dachgeschoss und eine gewerbliche Nutzung darunter, wie Eigentümer Dr. Carsten Stender erklärt. Wie hoch die Kosten für die Restaurierung insgesamt sein werden, das könne der Eigentümer noch nicht sagen, da Rohstoffmangel und Preisschwankungen aktuell den Umbau beeinflussten. Die Höhe der Fördersumme durch die Denkmalbehörde liege jedoch bei etwa 100.000 Euro, wie Architekt Henning Fischer erklärte.
Zur Geschichte holt Henning Fischer von der Denkmalbehörde weiter aus: Das Gebäude sei nicht nur optisch etwas ganz Besonderes, sondern könne auch auf eine besondere Geschichte zurückblicken. Die Corbiestraße bildet zusammen mit der Grubestraße und der Corveyer Allee die knapp 2,5 Kilometer lange Straßenachse bis nach Corvey, die aus der Barockzeit stammt und auch noch heute so erkennbar ist. Bei dem ehemaligen Erbmarschallhof in der Corbiestraße 20 handele es sich um ein spätbarockes Palais auf dem Gebiet des historischen Erbmarschallhofes von Corvey. Nach einer wechselvollen bau- und eigentumsgeschichtlichen Historie dieser bedeutenden Parzelle der Altstadt erwarb im Oktober 1791 Wilhelmine Henriette von Ziehlberg diese von Gebäuden inzwischen befreite Hofstelle. In dieser Zeit entstanden entlang der Grube mehrere repräsentative, zeittypische Bauten. So ließ auch Henriette von Ziehlberg im gleichen Jahr das heutige Haupthaus (Corbiestraße 20) im Stil des Rokoko erbauen. Der Bau fällt in die Zeit, als Höxter (1792) von der Hauptstadt der reichsunabhängigen Fürstabtei Corvey zur Hauptstadt des Fürstbistums Corvey wurde, das 1807 dem Königreich Westfalen zugeschlagen wurde und 1813 zu Preußen wechselte. Die Denkmaleintragung der Stadt Höxter von 1985 schreibe dem Gebäude größte Bedeutung für die Entwicklungsgeschichte der Stadt zu: „...ein ganz der Architektur des ausgehenden 18. Jahrhunderts verpflichteter Bau, der durch seine ausgewogenen Proportionen, seine Dachform und seine Achsialsymmetrie als typischer Vertreter eines kleinen Adelspalais bezeichnet werden muss...”. Das stattliche dreigeschossige Gebäude an der Nordseite der Corbiestraße falle durch seine klare Gliederung und die repräsentative Gestaltung mit sandsteingedecktem Mansarddach auf. Die Symmetrie seiner sieben Fensterachsen werde betont durch die vergrößerte Mittelgaube des Mansardgeschosses.
Umbaumaßnahmen in den 1950er und 1960er Jahren für gewerblichen Nutzungen hatten leider dazu geführt, dass die erhaltene, nahezu noch bauzeitliche Erscheinung durch den Einbau von großflächigen Schaufenstern im Erdgeschoss sehr stark beeinträchtigt worden war. Der dunkle Anstrich der Erdgeschosswände habe sein Übriges getan, den Gesamteindruck zu stören, so Fischer. Zudem hatte man die Putzfelder und Fachwerkbalken mit einem starken hell-dunklen Kontrast versehen, was für einen solchen Rokokobau eine nicht angemessene Farbgestaltung sei. Heute erstrahlt das Baudenkmal zumindest optisch von außen wieder in seinem alten Erscheinungsbild. Die Gebäudeecken erhielten in Analogie zu zeittypischen Gestaltungen entsprechender Gebäude malertechnisch Ecklisenen (Mauerblende). Wichtiges Element sei ebenso die Rückverlegung des zweiflügeligen Hauptportals in die Gebäudemittelachse und die Erneuerung der vorgelagerten geschwungenen Sandsteintreppe gewesen. Bürgermeister Daniel Hartmann hob bei der Besichtigung des Gebäudes die gute Zusammenarbeit zwischen Eigentümer, Denkmalbehörden und Stadt Höxter hervor. Die Restaurierung und Umgestaltung des historischen Gebäudes gehöre zu den wichtigsten und nachhaltigsten der letzten Jahrzehnte in Höxter. Sie habe eine große Signalwirkung und verleihe dem Adelspalais wieder die Erscheinung und Bedeutung, welche diesem Baudenkmal zukomme, so Bürgermeister Daniel Hartmann abschließend.
Fotos: Thomas Kube