Kreis Höxter (TKu). Sie sagen „Nein“ zu Gewalt an Frauen und Mädchen: Das Frauennetzwerk Höxter und der Zonta Club Höxter gemeinsam mit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Höxter werden am 25. November, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen, ein Zeichen setzen. Seit 1981 wird weltweit auf Gewalt gegen Frauen und Ungerechtigkeiten aufmerksam gemacht. 1999 verabschiedeten die Vereinten Nationen eine Resolution, die den 25. November offiziell zum "Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen" machte. In diesem Jahr gibt es aufgrund des 40-jährigen Bestehens dieses Tages einen Extra-Aufruf der Ministerin für Gleichstellung/NRW, Frau Ina Scharrenbach. Ein Zeichen gesetzt wird gegen häusliche und sexualisierte Gewalt sowie Zwangsverheiratung, gegen Genitalverstümmelung oder gegen Zwangsprostitution. Gewalt sei ein massiver Angriff auf die Würde und die Selbstbestimmung eines jeden Menschen, sagt die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Höxter im Namen des Frauennetzwerkes Höxter, dem auch der Zonta-Club Höxter angegliedert ist.
Das Frauennetzwerk und Zonta organisieren dazu in Höxter einen Gottesdienst, eine Kundgebung und eine Menschenkette sowie ein anschließendes „Come-Together“. Beginnen werden die Aktionen am 25. November ab 17 Uhr mit „Orange Your World“, bei dem Gebäude und Schaufester bis 22 Uhr in Orange leuchten werden. Zu Gast sein wird auch der Arbeitskreis „Gegen Gewalt an Frauen und Kindern“ im Kreis Höxter. Der vom Frauennetzwerk organisierte Gottesdienst findet von 17:00 bis 17:30 Uhr unter dem Motto „Nein zu Gewalt“ in der Kilianikirche in Höxter statt. Die Gestaltung haben die evangelische und katholische Kirchengemeinde gemeinsam mit den Bewohnerinnen des Ludwig-Schloemann-Hauses, einer Wohnstätte für Menschen mit geistigen, körperlichen und mehrfachen Behinderungen, übernommen, berichtet die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Höxter, Claudia Pelz-Weskamp. Gott stehe auf der Seite der Gerechtigkeit, so das Frauennetzwerk. Und das solle in dem ökumenischen Gottesdienst ganz deutlich werden, das „Nein“ zur Gewalt. Besonders deutlich machte Silke Winter-Schrader vom Frauennetzwerk in diesem Zusammenhang, dass Menschen mit Behinderung sich bei gewalttätigen Übergriffen als Opfer oftmals nicht bemerkbar machten und sich dazu auch im Nachhinein nur sehr selten bis gar nicht äußerten.
Zeitgleich findet von 17 bis 22 Uhr die Aktion „Orange Your World“ statt, bei dem Gebäude und Schaufenster in orange leuchten. Dieses wird vom Zonta-Club Höxter organisiert. Angestrahlt werden das Historische Rathaus, das Stadthaus sowie die Volkshochschule in Höxter als öffentliche Gebäude im Stadtgebiet sowie viele weitere Schaufenster und Häuser, erklärt die Gleichstellungsbeauftragte Claudia Pelz-Weskamp. Die Präsidentin des Zonta Clubs, Stephanie Viehofer, sei froh und stolz zugleich, das sich fast jede Stadt im Kreis Höxter an der Aktion beteilige, um ein Zeichen gegen Gewalt zu setzen. Auch Holzminden sei mit der Hochschule und Fürstenberg mit dem Schloss beteiligt. Orange leuchten an diesem Abend viele öffentliche Gebäude wie Rathäuser, die Kirchen, die Beverunger Weserbrücke oder aber auch der Holsterturm in Nieheim.
Um 17:30 findet nach der Messe eine öffentliche Kundgebung in der Marktstraße mit kleiner Bühne und einem Dialog zwischen Bürgermeister und Gleichstellungsbeauftragten statt. Eine Menschenkette soll um 18 Uhr gebildet werden als deutliches Zeichen gegen Gewalt. Mitmachen könne jeder Mensch, egal welchen Geschlechts oder Herkunft. Es soll auch Kurzinterviews mit Bürgerinnen und Bürgern zur Frage geben: „Wie wünscht du dir einen Tag ohne Gewalt?“ Die Menschenkette soll in der Marktstraße nahe des Marktbrunnens ein Zeichen setzen. Die Durchführung der Kette wird aufgrund von Corona etwas anders gewählt, als wie sonst: Nach Formation der Kette halten die Teilnehmer:innen ihre linken Hände mit einer Karte mit der Aufschrift „Nein zu Gewalt“ hoch und rufen lautstark den Satz: „Nein zu Gewalt“. Die Abstände sollen dabei gewahrt bleiben. Gelegenheit für Gespräche bei einem Becher heißen Tee wird es gegen 18:15 Uhr geben bei einem anschließenden „Come together“ am Info-Tisch. Am Info-Tisch wird es auch Informationen über Beratungsstellen und das Hilfetelefon in der Region geben. Beratung durch Fachpersonal der AWO-Frauenberatungsstelle und des SKF Frauen- und Kinderschutzhauses des Kreises Höxter ist hier ebenfalls möglich.
Das Frauennetzwerk betont abschließend, dass die Folgen häuslicher Gewalt sowohl akut, wie auch langfristig seien können und sich in körperlicher und psychischer Gewalt äußern. Neben den unmittelbaren physischen Verletzungen seien Überlebende häuslicher Gewalt langfristig traumatisiert. Jährlich flüchteten rund 18.000 Frauen mit 20.000 Kindern in eines von 370 Frauenhäuser bundesweit, deren Finanzierung bis heute nicht gesichert sei. Die Folgen für die Gesellschaft seien zudem unzählige Polizeieinsätze und Gerichtsverfahren, Arbeitsausfälle, ärztliche Behandlungen und psychologische Betreuungen. Die Zahlen zeigten, dass häusliche Gewalt keine Privatangelegenheit ist, sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem. Langfristig generiere häusliche Gewalt häufig mehrere Generationen von Gewaltbeziehungen, in denen sich die Kosten wieder reproduzieren, denn was passiere zum Beispiel, wenn ein Kind auf Grund der zu Hause erlebten Gewalt Lern- und Persönlichkeitsstörungen entwickle, die Schule schlecht oder gar nicht abschließe und in Folge dessen arbeitslos bleibe, so das Frauennetzwerk unisono. Das Veranstaltungsprogramm biete Gelegenheit, ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen zu setzen, Information der Beratungslandschaft zu diesem Thema zu erhalten, sich untereinander besser zu vernetzen und mit diesem Thema nicht alleine dar zu stehen. Das Veranstaltungsprogramm liegt ab sofort in der Stadtverwaltung Höxter sowie in zahlreichen Geschäften und Einrichtungen in Höxter und den Ortschaften aus. Außerdem ist es auch unter www.hoexter.de abrufbar. Besonderen Dank sprach Claudia Pelz-Weskamp der Bäckerei Engel dafür aus, dass sie die Werbung „Nein zu Gewalt an Frauen und Mädchen!“ auf ihren Brötchentüten aufgedruckt hat, um auf das sensible Thema aufmerksam zu machen.
Foto: Simone Kube