Kreis Höxter (TKu). Mehr als 150 Menschen in Höxter sagen bei einer Kundgebung „Nein!“ zu Gewalt an Frauen und Mädchen: In einer gemeinsamen Kundgebung des Frauennetzwerkes Höxter und des Zonta Clubs Höxter sowie der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt wurde am vergangenen Donnerstag in der Marktstraße ein Zeichen gesetzt gegen häusliche und sexualisierte Gewalt sowie Zwangsverheiratung, gegen Genitalverstümmelung oder gegen Zwangsprostitution. Die Demonstrationsteilnehmer:innen bildeten eine Menschenkette und riefen lautstark „Nein zu Gewalt!“. Gewalt sei ein massiver Angriff auf die Würde und die Selbstbestimmung eines jeden Menschen, sagt die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Höxter im Namen des Frauennetzwerkes Höxter, dem auch der Zonta-Club Höxter angegliedert ist. Die Veranstaltung fand im Rahmen des Internationalen Aktionstages „Gegen Gewalt an Frauen und Mädchen“ statt, der vor genau 40 Jahren von Menschenrechtsorganisationen ins Leben gerufen wurde. Auch Bürgermeister Daniel Hartmann war erschienen, um sich gemeinsamen mit der Gleichstellungsbeauftragten Claudia Pelz-Weskamp und den Demo-Teilnehmer:innen gegen Gewalt an Frauen aber auch gegen Gewalt im Allgemeinen auszusprechen. Mit der Gleichstellungsbeauftragten trat der Bürgermeister in einen Dialog ein, um das Thema näher zu erörtern. Zu Wort kamen aber auch Frauen, deren Wünsche und Forderungen Gehör fanden. „Wir sind hier umgeben von Bauzäunen. Wir stehen quasi mitten in einer Baustelle. Ein ungewöhnlicher Ort für eine Kundgebung“, meinte der Bürgermeister gegenüber der Gleichstellungsbeauftragten. Die Baustelle habe Claudia Pelz-Weskamp zunächst große Sorgen bereitet, meinte die Gleichstellungsbeauftragte. Sie habe dann aber festgestellt, dass die Baustelle wie ein Zeichen wirke: „So wie wir uns alle heute in der Kundgebung nicht entfalten können, weil wir umgeben sind von Zäunen, Stolperfallen und Barken, so können sich auch Frauen, die Gewalt erfahren haben oder von ihr bedroht sind, nicht entfalten – nicht in ihrem Alltag – nicht in ihrem Leben. Die Hindernisse, die wir hier sehen, stehen für ihre Angst vor neuen Verletzungen durch Täter, stehen für ihre Angst vor Zwangsverheiratung, vor Zwangsbeschneidung oder vor Verschleppung. Solange es diese Bedrohungen, diese Hindernisse gibt, solange dürfen wir nicht aufgeben, ein gesamtgesellschaftliches Handeln einzufordern. Wir dürfen die Opfer nicht alleine lassen und müssen solidarisch mit ihnen oder anstelle von ihnen für eine Verbesserung der Situation kämpfen und das Thema immer wieder öffentlich machen“, sagte Pelz-Weskamp.
Ziel dieses Aktionstages war es auch, Wünsche zum Thema zu äußern. In Höxter gab es einige Statements gegen Gewalt: Die Frauen, die zu Wort kamen, wünschten sich mehr Unterstützung und weniger Re-Traumatisierung durch lange und unwürdige Justizverfahren, das Aus von Zwangsbeschneidungen von Mädchen und Frauen auf der ganzen Welt oder aber ein angstfreies Bewegen durch ausreichend beleuchtete Straßen und Unterführungen. Die Stadt Höxter habe sich bereits für eine bessere Beleuchtung eingesetzt, so eine Sprecherin. Aber nicht nur Frauen, sondern auch Männer erlebten Gewalt, wenn auch statistisch gesehen weniger, wie Pelz-Weskamp verkündete. „Männer und Jungs erfahren überwiegend Gewalt auf der Straße oder sie werden auch, wenngleich weniger, Opfer häuslicher, psychischer und sexualisierter Gewalt“, so die Gleichstellungsbeauftragte. Hilfe gäbe es bei Beratungsstellen und Hilfetelefonen, sowohl für Frauen, wie auch Männer gleichermaßen. Im Anschluss an die Menschenkette und die Kundgebung bot sich noch die Gelegenheit für Gespräche bei einem „Come together“ am Info-Tisch. Als ein deutliches Zeichen gegen Gewalt leuchtete die Kreisstadt an vielen Stellen in Orange zu der Aktion „Orange Your World“. Daran hat sich der gesamte Kreis Höxter beteiligt und auch der Nachbarkreis Holzminden. Angestrahlt wurden das Historische Rathaus, das Kreis- und Stadthaus sowie die Volkshochschule in Höxter als öffentliche Gebäude im Stadtgebiet sowie viele weitere Schaufenster und Häuser. Auch Holzminden war mit der Hochschule und Fürstenberg mit seinem Schloss beteiligt. Orange leuchten an diesem Abend auch viele öffentliche Gebäude im Kreis Höxter wie Rathäuser, Kirchen, die Beverunger Weserbrücke oder aber auch der Holsterturm in Nieheim. Nahezu jede Stadt im Kreis hat sich an der Aktion beteiligt.
Fotos: Thomas Kube