Marienmünster (red). Besondere Ereignisse wie das diesjährige Gedenken an den Thesenanschlag durch den Reformator Martin Luther vor 500 Jahren führen zu bisher einmaligen Aktionen: Alle evangelischen Kirchengemeinden im Kreis Höxter (Bad Driburg, Brakel, Marienmünster-Nieheim, Steinheim, Altkreis Warburg, Weser-Nethe-Höxter) und die Kirchengemeinde Lügde im Kreis Lippe laden zum gemeinsamen Feiern ein: Das Luther-Fest findet am 1. und 2. Juli unter dem Motto „Einfach. Frei. Nach Martinus Luther“ auf dem Gelände der Abtei Marienmünster statt. Ein Höhepunkt wird der ökumenische Open-Air-Festgottesdienst am Sonntag um 10.30 Uhr sein. Der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Paderborn, Volker Neuhoff, hält die Predigt. Der koptisch-orthodoxe Bischof Anba Damian und Pfarrer Ansgar Heckeroth vom Pastoralen Raum Steinheim-Nieheim-Marienmünster sind neben anderen beteiligt. Im Anschluss: Grußworte und Mittagessen.
„Unser Anliegen ist es, das Besondere dieses Ortes zum Leuchten zu bringen, in Beziehung zu den koptischen und katholischen Geschwistern“, so Pfarrer Dr. Björn Corzilius (Ev. Weser-Nethe-Kirchengemeinde Höxter). „Wir dürfen hier zu Gast sein und alle sind eingeladen“, dankt das Team der Organisatoren der Kulturstiftung Marienmünster dafür, dass sie das Gelände, auf dem es auch eine evangelische Kapelle gibt, zur Verfügung gestellt hat. „Die Reformation hatte eine Veränderung des Christentums zur Folge, nicht nur eine Kirchenspaltung. Heute sind wir näher zusammen als je zuvor“, freut sich Pfarrer Tim Wendorff (Nieheim) auf ein Fest der Begegnung und der Geschichte. Es wird gleichzeitig das diesjährige Gemeindefest der Evangelischen Kirchengemeinde Marienmünster-Nieheim sein. Bis auf die Evangelische Kirchengemeinde Altkreis Warburg fallen die Gottesdienste in den beteiligten Kirchengemeinden am Sonntag, 2. Juli, zugunsten des zentralen Festgottesdienstes in Marienmünster aus. Busshuttle werden eingesetzt.
Mit der zweimaligen Aufführung des Pop-Oratoriums „Luther“ (Musik: Dieter Falk; Text: Michael Kunze), am Samstag um 19 Uhr und am Sonntag um 14.30 Uhr in der Ackerscheune (jeweils 350 Plätze), verspricht der Leiter Torsten Seidemann, Kirchenmusiker in Bad Driburg, ein „knackig-poppiges“ Seh- und Hörvergnügen rund um das Reformationsgeschehen mit aktuellen Bezügen. Das Finale bildet Luthers Flucht auf die Wartburg, wo er die Bibel ins Deutsche übersetzte. Gesungen werden die modernen Gospels vom Solistenensemble Cordula Sodt (insgesamt 12 Sänger/innen), vom Bad Driburger Gospelchor „Spirit Voices“ und Projektsänger/innen (50). Die Luther-Projektband begleitet unter Leitung von Andreas Bürgel. Der Kartenvorverkauf über die evangelischen Gemeindebüros läuft sehr gut (Restkarten an der Abend- bzw. Tageskasse).
Das Leben und Wirken Martin Luthers wird auch während des Konfirmanden-Tages (Konfi-Tag) am Samstagvormittag (1. Juli) eine zentrale Rolle spielen. 140 Teilnehmende aus den Kirchengemeinden können mit Teamern der Jugendarbeit und dem Jugendreferat des Kirchenkreises Paderborn in einem Planspiel Geschichte mit Spaß erleben. Zum Open-Air-Jugendgottesdienst um 13 Uhr mit der Band „Gegenwind“ sind dann alle herzlich eingeladen. Die Internationale Küche wird um 13.30 Uhr geöffnet. Mitwirkende sind Gruppen aus den Gemeinden, unter anderem „Steinheim International“, ein Flüchtlingshilfeverein.
In Spielszenen können Festbesucher Luther und seinen Zeitgenossen auch am Nachmittag des 1. Juli auf dem Mittelaltermarkt begegnen. Er ist Teil des großen Familienfestes ab 14 Uhr, das die evangelischen Familienzentren auf die Beine stellen. Basteln, Kindertheater im Märchenkoffer, Schatzsuche, Kinderschminken, Glaubensthesen und vieles mehr gehören dazu.
„Wir hoffen, dass uns dieses Fest im Prozess aufeinander zu im nördlichen Kreis Höxter weiter bringt, indem wir erleben, wie viel Spaß es macht, miteinander etwas zu machen“, nennt Pfarrer Ulrich Beimdiek (Ev. Kirchengemeinde Steinheim) ein Ziel des Luther-Festes. Während die Gemeinden Altkreis Warburg und Wese-Nethe Höxter in den letzten Jahren durch Vereinigungen mehrerer Kirchengemeinden entstanden sind, befinden sich die anderen gerade im Diskussionsprozess. Dass der Moment der Reformation von Aufbruch und Bewegung auf die Menschen übergeht, wünscht sich Pfarrer Dr. Björn Corzilius.
Foto: EKP/Heide Welslau