Höxter (red). Dennis Hirdes (28) gehört zu den Menschen, die ständig aufstoßen müssen, wenn sie kohlensäurehaltige Getränke zu sich nehmen. "Das verursacht ein unangenehmes Brennen im Hals und im Liegen waren die Beschwerden besonders schlimm", berichtet der junge Mann aus Witzenhausen bei Göttingen, der in der Produktion eines Reifenherstellers in Hannover arbeitet.
"Körperlich anstrengende Arbeit hat aber nichts mit der Erkrankung zu tun", sagt Prof. Joachim Mellert, Chefarzt der Klinik für Viszeral- und minimalinvasive Chirurgie des Klinikum Weser-Egge, Standort Höxter, der den jungen Patienten vor etwa sechs Wochen operierte. "Wir haben per Magenspiegelung eine Schwäche am Übergang von der Speiseröhre in den Magen festgestellt und die medikamentöse Therapie schlug über 12 Monate nicht an."
Etwa 15 bis 20 Prozent aller Deutschen leiden unter chronischem Sodbrennen durch den Rückfluss von saurem Magensaft in die Speiseröhre (Reflux). Der saure Reflux betrifft Millionen von Menschen weltweit und trotz medikamentöser Therapie leiden viele Patienten unter anhaltenden Beschwerden wie saurem Aufstoßen oder nächtlichem Reflux. Die Ursache ist eine Schwäche des unteren Speiseröhrenschließmuskels.
Bisher gab es als Operation nur einen größeren Eingriff, die sogenannte Fundoplikatio. Bei der klassischen Fundoplikatio wird ein Teil des Magens um den unteren Speiseröhrenschließmuskels genäht, um ihn zu stärken. Die Operation zeigt zwar gute Erfolge, verändert aber die Anatomie nachhaltig. „Zudem kommt es bei bis zu zehn Prozent der Patienten danach zu anhaltenden Schluckstörungen“, erklärt Prof. Joachim Mellert.
Seit kurzem bewährt sich eine schonende Alternative: das sogenannte EndoStim-Verfahren. Die innovative EndoStim Technologie richtet sich gegen die primäre Ursache des sauren Refluxes: den schwachen unteren Speiseröhrenschließmuskel, wodurch der Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre möglich wird. Bei diesem Verfahren werden per Bauchspiegelung zwei Elektroden am unteren Speiseröhrenschließmuskel fixiert und mit dem Schrittmacher verbunden. Den wiederum platzieren die Chirurgen unter der Haut der Bauchdecke oder im Bauchraum. Er lässt sich dann von außen so programmieren, dass er in regelmäßigen Abständen elektrische Impulse auslöst.
Die Impulse kräftigen den Schließmuskel, der Reflux nimmt deutlich ab oder kommt völlig zum Erliegen. Die Programmierung erfolgt individuell an die Bedürfnisse des Patienten angepasst, zum Beispiel nachts.
Bei Dennis Hirdes hat das geholfen, er ist zufrieden: "Ich kann jetzt nachts wieder flach liegen und werde nicht mehr wach vom Brennen im Hals." Bei der Nachuntersuchung zeigt sich, dass der Schrittmacher einwandfrei arbeitet. Hirdes freut sich, dass ihm eine große Operation erspart geblieben ist. "Möglicherweise erholt sich der Muskel sogar. Dann kommt der Patient mittelfristig ohne den Stimulator aus", prognostiziert Mellert.
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