Kreis Höxter (red). Walnussbrot, Fruchtprotz, Dinkel-Roggenbrot, das Paderborner oder die knusprige Weserkruste: Vielfalt und kreative Ideen bestimmen seit langem das Bäckerhandwerk in der Region. Überlieferte Rezepte, exzellente Qualität und ein außergewöhnlicher Geschmack lassen Genießer-Herzen nicht nur im Kulturland Kreis Höxter höherschlagen. So auch jene der Jury-Mitglieder des Gourmet-Magazins „DER FEINSCHMECKER“: Unter fast 500 Betrieben aus ganz Deutschland wurden die heimischen Bäckereien Andreas Rode aus Beverungen-Drenke und Bernhard Pollmann aus Beverungen-Haarbrück als beste ihrer Zunft gekürt. Beide Familienunternehmen können sich nun über diese überregional bedeutende Auszeichnung, welche Kunden und Kundinnen durch ihre Empfehlungen auf den Weg gebracht haben, freuen und dieses Jahr mit dem Titel „Bester Bäcker in Deutschland“ werben.
Individuell statt beliebig
„In einer Branche, die nicht nur unter Nachwuchs- und Fachkräftemangel, sondern auch unter steigenden Energiepreisen leidet, kann das handwerkliche Engagement der Bäckereien Andreas Rode und Bernhard Pollmann nicht genug gewürdigt werden“, so stellt die Redaktion des FEINSCHMECKERS fest. Für Bäckermeister Andreas Rode ist die Auszeichnung längst keine Eintagsfliege mehr, denn nach 2013, 2017 und 2021 ist die Prämierung im Bäckerguide des renommierten Magazins nun die vierte. Mit seinem engagierten Team (zehn Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen) zählt Rode zu den absoluten Experten in Sachen Bio-Vollwertbrote. Und das bereits seit 1980. Der Bäckermeister und Betriebswirt gilt im Bio-Bereich als echter Pionier, der sich mit Leidenschaft und Qualität in der Branche durchgesetzt hat.
„Individuell statt beliebig“, so lautet Rodes Devise, und die bestimmt auch das abwechslungsreiche Sortiment, welches die Kundschaft im Stammhaus in Drenke, im Steh-Café in Beverungen (Bahnhofstraße 35) wie auch auf zahlreichen Märkten wie in Höxter, Steinheim, Brakel, Beverungen oder Holzminden zu schätzen gelernt hat.
Die Bäckerei Rode existiert bereits seit 1937, einst gegründet vom Großvater. Inzwischen hat die dritte Generation mit Bäckermeister Andreas Rode die Zügel fest in der Hand. In der Drenker Backstube arbeitet er ausschließlich mit Rohstoffen aus kontrolliert biologischem Anbau, ohne Farb- und Konservierungsaromen und nach den strengen Leitsätzen des Zahnarztes und Ernährungswissenschaftlers Johann Georg Schnitzer.
Bioplus-Getreide eigens frisch gemahlen
Das Getreide für alle Bio-Vollwertbackwaren wird, und das ist auch Voraussetzung für die besondere Schnitzer-Zertifizierung, eigens für die Bäckerei Rode in der Teichmühle Winzenburg im Leinebergland frisch vor der weiteren Verarbeitung mahlen. Und natürlich bekommt der hauseigene Bio-Sauerteig in Drenke seine besondere Pflege und Ruhe, damit er ganz langsam den herzhaften und aromatischen Geschmack entwickelt.
Was Andreas Rode am Bäckerhandwerk trotz schwieriger Zeiten gefällt? „Ich kann wirklich selbst gestalten und habe einen abwechslungsreichen und kreativen Alltag“, freut sich der Bäckermeister über seinen Erfolg, den er sich nach Übernahme des Familienbetriebes gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Dagmar Roscher hart erarbeitet hat. Und besonders viel Energie schöpft der 56-Jährige aus dem intensiven Kontakt mit der Kundschaft – in der Bäckerei wie auch auf den Marktständen. „Dort kann ich genau erklären, was unsere Backwaren auszeichnet und welche Zutaten wir nehmen.“
Beste Waffeln im Kreis
Beliebt und begehrt auf den Märkten sind ebenfalls die Rode-Waffeln, die seit Jahrzehnten nach einem traditionellen und bewährten Rezept hergestellt werden. „Es gibt im Kreis Höxter keine besseren“, sagt Andreas Rode nicht ohne Stolz. Und sonst fragt die treue Stammkundschaft ganz bewusst nach den Vollwert-Backwaren: Ob Saft- oder Mehrkornbrot ober Emmerkorn- sowie Dinkel-Roggenbrot, bei Rode muss man früh und schnell sein, wenn man die gesunden Backwaren genießen will. Wer nicht in die Bäckerei oder auf die Wochenmärkte kommt, kann sich bei der Bestellung über das Portal „Wochenmarkt24“ mit den leckeren Rode-Produkten eindecken.
Kleine Bäckerei im Höhendorf
Ebenfalls zum zweiten Mal, nach 2017, kann sich Bäckermeister Bernhard Pollmann aus dem Höhendorf Haarbrück über die Auszeichnung des Gourmet-Magazins freuen. Bereits seit 1966 ist der heute 72-Jährige im Bäckerhandwerk aktiv: „Ich bin in der Backstube aufgewachsen, ich kann mir keinen anderen Beruf vorstellen, der mir soviel Spaß macht.“
Viele auswärtige Kunden
Die kleine Bäckerei existiert seit 1896 an dem Standort, als dritte Generation setzt Pollmann ganz auf traditionelle handwerkliche Fertigkeiten, überlieferte sowie selbst erarbeitete Rezepte und viel regionalem Spirit: So kommen das Mehl und Vollkornschrot beispielsweise aus der benachbarten Mühle in Wormeln, und Eier liefert Gut Alsterhof aus Borgentreich-Bühne. Das überzeugte Klientel stammt aus den benachbarten Ortschaften, in denen es oft keine Bäckerei und keinen weiteren Lebensmittelladen mehr gibt. Und auch Urlauber und Feriengäste sind von der Qualität der Pollmann-Backwaren begeistert. Außerdem ist die Bäckerfamilie noch mit einem Fahrgeschäft unterwegs – für einen festen Kundenstamm in Bühne und Manrode.
Vierte Generation gesichert
Ob Emmer-Vollkorn, Dinkel-Vollkorn, Bauernbrot oder Joghurt-Dinkelbrötchen, die Kundschaft schätzt die gutsortierte Auswahl an schmackhaften Backwaren. „Unsere Kundinnen und Kunden wissen genau, was sie wollen, und sie sind auch anspruchsvoll“, weiß Marianne Pollmann, die in der Bäckerei die gut gelungenen Produkte verkauft. „Viele legen Wert auf gesunde Ernährung und entscheiden sich für unsere Qualität“, so die Ehefrau des rührigen Bäckermeisters. Das Team besteht aus acht Leuten, und sogar ein Auszubildender lernt alles über das Brot- und Kuchengeschäft.
Und schön für die Familie, doch in diesen Zeiten eine echte Ausnahme: Mit Tochter Simone (42) ist die vierte Generation im Bäckerhandwerk gesichert. Die junge Bäckermeisterin und gelernte Konditorin weiß längst mit fein dekorierten Festtagstorten und mit viel Frucht belegten Obstkuchen zu überzeugen. Die Auszeichnung vom Gourmet-Magazin kommentiert Bernhard Pollmann mit einem verschmitzten Lächeln: „Das ist doch eine schöne Bestätigung, dass alles gut läuft.“
Bäckerhandwerk
Das Bäckerhandwerk hat in Deutschland eine lange Tradition. Besonders die Vielfalt des Brotes – es gibt mehr als 3200 verschiedene Brotsorten (sogar als immaterielles Kulturerbe der UNESCO aufgenommen) - sucht weltweit ihresgleichen. Sorgenkinder bleiben jedoch die Energie- und Rohstoffkosten sowie der Personalmangel. Gerade für kleinere Familienbetriebe wird es auch in der Region schwieriger, gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anzuwerben, Auszubildende einzustellen oder auch Nachfolger zu finden. Gerade mal neun Auszubildende erlernen zurzeit in den Innungsbetrieben das Handwerk. Wenn es auch im Alltag viele zu den Backshops der Discounter zieht, frische, handgemachte Backwaren (auch vegan) aus der Region werden verstärkt nachgefragt und verleihen heimischen Betrieben ein echtes Alleinstellungsmerkmal. Und eines ist jedoch klar: Das deutsche Bäckerhandwerk hat in der ganzen Welt einen guten Ruf. Damit eröffnen sich für angehende Bäckerinnen und Bäcker interessante Zukunftsaussichten. Sie können beispielsweise nach der Ausbildung die Meisterprüfung ablegen und sich dann überall mit einem eigenen Betrieb selbstständig machen. Weitere Möglichkeiten sind beispielsweise Weiterbildungen zum Technischen Fachwirt/-in, Betriebswirt/-in, Ernährungsberater/-in oder gar Brotsommelier/e.
Weitere Infos: Bei weiteren Fragen zur Ausbildung, Meister oder auch zur Regionalität der Backwaren gibt der Obermeister der Bäcker-Innung Höxter-Warburg, Heiner Brandt, Eversen 65, 33039 Nieheim,
Foto: Kreishandwerkerschaft Höxter-Warburg, M. Schäfer
Die Nachfolgerin steht fest: Bernhard Pollmann präsentiert mit seiner Tochter Simone einen abwechslungsreichen Mix seiner Backkunst. Simone Pollmann, auch gelernte Konditorin, übernimmt jetzt die kleine Bäckerei in Haarbrück.