Höxter (lbr). Unsere Redaktion hat den Kandidaten für das Amt des Landrates des Kreises Höxter fünf Fragen gestellt. Jeden Tag werden wir eine der Fragen mit den Antworten der Bewerber veröffentlichen. Unsere Redaktion hat alle Kandidaten angeschrieben. Fristgerecht zurückgemeldet haben sich Michael Stickeln (CDU), Helmut Lensdorf (SPD), Martina Denkner (Grüne) und Peter Eichenseher (AfD).
Die zweite Frage lautet: Welche drei konkrete Herausforderungen hat der Kreis Höxter aktuell?
Helmut Lensdorf: Erstens: die Mobilität, der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV). Die Frage bedrängt die Menschen im Alltag. Und sie ist nicht neu. Zur Kommunalwahl 2020 und davor war der ÖPNV schon mangelhaft. Die Dringlichkeit der Frage zeigt, dass die Politik der CDU-Mehrheit hier nicht geliefert hat. Warum eigentlich nicht? Es gibt doch Lösungsansätze. Etwa Rufbusse, die digital buchbar sind. In den Regionen Hannover und im Solling-Vogler funktioniert es. Es kann nicht eins zu eins übernommen werden. Aber wir könnten schnell davon lernen. Der Holibri der Stadt Höxter könnte kreisweit sinnvoll ausgedehnt werden. - Die Hoffnung auf ÖPNV-Gremien zu setzen, die jetzt dafür in Paderborn geändert werden sollen, wirkt für die Menschen, die auf gute Busverbindungen warten, lächerlich. Das wäre Problemverwalten.
Zweitens: Hausärztliche Versorgung. Die Arztpraxis muss für alle Menschen erreichbar bleiben! Hier müssen wir endlich neue Wege gehen. Denn der Ärztemangel ist akut. Die Prognosen besagen, dass es im Kreis Höxter noch schwieriger wird, weil weitere Praxen schließen. Denn die Mediziner, die in Rente gehen, finden keine Nachfolge. Ich setze mich für Kommunale Gesundheitszentren ein. In Marienmünster, meiner Heimatstadt, haben wir das bereits vorangetrieben. Hier gibt es jetzt das Gesundheitszentrum als kommunales Unternehmen, in dem die Ärztinnen und Ärzte angestellt sind. Das gibt den Patientinnen und Patienten Sicherheit – und dem medizinischen Personal selbst auch. Ähnlich kann in weiteren Städten des Kreises Höxter gehandelt werden.
Drittens: Energiewende. Der Kreis Höxter ist zum wichtigen Standort für Energie geworden – Windkraft und Solar. Diese Entwicklung ist in Teilen problematisch, weil einige Anlagen an Stellen gebaut werden, an denen die Mehrheit der Menschen sie nicht wollen – wo sie nicht passen. Wildwuchs muss verhindert werden. Der Kreis Höxter als Energiestandort – das birgt aber auch Chancen. Dann, wenn die Einnahmen aus der Energieerzeugung auch den Menschen im Kreis Höxter zugutekommt. Gewinne in die Infrastruktur – Bildung, Betreuung, sichere Wege! Hier kann der Kreis Höxter zudem Innovationsstandort werden, wenn er Fachkräfte für die Energieerzeugung ausbildet. Ich setze mich deshalb für Kooperationen mit Unternehmen, Berufskollegs und der Hochschule ein.
Martina Denkner: - Die Sicherung der Gesundheitsversorgung - Gute Gesundheitsversorgung muss für alle Menschen erreichbar sein, auch auf dem Land! Dazu setzen wir auf Medizinische Versorgungszentren (MVZ), die im Idealfall kommunal geführt werden.
- Mobilität darf keine Frage des Wohnortes sein! Ich arbeite seit Jahren in der Verbandsversammlung des nph dafür, dass jede und jeder gut und kostengünstig von A nach B kommt. Leider sind vor wenigen Wochen die Weichen in den Kreistagen Höxter und Paderborn in die falsche Richtung gelegt worden. Diese unstrukturierte Strukturreform wird nichts verbessern. Wir haben deutlich dafür plädiert, stattdessen teure Auschreibungsverfahen zu beenden und das freiwerdende Geld lieber in attraktive Busverbindungen zu stecken.
- Sicherheit bedeutet im Kreis Höxter vorallen, die Straßen sicherer zu machen: 7 Verkehrstote im vergangenen Jahr! Fast 600 Verletzte, davon über 50 verletzte Kinder! Schaden: über 70 Millionen €. Und der Trend setzt sich fort! Hier besteht ganz, ganz dringend Handlungsbedarf.
Aber auch häusliche Gewalt gegen Frauen und Kinder ist ein großes Problem. Wir wollen daher das Frauen- und Kinderschutzhaus im Kreis stärken. Frauen und Kinder müssen auch zuhause sicher sein!
Peter Eichenseher: Um Lebensstandard, Wohlstand und gute Lebensbedingungen zu erhalten, brauchen wir im Kreis Höxter gezieltere Wirtschaftsförderung, schnellere Wohnungsbauförderung und kluge Entbürokratisierung. Nur so lassen sich Arbeitsplatzverluste in der Krise stoppen und die Wohnungsnot in den Städten lindern. Leerstehende Einzelhandelsflächen sollten umgenutzt und umgebaut werden. Damit können wir viele Wohnungen schaffen ohne zusätzlichen Flächenverbrauch. Wir müssen die Digitalisierung schneller voranbringen – aber wir dürfen dabei die Spaltung der Gesellschaft nicht zulassen. Eine große Gruppe braucht auch künftig analoge Angebote. D.h. Effizienzgewinne und Einsparungen der Digitalisierung will ich gezielt in bessere und individuellere Beratung investieren! Polizei und Ordnungsämter müssen an gefährlichen Brennpunkten stärker als bisher gemeinsam Präsenz zeigen. Diese Ordnungspartnerschaft will ich ausbauen.
Michael Stickeln: In den letzten fünf Jahren haben wir viel erreicht - und doch stehen wir vor wichtigen Zukunftsaufgaben.
Ein zentrales Thema bleibt die medizinische Versorgung. Mit der Initiative „Gewinnung ausländischer Fachkräfte für Krankenhäuser“ haben wir bereits erste wichtige Schritte unternommen, um die Zukunft der medizinischen Versorung sicherzustellen. Für den Bereich der Hausärzteversorgung haben wir ganz konkrete Ideen. Unsere „Willkommensagentur“ unterstützt aktive Rückkehrerinnen und Rückkehrer in den Kreis Höxter, auch im medizinischen Bereich.
So schaffen wir die Voraussetzungen, damit die Menschen auch in Zukunft wohnortnah, zuverlässig und hochwertig ärztlich versorgt werden können.
Die zweite große Herausforderung sind die Finanzen. Wir müssen auch künftig handlungsfähig bleiben, investieren und gleichzeitig generationengerecht wirtschaften. Das heißt: Wir dürfen kommende Generationen nicht mit Schulden überlasten und müssen gleichzeitig die Infrastruktur zukunftsfähig aufstellen. Hierfür benötigt die kommunale Familie dringend mehr finanzielle Unterstützung durch das Land NRW.
Als dritte Aufgabe sehe ich den Bevölkerungsschutz und die Sicherheit. Hier haben wir in den letzten Jahren kräftig investiert - in unsere Rettungswachen, die Rettungsmitteln (Rettungstransportwagen) und z.B. in das zukunftsfähige Telenotarzt-System. Darauf werden wir aufbauen. Mir ist sehr wichtig, dass sich die Menschen im Kreis Höxter auch in Krisenzeiten jederzeit auf uns verlassen können. Dass wir das können, hat die Corona-Pandemie ganz deutlich bewiesen. Haupt- und Ehrenamt arbeiten bei uns auch in diesem wichtigen Bereich bereits hervorragend zusammen - und diesen starken Verbund werde ich weiter stärken!