Lüchtringen (TKu). Bei einem gemeinsamen Platzkonzert der Blaskapelle und des Spielmannszuges Lüchtringen zusammen mit dem geflüchteten 14-jährigen Adam aus Kiew sollte ein Zeichen gegen den Krieg und für den Frieden in der Ukraine an der Lüchtringer Friedenseiche gesetzt werden. Der junge Musiker Adam ist mit seiner 42 Jahre alten Mutter Yana, seiner 12-jährigen Schwester Eva und den Großeltern nach drei Tagen Bombardierung aus seiner Heimatstadt Kiew über Ungarn nach Deutschland geflüchtet. Er hat von zu Hause nicht viel mitnehmen können, nur seine Posaune konnte er aus den Kriegswirren retten und die bedeutet ihm auch sehr viel. Die Flucht aus der umkämpften Heimatstadt Kiew ist der Familie erst zu Fuß und später in überfüllten Zügen über Budapest bis nach Deutschland gelungen. In Höxter ist die fünfköpfige Familie schließlich gestrandet. Die Flucht dauerte etwa zehn Tage via Zug und zu Fuß, allerdings ohne Auto. Yanas Freundin Irna, die aus Tschernobyl stammt, aber schon seit einigen Jahren in Höxter wohnt, habe ihr geraten, nach Höxter zu kommen. Gemeinsam mit einer weiteren Familie aus der Ukraine ist die Familie derzeit im Weser-Aktivhotel in Corvey untergebracht, wo die Hotelchefin Merle Jux sich liebevoll um die Menschen kümmert. Den Kontakt zur Blaskapelle Lüchtringen hat Merle Jux vermittelt. Musik sei Adams Leben, wie Mutter Yana im Gespräch gegenüber Höxter News berichtet. In Kiew besucht Adam schon seit fünf Jahren eine ranghohe Musikschule. Sein großer Traum sei es, eines Tages im berühmten Philharmonischen Orchester von Odessa mitspielen zu dürfen.
In Höxter hat der 14-Jährige nun die Möglichkeit erhalten, seine Musikausbildung in der Musikschule fortzuführen. Dafür ist seine Mutter sehr dankbar, wie sie immer wieder im Gespräch betont. Nach den schrecklichen Ereignissen des Krieges sei das sicher auch eine gute Ablenkung für Adam, so seine Mutter. Neben zahlreichen Lüchtringerinnen und Lüchtringern verfolgte auch die Gruppe Geflüchteter aus dem Aktivhotel, alles Frauen und Kinder, das Platzkonzert an der Friedenseiche. Mit handgemalten Ukrainischen Fahnen und lautstarkem Applaus haben sie die Leistung der Musikerinnen und Musiker nach jedem Stück honoriert. Adams Mutter Yana sei sehr stolz auf ihren Sohn, der nicht nur ihrer Meinung nach hervorragend mitgespielt habe. Als erstmalig an der Friedenseiche in Lüchtringen die Nationalhymne der Ukraine von der Blaskapelle und dem Spielmannszug gespielt wurde, waren viele Zuhörer:innen sehr gerührt und betroffen. Musik ist international und es verbindet ganze Nationen. Das hat das Platzkonzert an der Friedenseiche in Lüchtringen jedenfalls gezeigt. Dazu aufgerufen hatte der Volksmusikerbund NRW unter dem Motto „Musiker für den Frieden“. Um 17 Uhr erklang NRW-weit die Nationalhymne der Ukraine, so auch in Lüchtringen. Das Platzkonzert sollte auch ein Zeichen gegen den unsinnigen Krieg in der Ukraine sein. Mit einem lautstarken „Slava Ukraini“ seitens der Geflüchteten, was übersetzt „Rum und Ehre der Ukraine“ bedeutet, endete die Veranstaltung mitten im Herzen von Lüchtringen. „Hätte man im Stadtgebiet Höxter für dieses Konzert einen besseren Platz finden können als an der Friedenseiche in Lüchtringen“, fragte Dirigent Henrik Schafer. „Wohl kaum“ lautete auch kurz darauf schon seine Antwort auf die rhetorisch gemeinte Frage.
Fotos: Thomas Kube