Höxter (red). Wer sorgt für die bunte Blütenpracht auf der Landesgartenschau, wer organisiert Veranstaltungen und Konzerte und wer kümmert sich um die archäologischen Funde? In den kommenden Wochen möchten wir Ihnen das Team der Landesgartenschau näher vorstellen. Heute: Unser Archäologe Ralf Mahytka und unser Geschäftsführer Jan Sommer.
Ralf Mahytka: Er macht Corvey für die Landesgartenschau wieder erlebbar
1200 Jahre Klostergeschichte im Remtergarten und 750 Jahre Stadtgeschichte im Weserbogen: In Corvey liegen spannende Funde aus dem Mittelalter vergraben. Für die Landesgartenschau werden diese Schätze erstmals erlebbar gemacht. Zuständig dafür ist Archäologe Ralf Mahytka.
Höxter. Von Metallartefakten über Tongefäße bis hin zu Tierknochen: In einem Magazin in der Albaxer Straße lagert Landesgartenschau-Archäologe Ralf Mahytka die jahrhundertealten Schätze, die bei den Bauarbeiten im Weserbogen aufgetaucht sind. „Am spannendsten war es, einen Teil des mittelalterlichen Friedhofs mit Gräbern und Friedhofsmauer hinter dem Kloster freizulegen“, sagt der 48-Jährige.
Archäologie fand Ralf Mahytka schon als Kind spannend. „Angefangen hat es damit, Steine und Fossilien zu sammeln. Später habe ich dann tatsächlich Archäologie studiert.“ Anschließend betreute er Ausgrabungen in Ägypten und Taiwan. „Der erste Satz, den ich auf Chinesisch gelernt habe, ist ‚Wo ist die Toilette?‘“, erzählt er. „Das war sehr hilfreich.“ In Taiwan lernte er auch seine Frau kennen, mit der er inzwischen in Büren-Wewelsburg lebt.
Zurück in Deutschland arbeitete Ralf Mahytka bei Ausstellungen in Museen in Paderborn, bis er im Juli 2021 zur Landesgartenschau nach Höxter kam. „Ich finde es total reizvoll, Landesgartenschau in einen Kontext mit Geschichte und Archäologie zu bringen.“ Ralf Mahytka begleitet hier die Bauarbeiten. Wenn der Bagger dabei auf archäologische Befunde wie Mauern, Gruben oder Gräber stößt, legt er sie bis zur Oberkante frei. „Die archäologischen Relikte im Remtergarten gehören zum Weltkulturerbe und die versunkene mittelalterliche Stadt im Weserbogen ist ein eingetragenes Bodendenkmal. Daher dürfen sie nicht zerstört werden“, erklärt er. „Auch wir Archäologen dürfen die Befunde nicht vollständig ausgraben. Ausgraben heißt auch zerstören, denn die relevanten Erdschichten werden abgetragen. Daher verbleiben sie im Boden, wo sie am besten geschützt sind.“
Höxter ist die erste Gartenschau, die Ralf Mahytka als Archäologe begleitet. Das hat einen einfachen Grund: „Die Kombination von einer Gartenschau und Archäologie ist einzigartig, das hat es vorher noch nicht gegeben.“ Deswegen wird der Archäologiepark im Weserbogen, der die versunkene Stadt erstmals erlebbar macht, ein besonderes Highlight.
Ralf Mahytka fühlt sich in Höxter wohl. „Die Stadt hat einen ganz besonderen Charme, mit den tollen Fachwerkhäusern und der Weser.“ Sein Lieblingsort befindet sich jedoch, wie man es bei einem Archäologen erwarten kann, unter der Erde: „Die Streichwehr unter dem Wall ist ein spannender Ort, weil er viele alte Geschichten erzählt“, sagt er.
Zur Ruhe kommen kann der Archäologe am besten beim Klettern und Wandern. In besonderer Erinnerung geblieben ist ihm eine Wanderung auf die Zugspitze: „Noch auf den letzten 400 Metern zum Gipfel konnte man inmitten von Steinen und Felsspalten kleine Blumen entdecken.“
2023 wird Ralf Mahytka viel Zeit im Archäologiepark verbringen und dort Besucherinnen und Besucher begrüßen. Schon jetzt hält er Fachführungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die sich für Archäologie interessieren. „Vor allem den Kindern macht das Buddeln in der Erde Spaß“, sagt er. Zur Landesgartenschau wird es viele weitere Programmpunkte geben. „Ich freue mich“, sagt der Archäologe. „Das wird spannend!“
Jan Sommer: Landesgartenschauen waren schon immer sein Traum
Obwohl Jan Sommer eigentlich am Niederrhein zu Hause ist, begeistern ihn Höxter und die Landschaft des Weserberglandes. Der 33-Jährige ist Geschäftsführer der Landesgartenschau Höxter.
Höxter. Ursprünglich kam Jan Sommer nach der Landesgartenschau Kamp-Linfort 2020 als Bauherrenvertreter zur Landesgartenschau Höxter. Inzwischen bildet der 33-Jährige zusammen mit Claudia Koch die Geschäftsführung. „Gartenschauen waren für mich als gelernter Landschaftsbauer immer ein Thema“, sagt er. „Schon seit meinem Bachelor-Studium in Freising bei München habe ich davon geträumt, Gartenschauen in Nordrhein-Westfalen mitzugestalten.“
Für seinen Traumjob nimmt Jan Sommer einiges auf sich. Eigentlich lebt er mit Frau Lisa und Hund Willi im selbstgebauten Haus in Hamminkeln am Niederrhein. Dort ist die Familie momentan nur am Wochenende, denn auch Lisa arbeitet bei der Landesgartenschau in Höxter. „Die Arbeitstage sind meist lang und vollgepackt mit Terminen – egal ob jetzt in der Hochphase der Organisation oder während der Landesgartenschau.“
Ausgleich findet der 33-Jährige bei langen Spaziergängen und der Gartenarbeit. „Auch bei guten Serien oder Videospielen kann ich abschalten.“ Der perfekte Ort, um zur Ruhe zu kommen, ist für Jan Sommer der Wald. „Das ist ein perfekt ausbalanciertes Ökosystem, von dem wir vieles lernen können“, sagt er. „Hier geht es nicht um Verdrängung oder Unterdrückung. Große Pflanzen spenden wertvollen Schatten für kleine Pflanzen und andere Lebewesen, welche ihrerseits die großen mit Nährstoffen versorgen. Ich glaube, es ist kein Zufall, dass man hier so gut zur Ruhe kommt.“
In Höxter fühlen sich Lisa und Jan Sommer wohl. „Wie viele in meiner Heimat kannte ich Höxter nur aus den Nachrichten. Rückwirkend betrachtet ist das sehr schade. Ich habe oft das Gefühl, dort zu arbeiten, wo andere Urlaub machen“, sagt Jan Sommer. „Besonders gefallen mir die gut erhaltene, historische Bausubstanz in der Altstadt und die wunderbare Landschaft des Weserberglandes.“
Dass Höxter und Umgebung nach 2023 den meisten aus dem Reiseführer statt aus den Nachrichten bekannt ist, hat sich Jan Sommer zum Ziel gesetzt. „Die Kombination aus Gartenschau mit Geschichte und Archäologie ist einmalig.“ Sein Lieblingsort auf dem Landesgartenschau-Gelände: „Die Weserscholle, erhaben zur Weser mit wunderbarem Blick auf Solling und Höxter.“
Der Landesgartenschau wird Jan Sommer auch nach Höxter treu bleiben. „Als Garten- und Landschaftsbauer reizen mich einfach die anspruchsvollen Baustellen und das gewerkeübergreifende Arbeiten“, sagt er. Auch das Engagement aller Beteiligten beeindruckt den Geschäftsführer. „Landesgartenschauen sind für mich ein Herzensprojekt. Auch wenn es uns hier im Weserbergland sehr gut gefällt, wird es nach 2023 in die nächste Gartenschau-Stadt weitergehen.“
Foto: LGS/Warnecke