Bödexen (TKu). Schaumschlacht zum 90. Geburtstag: Die Freiwillige Feuerwehr ist nach neun Jahrzehnten aus Bödexen nicht mehr wegzudenken. Am vergangenen Wochenende feierte die Bödexer Wehr ihr 90-jähriges Bestehen mit einem Tag des offenen Tores, bei dem Schau(m)übungen der Jugendfeuerwehr, eine Fahrzeugschau, Ehrungen, Kinderbelustigungen, Blasmusik und eine anschließende Blaulichtparty im Feuerwehrgerätehaus angesagt waren. Nicht nur die übergroße Feuerwehr-Hüpfburg-Rutsche oder die Wasserspiele am kleinen Brandhaus waren für die Kinder ein beliebter Zeitvertreib: die Schau(m)übung der Jugendfeuerwehr Höxter mit echtem Feuer haben es ihnen besonders angetan – vor allem wegen dem Schaumteppich nach den Löscharbeiten. Während das Feuer auf der Straße zum Gerätehaus loderte, rückten die Jungen und Mädchen der Jugendfeuerwehr Höxter-Nord mit dem Bödexer Löschgruppenfahrzeug an, um den Brand in Windeseile zu löschen. Dazu errichteten sie einen Löschangriff von der Wasserentnahmestelle bis zum Brandort. Dutzende Zuschauende verfolgten das Einsatzgeschehen der Nachwuchsfeuerwehr vom Straßenrand aus. Schnell war das Feuer gelöscht. Jedoch breitete sich nach den Löschmaßnahmen ein riesiger Schaumteppich großflächig auf der Straße aus, der die Kinder so magisch in seinen Bann zog, das es einfach in einer Schaumschlacht enden musste – natürlich unter Aufsicht der Feuerwehr. „Der Löschschaum ist ungiftig, aber dennoch haben wir ein Auge drauf“, meinte der stellvertretende Jugendfeuerwehrwart Markus Rolff, unter dessen Federführung diese und noch eine weitere reale Brandübung durchgeführt wurde. Außerdem demonstrierte die Feuerwehr live, wie man die Erste Hilfe im Notfall korrekt anwendet. Bürgermeister Daniel Hartmann war begeistert von dem Können der jungen Nachwuchstruppe. Zum Feuerwehrgeburtstag der Bödexer Wehr gratulierte Bürgermeister Hartmann dem Löschgruppenführer Benedikt Meise, bevor der Verwaltungschef mit der Höxteraner Drehleiter einmal kurz in luftige Höhen abheben durfte. Der Leiter der Feuerwehr Höxter und stellvertretende Kreisbrandmeister Jürgen Schmits überreichte der Wehr zu ihrem 90. Bestehen die Ehrenurkunde des Kreisfeuerwehrverbandes Höxter, die er an Löschgruppenführer Benedikt Meise übergab. Zwei besondere Ehrungen zweier Feuerwehr-Urgesteine aus Bödexen nahm der stellvertretende Leiter der Feuerwehr, Rainer Höppner vor. Das Feuerwehrehrenzeichen des Landes NRW in Gold für 35 Jahre aktiven Feuerwehrdienst verlieh Höppner an den Unterbrandmeister Udo Möhring. Das Ehrenzeichen in Silber für 25 Jahre aktiven Dienst erhielt der Hauptfeuerwehrmann Karsten Rolff. Die Geburtstagsparty endete mit einer Blaulichtparty im Feuerwehrgerätehaus Bödexen.
90 Jahre Freiwillige Feuerwehr in Bödexen – Neun Jahrzehnte auf den Punkt gebracht:
In Bödexen bestand bis 1932 eine Pflichtfeuerwehr. Jeder männliche Einwohner von Bödexen, welcher über 18 Jahre alt war, gehörte dieser Wehr an und musste sich an Einsätzen und Übungen beteiligen. Die Moral der Truppe war aufgrund ihrer Verpflichtung nicht die Beste, wie es damals bei jeder Pflichtfeuerwehr war. Daraufhin ist auf Anregung des damaligen Bürgermeisters von Bödexen eine Freiwillige Feuerwehr gegründet worden. Etwa 22 Personen traten 1932 der neu gegründete Freiwilligen Feuerwehr bei. Die Mitglieder wählten Johann Peters als ihren ersten Brandmeister. Die Wehr übernahm die vorhandene Handdruckspritze mit ihrem Zubringer. Die persönliche Ausstattung erhielten die Feuerwehrleute durch das Amt Höxter-Land. Ab 1934 wurden die Aufgaben der Freiwilligen Feuerwehren im Bereich des Amtes Höxter-Land durch die Satzung der Freiwilligen Feuerwehr vom 13.03.1934 festgelegt. Zu diesem Zeitpunkt verfügte Bödexen bereits über 27 Feuerwehrleute. Die Alarmierung erfolgte durch einen Hornisten und durch das Geläut der Kirchenglocken, für das der Kirchenküster zuständig war. Die Ausrüstung war nur in einem kleinen Gebäude untergebracht. Einen Übungsraum gab es nicht, daher mussten die Zusammenkünfte in Gaststätten abgehalten werden.
Im Mai 1954 konnte ein neues Feuerwehrgerätehaus bezogen werden. Es war zeitgemäß und geräumig angelegt worden. Erstmals hatte die Wehr die Möglichkeit, ihre Zusammenkünfte in einem eigenen Raum abzuhalten. 1956 wurde die Löschgruppe mit ihrer ersten Tragkraftspritze (TS8) ausgerüstet, die später ausgetauscht wurde. Die neue Spritze leistete erheblich mehr als die Handdruckspritze mit Zubringer. Außerdem konnten die für die Bedienung der Handdruckspritze erforderlichen acht Feuerwehrleute für andere Aufgaben eingesetzt werden. Über personelle Not konnte sich die Löschgruppe nun nicht mehr beklagen. 1973 erfolgte der erste Umbau des Feuerwehrgerätehauses. 1980 wurde erneut umgebaut und die Wehr erhielt ein Tanklöschfahrzeug auf Mercedes-Unimog-Fahrgestell, welches 1992 gegen ein Tragkraftspritzenfahrzeug-Wasser (kurz: TSF-W genannt) ausgetauscht werden konnte. Die Platzverhältnisse im Feuerwehrgerätehaus waren durch das neue Fahrzeug sehr beengt. Nach langer Wartezeit bekam die Löschgruppe Bödexen 2008 die Zusage zum Bau des neuen Gerätehauses auf dem Nassen Kamp. Nach 20-monatiger Bauzeit und unzähligen Stunden an Eigenleistung konnte das neue Haus im Dezember 2009 endlich bezogen werden. 2017 erhielt die Löschgruppe Bödexen ein nagelneues Löschgruppenfahrzeug (LF20-KatS) im Austausch für das alte TSF-W. Bei einem Großbrand im August 2017 in Bödexen konnte sich das neue Löschgruppenfahrzeug das erste Mal richtig bewähren.
Fotos: Thomas Kube