Höxter (red). Wie kann die Pflege im Kreis Höxter sichergestellt werden? Rund 60 Akteure aus Pflege und Betreuung im Kreis Höxter haben sich zur 14. Netzkonferenz Pflege in der Stadthalle Brakel getroffen. Ihr gemeinsames Anliegen: Die Strukturen für die Pflege im Kreisgebiet sicher für die Zukunft aufstellen. Ein entscheidender Baustein dafür ist eine geplante Ausbildungsoffensive, für die es innerhalb des Netzwerks Pflege eine eigene Arbeitsgruppe gibt. Sie wurde ebenso vorgestellt wie die Arbeit der Steuerungsgruppe des Netzwerks Pflege.
„Ich möchte nichts beschönigen: Wir haben in Deutschland einen Pflegenotstand – das wissen sie alle am besten.“ Landrat Michael Stickeln fand in seiner Begrüßungsrede deutliche Worte in Richtung der anwesenden Pflegekräfte. „Sie alle haben – besonders vor dem Hintergrund der Coronapandemie – in den vergangenen Jahren mehr geleistet, als es in unserer Arbeitswelt eigentlich vorgesehen und auf Dauer gesund ist. Dafür spreche ich ihnen allen einmal mehr meinen persönlichen Dank aus – aber ich danke ihnen auch im Namen aller Menschen im Kreis Höxter. Sie waren und sind das Rückgrat unserer Gesellschaft.“
Aber auch diese Belastungsfähigkeit der Pflegekräfte habe Grenzen. „Deswegen ist es wichtig, dass wir die Strukturen, unter denen die Pflege heute stattfindet, immer wieder hinterfragen. Und es ist wichtig, dass die Pflegekräfte gehört werden“, so Landrat Stickeln.
Zahlreiche Beispiele dafür, dass die Pflegebranche die Herausforderungen entschlossen angeht, fanden sich auf der Tagesordnung der 14. Netzkonferenz Pflege wieder. Die Steuerungsgruppe des Netzwerks Pflege informierte im Zuge des Tätigkeitsberichts über aktuelle Rechtsprechung und ihre Auswirkungen für die Branche. Der Vorsitzende des Netzwerks, Andreas Fuhrmann, warb ausdrücklich dafür, dass sich weitere Akteure aus der Pflege und Betreuung in der Steuerungsgruppe engagieren.
Ulrike Roxlau, ebenfalls Vorsitzende des Netzwerks Pflege, hielt einen Impulsvortrag aus der Arbeitsgruppe „Ausbildungsoffensive“. „Gemeinsam möchten wir noch besser für den Berufsstand werben und zwar unabhängig von einzelnen Trägern“, unterstrich sie. „Schließlich profitieren wir alle davon, wenn sich junge Menschen für eine Karriere im Pflegewesen entscheiden.“ In der Arbeitsgruppe engagieren sich verschiedenste Vertreterinnen und Vertreter aus der Pflegebranche im Kreis Höxter. Aber auch das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben unterstützt die Arbeit der Ausbildungsoffensive aktiv.
Viele Weichen führen zu einer zukunftssicheren Pflege
Ergänzt wurde die 14. Netzkonferenz Pflege durch verschiedene Fachvorträge. Cornelia Pätzold stellte das Kontaktbüro Pflegeselbsthilfe in Höxter und bestehende Selbsthilfegruppen vor. Rund 70 Selbsthilfegruppen von pflegenden Angehörigen existieren im Kreisgebiet und treffen sich regelmäßig, um sich über Erfahrungen auszutauschen.
Um sicherzustellen, dass die Pflege im Kreis Höxter auch nachhaltig von hoher Qualität bleibt, sind die ansässigen Fach- und Hausärzte besonders wichtig. Ansgar von der Osten von der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe gab einen Überblick über die Fach- und Hausarztversorgung im Kreisgebiet. Hierbei nahm das Thema der ärztlichen Versorgung – insbesondere älterer oder pflegebedürftiger Menschen – einen Schwerpunkt bei der Netzkonferenz ein. Insbesondere mit Blick auf die demografische Entwicklung der Gesellschaft im Kreisgebiet sowie das Alter der Ärzte ist die Thematik relevant und wird in Zukunft noch wichtiger.
Zudem gab der stellvertretende Geschäftsführer des Netzwerks Pflege, Hendrik Falke, einen Überblick über die sich im Bau befindlichen Pflegeeinrichtungen im Kreis Höxter. In Zukunft entstehen neue Heim- und Tagespflegeplätze in den Städten Bad Driburg, Brakel. Neu ist: zum ersten Mal sind Heimplätze für Pflege junger Pflegebedürftiger im Kreisgebiet geplant. Stefan Nostitz, Leiter der Abteilung Feuer-, Katastrophen- und Zivilschutz des Kreises Höxter, gab Informationen zur Notfallvorsorge für den Fall einer Gasmangellage oder eines Stromausfalls.
Kreis Höxter ist in der Pflegekammer NRW vertreten
Sabine Hornemann-Kriete ist aus dem Kreis Höxter in die Pflegekammer NRW – Vertretung der Pflegekräfte im Land – gewählt worden. Sie leitet die Jung-und-Alt Tagespflege im Richterhaus in Nieheim und vertritt als eine von zwei Gewählten die Altenpflege im Regierungsbezirk Detmold. In einer kurzen Vorstellung betonte Sabine Hornemann-Kriete, dass sie gerade auch den Pflegekräften im Kreisgebiet eine Stimme geben möchte, um so die lokalen Belange in die Kammerversammlung einzubringen. Als Mitglied im Netzwerk Pflege wünsche sie sich die Unterstützung der Mitglieder des Netzwerks und der angeschlossenen Einrichtungen und aller Pflegekräften.
Über das Netzwerk Pflege im Kreis Höxter
Das Netzwerk Pflege im Kreis Höxter wurde 2014 gegründet und ist ein freiwilliger Zusammenschluss aller an der Pflege beteiligten Akteure aus dem Kreisgebiet. Es besteht aus Vertreterinnen und Vertretern von Akut-Krankenhäusern, Reha-Kliniken, ambulanten Pflegediensten, stationären Einrichtungen, Tagespflegeeinrichtungen, privaten Betreuungsdiensten, ehrenamtlichen Initiativen, Palliativpflege und Beratungsstellen. Das Netzwerk zielt darauf ab, die Zusammenarbeit zwischen den Pflegeeinrichtungen-/diensten, den Pflegekassen, dem örtlichen Träger der Sozialhilfe und den Beratungsstellen zu koordinieren und zu verbessen. Zudem entwickeln die Mitglieder Strategien zur zukunftssicheren Aufstellung der Pflege, etwa für Fachkräftegewinnung und ein besseres Netz an Pflegeeinrichtungen im Kreisgebiet.
Foto: Kreis Höxter