Höxter (red). Der Schöpfungsgarten hat einen Logenplatz auf der Höxteraner Landesgartenschau bekommen. Es ist schon ein besonders Fleckchen Erde – auf der Anhöhe an der Weser auf halber Strecke zwischen Höxter und Corvey sind die Bauarbeiten für den gemeinsamen Beitrag der Religionsgemeinschaften im vollen Gange. Die kreisrunde Veranstaltungsfläche umgeben von Sitzstufen bereits fertig. „Es erinnert an ein Amphitheater gleich an der Weser“, sagt Teamsprecher Tim Wendorff. Gottesdienste, Lesungen, Konzerte soll es hier 2023 und über die LGS hinaus geben.
„Das Pflaster ist in Labyrinth-Form verlegt, das ist aber kein Irrgarten“, stellt Planerin Barbara Siebrecht klar. Das Labyrinth symbolisiere den Lebensweg: „Man muss mal Abbiegen oder Umwege laufen, doch am Ende kommt man zur Mitte.“ Einen Bühnenpavillon wird es geben, die Bestuhlung reicht für 80 bis 100 Leute, die angrenzenden Rasenflächen lassen aber auch noch mehr Besucher zu.
Eine Skulptur am Eingang des 700 Quadratmeter großen Schöpfungsgartens soll als Blickfang dienen. Von dort führt ein rotes Pflasterband wie ein Wegweiser durch die Gärten der Elemente bis zum Labyrinth. „Wir wollen den Schöpfungsgedanken herausstellen, der allen Religionen verbindet“, erklärt Kurt-Rainer Daubach. „Alle Religionen betrachten die Schöpfung als Geschenk und fühlen sich verpflichtet, sie zu erhalten und wiederherzustellen.“
Beteiligt sind der katholische Pastoralverbund Corvey, die evangelische Weser-Nethe-Gemeinde, die Freikirchliche Gemeinde am Knüll, Bahá´i und die koptisch-orthodoxe Kirche Brenkhausen. Außerdem ist der Kreis Höxter mit dem Kommunalen Integrationszentrum für den Bereich „Interreligiöser Dialog“ mit im Boot. Auch die muslimischen Gemeinden wurden kontaktiert. „Wir sind hier in Höxter nicht so breit gefächert wie in Bad Lippspringe, wo zehn Konfessionen dabei waren“, sagt Wendorff.
Der Glaubensgarten auf der Gartenschau im Nachbarkreis Paderborn inspirierte die Höxteraner zu ihrem Schöpfungsgarten. „Da entstand die Idee, dass wir hier in Höxter auch etwas auf die Beine stellen müssen“, erinnert sich Daubach. Das Thema war schnell gefunden: Der Dreiklang von Leben, Glauben und Staunen. „Wow-Effekte“ für die Besucher erhoffen sich die Planer von den Gärten der Elemente Erde, Wasser, Feuer und Luft – jeweils optisch durch Corten-Stahltore getrennt. „Die Schöpfungselemente tauchen im Ritus aller Religionen auf“, sagt Barbara Siebrecht – vom Rauchopfer über das Wasser der Taufe bis zur Beerdigung in der Erde und Erntedank.
„Beim Thema Erde zeigen wir, wie fruchtbarer Boden aus Fels und gesprengtem Stein im Laufe von Millionen von Jahren entsteht“, beschreibt sie das Konzept. Im Wassergarten sind eine Quellschale und ein Teich mit Trittplatten zu finden. „Da kann man also übers Wasser gehen“, sagt die Planerin.
Im Luftgarten bewegen sich lange Gräser im Wind. Der Feuergarten ist bepflanzt mit gelb-roten Blühstauden. Es gibt dort eine Feuerstelle, einen „brennenden“ Dornbusch mit roten Blüten und einen verkohlten Baum in einem Aschefeld. „In allen Elementen steckt auch Gefahr, man denke nur an Fluten, Stürme, Erdrutsche und Waldbrände“, verweist Tim Wendorff auf die zerstörerischen Kräfte der Natur, die natürlich im Schöpfungsgarten ebenso thematisiert werden wie der Klimawandel.
Darüber hinaus soll es in jedem Elementgarten ein „Staun-Gerät“ geben, das auch bedient werden kann, aber da wollen die Planer noch nicht zu viel verraten. Auf alle Fälle wird der Schöpfungsgarten barrierefrei mit breiten Wegen gestaltet, so dass er auch für Rollstuhlfahrer und Kinderwagen gut passierbar ist. Erreichbar ist er auch über eine Treppe neben dem Weserbalkon, die den unteren Weg entlang des Flusses mit dem Höhenweg verbindet.
Insgesamt wird der Bau und Betrieb des Schöpfungsgartens 240.000 EUR kosten. Knapp 150.000 Euro davon fließen als Fördermittel aus dem LEADER-Programm der Europäischen Union im Rahmen des NRW-Programms Ländlicher Raum.
Die übrigen Mittel bringen der Evangelische Kirchenkreis Paderborn als Projektträger, das Erzbistum Paderborn und die beteiligten Gemeinden auf. „Wir haben ein Spendenkonto eingerichtet und viele Arbeiten werden auch ehrenamtlich geleistet, zum Beispiel der Aufbau der Hütten oder die Anpflanzungen und die Elektroinstallation“, sagt Tim Wendorff, Sprecher des 20-köpfigen überkonfessionellen Kreativteams.
Es werden noch Helfer für den Schöpfungsgarten gesucht, der auf Dauer auf der Weserscholle bestehen bleiben soll. „Man kann sich einbringen als Ansprechpartner während der Gartenschau in Schichten, bei der Pflanzung im März und der Pflege des Gartens, als Mitgestalter des Programms durch Konzerte, Lesungen, Bastelangebote“, sagt Kurt-Rainer Daubach. Interessenten können sich an ihn wenden - telefonisch unter 0171 3287907 oder per Mail unter
Foto: LGS 2023 Höxter/Manuela Puls