Höxter (TKu). Der Blick auf den ausgebrannten Schießstand vom Hauptgelände der Landesgartenschau im Weserbogen bei Corvey ist frei. Eigentlich war die Brandruine des Schützenvereins Höxter nicht zu sehen, da er durch viele Bäume und Sträucher gut verdeckt war. Ein ganzes Wäldchen wurde nun kürzlich rund um den Schießstand abgeholzt. Diese Aktion erhitzt die Gemüter und führt zu Kritik. Was dahinter steckt und ob die Sicht auf die Brandruine so bleibt, haben wir nachgefragt. Zur Vorgeschichte: Inzwischen ist es fast ein Jahr her, dass der Schießstand des Schützenvereines Höxter einem Großbrand zum Opfer gefallen ist. Als Ursache wurde durch die Brandermittler ein technischer Defekt festgestellt. Der Brand schwelte in den Monaten nach dem Großfeuer jedoch weiter. Gemeint ist damit aber nicht das Feuer im Schützenhaus, das von der Feuerwehr bereits am nächsten Morgen für gelöscht erklärt wurde, sondern der Streit zwischen dem Vorstand des Schützenvereins und der Stadt Höxter über die Erweiterung der Schießbahnen von 50 auf 100 Meter bei einem Wiederaufbau. Immer wieder wurde das „Feuer“ in den vergangenen Monaten zwischen der Stadt Höxter und dem Schützenverein angefacht.
Schon vor dem Brand loderte das Feuer zwischen beiden Parteien. Ohne die Ausbaumöglichkeiten der Schießbahnen wollte der Verein die Nutzung des 15.000 Quadratmeter großen Geländes für die LGS nicht ermöglichen. Die Stadt benötigte Teile des Geländes im Umfeld des Schießsportzentrums für die Landesgartenschau-Planungen in direkter Nachbarschaft des Archäologieparks im Weserbogen bei Corvey. Mitte März 2022 war bereits Bewegung in die Angelegenheit gekommen. Auf einer Sitzung beschloss der Ortsausschuss Stadtkern die Aufstellung eines Bebauungsplanes für das Vereinsgelände am Hafen. Dieser machte es zumindest planungsrechtlich möglich, das Gelände zu entwickeln. Konkret sollte es möglich sein, die Schießbahn von 50 auf 100 Meter Länge auszubauen. Doch am Gründonnerstag, den 14. April 2022 ereignete sich der Großbrand, dem der gesamte Schießstand zum Opfer fiel und der bis heute noch als ausgebrannte Ruine die Landschaft ziert.
Nun sind dutzende Bäume gefallen und der Blick ist frei: Die eigentlich hinter Bäumen gut versteckte Brandruine ist vom Archäologiepark im Weserbogen bei Corvey, dem Hauptgelände der am 20. April 2023 beginnenden Landesgartenschau Höxter, gut zu sehen. „Gefällt“ hatte die Entscheidung zur Abholzung der unzähligen Bäume um den abgebrannten Schießstand herum nebst dem Wäldchen zwischen Schießstand und Wasserschifffahrtsamt der Vorstand des Schützenvereins ohne Votum der Mitglieder. Nun liegen dutzende Bäume kreuz und quer am Grunde.
Der Vorsitzende des Schützenvereins Höxter von 1883 e.V., Christian Sauer, begründete die Entscheidung zur Fällung der Bäume damit, dass der Verein seiner Sicherungspflicht für die Besucherinnen und Besucher der Landesgartenschau nachgekommen sei. Die Bäume hätten über das Gelände gehangen und der Verein würde deshalb in der Pflicht stehen. Ob alle Bäume bis zur Landesgartenschau vom Gelände beseitigt seien, das konnte Christian Sauer nicht sagen. Sehr wahrscheinlich würden viele Bäume auch nach der Eröffnung der Landesgartenschau noch auf dem Gelände des Schützenvereines liegen, so Sauer. Auf Anweisung der Naturschutzbehörde müssen jedoch die Baumkronen und Äste weitestgehend entfernt werden, damit dort keine Vögel nisten, sagte der Vereinsvorsitzende. Am Samstag fanden bereits weitergehende Arbeiten statt – die kreuz und quer am Grunde liegenden Bäume wurden teilweise entastet und aufgestapelt.
Als „Frackigkeit“ gegenüber der Stadt Höxter bezeichnete der Initiator der Initiative „Grün statt Grau“, Falk Wennemann, die Abholzaktion. Die „Freie Bürgerinitiative Höxter“, die aus der Initiative „Grün statt Grau“ hervorgegangen ist und die Abholzung von Bäumen im Stadtgebiet kritisierte, sei entsetzt, so Wennemann. Dieser Schritt sei ein Schritt zu viel gewesen, sagte Wennemann auf Höxter-News-Anfrage. Wird die Sicht auf den Schießstand bleiben, haben wir Bürgermeister Daniel Hartmann gefragt. In der Sichtachse zur Ruine wird noch eine Blumenhalle errichtet. Hartmann wollte aber weiterhin keine Details nennen, wie es in der Angelegenheit weiter gehe, er sei aber sehr optimistisch, dass sich das Landesgartenschau-Gelände im Weserbogen bis zur Eröffnung der Landesgartenschau ansprechend präsentieren werde.
Fotos: Thomas Kube