Kreis Höxter (red). „Jede Frau sollte ein selbstbestimmtes und gewaltfreies Leben führen können“ - mit diesem Grundanliegen bietet die in Trägerschaft des AWO Kreisverbandes Höxter e.V. geführte Frauenberatungsstelle flächendeckend im gesamten Kreisgebiet kompetente Beratung und Unterstützung an.
Gewalt gegen Frauen hat viele Gesichter. Beraten und unterstützt werden betroffene und bedrohte Frauen und ihre Helfer:innen zu Themen wie Partnergewalt, Vergewaltigung und sexuelle Nötigung, Stalking, digitale Gewalt, Zwangsheirat und sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz. Das Thema häusliche Gewalt ist Hauptthema, warum Frauen die Beratungsstelle aufsuchen. Sie bezeichnet nicht nur körperliche Verletzungen, sondern auch Verletzungen der Seele, der Gesundheit und der Freiheit. Tritte, Schläge, sowie Erniedrigungen, Drohungen, Kontaktverbote, bewusste Isolation, Kontrolle der Finanzen und Erzwingen sexueller Handlungen sind nur einige Beispiele für Gewalt, denen Frauen im häuslichen Umfeld ausgesetzt sein können. Dabei handelt es sich nicht immer ausschließlich um den Ehemann oder Partner. Der verlassene Freund, das erwachsene Kind, der Vermieter oder der Mitbewohner können auch Täter oder Täterinnen im häuslichen Umfeld sein. Frauen aus allen gesellschaftlichen Kontexten und aller Nationalitäten können Opfer von Gewalt sein.
Neben aufbauenden Gesprächen unterstützen die Beraterinnen u.a. Wege aus der Gewaltspirale zu erarbeiten, zeigen Möglichkeiten der Existenzsicherung auf, begleiten bei Bedarf zur Polizei oder Rechtsanwält:innen und helfen bei Ämtergängen und Anträgen. Thematisiert werden oftmals auch gesundheitliche Probleme, die sich u.U. im Laufe der Jahre eingestellt haben und häufig Ausdruck der psychischen Überforderung und Hilflosigkeit sind. Grundsatz der Beratungsarbeit ist die Hilfe zur Selbsthilfe in ein eigenständiges Leben ohne Gewalt, Unterdrückung und Bevormundung.
Gewalt gegen Frauen ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, welches heute immer noch häufig im Verborgenen bleibt. Während der Corona-Krise führten die Einschränkungen des öffentlichen und privaten Lebens zu beengten Lebensumständen und finanziellen Sorgen. Fehlende Kinderbetreuung und wenig Rückzugsmöglichkeiten führten zu mehr Ängsten und Stresssituationen innerhalb der Familien. Fehlende Kontakte und wenig soziale Kontrolle durch Schule, Kindertagesstätte, Arbeit oder Verwandte konnten außerdem dazu führen, dass potenzielle Opfer häuslicher Gewalt seltener Unterstützung suchten. Dennoch war in der Beratungsstelle gegen Gewalt an Frauen ein Anstieg des Hilfegesuchs von Frauen zu erkennen.
Im Jahr 2021 blieb die Anzahl der zu beratenen Frauen überwiegend mit insgesamt 126 Betroffenen im Vergleich zum Vorjahr auf einem Niveau. Auffällig ist jedoch, dass die Anzahl und Intensität der Beratungen um 40% anstieg. Frauen brauchten vermehrt Gespräche und eine intensivere Unterstützung bei einzelnen Schritten. Dies lässt sich wahrscheinlich damit begründen, dass durch (Teil-)Schließungen der Zugang zu Ämtern u.ä. erschwert wurde. 2022 hingegen blieben die Beratungszahlen zwar annähernd konstant, dafür war hier eine Zunahme von 19% der Hilfesuchenden zu verzeichnen. Betroffene berichten seit Beginn der Pandemie von einer hohen Gereiztheit des Partners, Verschlimmerung von Gewaltausbrüchen und einer Zunahme von Aggressionen. In den letzten Jahren suchten vermehrt Frauen mittleren Alters (26-40 Jahre) die Beratungsstelle auf. Auffällig ist die Anzahl der Frauen über 60 Jahre, die sich im Jahr 2022 fast verdoppelt hat. Vermutlich entwickelt auch diese Generation durch die vermehrte Medienpräsenz ein größeres Bewusstsein dafür, dass sie die erlebte Gewalt und Unterdrückung nicht mehr weiter hinnehmen muss. Obwohl überwiegend Frauen mit deutscher Staatsbürgerschaft Unterstützung suchen, finden auch immer häufiger Frauen anderer Staatsangehörigkeiten den Weg in die Beratungsstelle. Gut 50 % der Frauen leben zum Zeitpunkt der Erstberatung mit minderjährigen Kindern in einem Haushalt, ob mit oder ohne Partner.
Finanziert wird die Beratungsstelle durch Landeszuschüsse und Fördermittel des Kreises Höxter, des ZontaClubs Höxter sowie durch Eigenmittel des AWO Kreisverbandes.
Die Beraterinnen weisen zusätzlich auf Angebot des Frauen- und Kinderschutzhauses des Kreises Höxter hin, welches 24/7 unter der Nummer 0171 5430155 zu erreichen ist.
Das kostenlose bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ ist 24 Stunden am Tag unter der Nummer 08000 116 016 oder online erreichbar und berät in 18 verschiedenen Sprachen.
Mittlerweile gibt es ebenfalls ein bundesweites Hilfetelefon „Gewalt an Männer“. Dieses erreicht man unter 08001239900 oder ebenfalls online per Chatberatung.
Info:
Telefonische Erreichbarkeit der Beraterinnen von montags bis donnerstags von 9.00-17.00 Uhr und freitags von 9.00 – 12.30 Uhr unter den Tel.: 0160937930 -30 oder -35, sowie per SIGNAL-Messenger und per E-Mail unter
Unsere Standorte:
Höxter: AWO Familienstützpunkt, Gartenstraße 7
Bad Driburg: AWO Geschäftsstelle, Caspar-Heinrich-Str. 15
Steinheim: AWO Familienstützpunkt, Pyrmonter Str. 8
Peckelsheim: Rathaus Peckelsheim, Abdinghofweg 1
Anwesende:
- Sabine Heikenfeld, Vorstandsvorsitzende des AWO Kreisverbandes Höxter e.V.
- Die Beraterinnen der Frauenberatungsstelle der AWO für den Kreis Höxter
- Dr. Elisabeth Klemm, Zonta Club Höxter