Beverungen (red). Knapp 200 Schülerinnen und Schüler des 10. Jahrgangs des Beverunger Gymnasiums und der Sekundarschule im Dreiländereck trafen sich am vergangenen Donnerstag zu einer besonderen Veranstaltung. Unter dem Titel "Crash Kurs NRW" fand in der Aula des Schulzentrums eine Unfall-Präventionskampagne statt. Moderiert wurde der Vormittag von Markus Tewes von der Kreispolizeibehörde Höxter.
Im Fokus standen dabei die jungen Menschen, die demnächst als Fahranfänger auf die Straßen kommen werden. Ihre Altersgruppe ist dabei überproportional häufig schuldhaft an Verkehrsunfällen beteiligt. Hauptursache für die oft tragischen Unfälle sind zu schnelles Fahren, falsches Überholen, Ablenkung und Alkohol- und Drogenkonsum, der Sicherheitsgurt hilft hingegen, Verletzungen zu vermeiden. In den letzten 10 Jahren verunglückte im Kreis Höxter durchschnittlich jedes Jahr ein junger Mensch tödlich. Und oft waren es die jungen Erwachsenen selbst, die die Unfälle herbeiführten.
Verkehrsunfälle passieren nicht, sie werden verursacht. Diese Feststellung unterstrichen die vier Referenten in ihren bewegenden Ausführungen. Albert Henne von der Freiwilligen Feuerwehr Höxter beschrieb u.a., welche Aufgabe neben dem Retten und Bergen am Unfallort auf ihn und seine Helfer zukommt. Einsatz von Spreizwerkzeugen, Befreien von Verletzten, aber auch das würdevolle Aufbahren der Toten und das Reinigen der Straße gehören dazu. Sein Fazit, dass er den Schülern ans Herz legte: "Nehmt Einfluss auf den Fahrer!"
Carsten Jödecke von der Polizei Höxter erinnerte sich an seine Anfänge als junger Beamter und berichtete über einen Unfall, bei dem ein 16-jähriger Junge als Beifahrer den Tod fand. Der junge Fahrer hatte sich überschätzt und war mit dem Auto wegen zu schneller Fahrweise ins Schleudern geraten.
Die Notärztin Dr. Martina Krüger konzentrierte sich auf ein Unfallgeschehen, bei dem die Eltern eines ums Leben gekommenen Kindes den Wagen eines 22-jährigen Fahrers wieder erkannten und noch am Krankenwagen von ihrem Jungen Abschied nahmen. Zuvor hatte die Notärztin mit ihrem Team mehrfach, letztlich vergebens, versucht den Jungen zu reanimieren. Das PS-starke geliehene Auto wurde von dem jungen Fahrer offensichtlich völlig unterschätzt.
Petra Schult, ehrenamtlich als Notfallseelsorgerin im Kreis Höxter tätig, stellte das Überbringen der Todesnachricht und den Umgang von Angehörigen mit dem Unfallverursacher in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen. Sehr eindrücklich beschrieb sie einen Einsatz, bei dem sie sich im Krankenhaus um einen jungen Mann kümmerte. Er stellte sich dabei immer wieder die Frage, ob er welche Schuld er auf sich geladen hat und wie er sich entschuldigen könne.
Dass das Ziel, die Jugendlichen für die Gefahren des Straßenverkehrs zu sensibilisieren, erreicht wurde, lies sich gut an der nach der Veranstaltung anhaltenden großen Stille und Nachdenklichkeit der Schülerinnen und Schüler erkennen. In der darauf folgenden Stunde im jeweiligen Klassenverband war deutlich zu spüren und zu hören, dass sich die Gedanken mit dem Gesehenen und Gehörten weiter auseinandersetzten. Insbesondere den Mädchen war klar, niemals in das Auto eines alkoholisierten oder angeberischen Fahrers einzusteigen. Auch wenn es Ärger geben sollte, würden sie lieber ihren Vater nachts aus dem Bett klingeln.
Foto: Sekundarschule im Dreiländereck