Höxter (TKu). Bei den Renovierungsarbeiten zum eigenen Ladengeschäft in der Albaxer Straße kam ein historischer Schriftzug vom Urgroßvater wieder zu Tage: In der Albaxer Straße 35 hat die Höxteranerin Elisabeth Thomas und ihr Lebensgefährte Sven Siewert aus Höxter vor kurzem einen Haus- und Gartenservice mit einer kleinen Feier eröffnet. An der gleichen Stelle betrieb ihr Uropa August Beverungen ab 1950 gemeinsam mit ihrer Oma Margarete Eisenächer einen eigenen Lebensmittelladen.
Während der Umbauarbeiten lebte die Erinnerung in der Familie wieder auf, als der alte Laden-Schriftzug von Urgroßvater August Beverungen nach vielen Jahrzehnten der Verborgenheit wieder an der Fassade freigelegt wurde. „Der Schriftzug wurde noch per Hand selbst an die Fassade gemalt“, erklärt Elisabeth Thomas. Ihre Oma Margarete Eisenächer ist in diesem Jahr 90 Jahre alt geworden, sie hat lange über dem Geschäft ihres Vaters August Beverungen gelebt und darin gearbeitet. Wie alles begann: Nach dem zweiten Weltkrieg eröffnete August Beverungen zunächst einen Kiosk und später dann das kleine Lebensmittelgeschäft.
„Hier gab es immer frische Milch und in den Anfangsjahren hatten wir auch eine eigene Tankstelle“, berichtet Ingrid Moeller, die Mutter von Elisabeth Thomas. Oma Margarete Eisenächer arbeitete ab 1950 im familieneigenen Betrieb. Gemeinsam mit ihrem Mann Manfred und ihren drei Töchtern Eva Ingrid und Margot hat sie über dem Geschäft gewohnt, dass sie von ihrem Vater August übernommen hatte. In den 60er Jahren waren das Milchgeschäft und der Lebensmittelhandel die Haupteinnahmequelle der Familie. 1963 wurde das Geschäft vergrößert und später noch durch einen Schnellimbiss ergänzt. Das war auch die Zeit, in der man sich der Lebensmittelkette „Fachring“ anschloss.
Dazu gibt es auch noch eine kleine Anekdote: Jeden Freitagnachmittag kamen die heimischen Soldaten in den Imbiss und bestellten ein „Zuchthauspralinchen“, berichtet Margarete Eisenächer. Gemeint war damit keine Person sondern eine Frikadelle nach Hausmannsart. Als die großen Supermärkte in die Gegend zogen, mussten die Eisenächers ihr Lebensmittelgeschäft schließen. Dafür eröffneten sie 1986 an gleicher Stelle die Schelpe-Stube, die von der Familie fünf Jahre selbst betrieben worden ist. Ab dem Jahr 1991 gaben Oma Margarete, ihr Mann Manfred Eisenächer und Tochter Ingrid Moeller die Selbständigkeit auf und verpachteten das Ladengeschäft nur noch an andere Gastronomen.
Nach diversen Schnellimbissen mit verschiedenen Pächtern wurde das Geschäft kurzzeitig zum Ausstellungsraum für einen Treppenbauer, bevor die Bäckerei Engel hier von 2003 bis 2018 einzog. Nachdem die Bäckerei Engel in diesem Jahr die Filiale an der Albaxer Straße 35 aufgegeben hat, wagt sich nun Elisabeth Thomas in die Selbständigkeit. Sie und ihr Lebensgefährte Sven Siewert bieten einen Hausmeisterservice für die unterschiedlichsten Bereiche an. Mama Ingrid Moeller aus Höxter ist froh, dass ihre Tochter Elisabeth mit der Selbständigkeit wieder an der Stelle beginnt, wo einst ihr Urgroßvater August Beverungen gewirkt hat. Der freigelegte Schriftzug ist derzeit noch für Jedermann sichtbar und erinnert viele ältere Höxteranerinnen und Höxteraner an frühere Zeiten, als sie noch im Lebensmittelgeschäft „August Beverungen“ eingekauft haben. Der Schriftzug soll aber nicht erhalten bleiben, sondern im Zuge einer Sanierung verputzt werden, sagt Elisabeth Thomas.
Fotos/Repros: Thomas Kube